Sonntagsgedanken: Strafe Gottes?
„Warum straft Gott mich so?“ Wie oft quält uns Menschen genau diese Frage! Da geschieht etwas – etwas Grausames und Furchtbares – und ich frage mich: „Warum?“ Und mir fällt nichts anderes ein, als nach einem verborgenen Grund zu suchen: nach einer Schuld, nach irgendetwas, weswegen Gott mich nur so furchtbar und grausam strafen könnte.
Ja noch schlimmer wird das Ganze, wenn es nicht nur mich betrifft, wenn andere in Mitleidenschaft gezogen worden sind; Kinder etwa, Menschen, die doch gar nichts dafür können: Wenn der Arzt mich mit der schrecklichen Nachricht konfrontiert, dass sie nicht leicht werden wird, die bevorstehende Geburt meines Kindes, dass Schäden beim Neugeborenen nicht auszuschließen sind.
Warum? Was hab‘ ich verbrochen, dass Gott mich so straft? Und warum nicht nur mich, warum mein Kind, das doch wirklich absolut nichts getan hat?
Warum?
Liebe Freunde,
diese Frage nach dem Warum ist so alt wie die Menschheit selber. Und auch heute noch können wir auf diese Frage keine Antwort geben. Freilich gibt es ganz schlaue Menschen, die bei einer Krankheit oder einem Schicksalsschlag sofort zu wissen glauben, dass das der Wille Gottes gewesen sei, weil man ganz bestimmt gegen seinen Willen handelt habe.
Ist das so? Ich kann diese Vermutung nur verneinen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass eine plötzliche Krankheit oder ein Schicksalsschlag niemals eine Bestrafung unseres Gottes ist. Jesus selbst sagt im Evangelium, als ihn seine Jünger fragen, warum ein Bettler blind gewesen ist, ob er oder dessen Eltern gesündigt hätten: „Keiner von beiden hat gesündigt, aber Gott wird seine Herrlichkeit zeigen.“
Freilich bin ich für mein Handeln verantwortlich, und wenn ich nicht auf meine Gesundheit achte, kann ich auch nicht erwarten, dass sie mir erhalten bleibt. Genauso, wenn ich meinen Nächsten immer wieder in die Pfanne haue, muss ich damit rechnen, dass es mir auch einmal so ergeht.
Aber Gott tut das nicht, und er bestraft uns auch nicht.
Vielleicht verstehen wir nie den Sinn für ein Leid oder Schicksalsschläge, vielleicht können wir den Sinn dafür irgendwann einmal ein bisschen erahnen. Aber eines ist es mit Sicherheit nicht: eine Bestrafung Gottes. Denn er ist ein Gott der Liebe, der zwar nicht mein Leid und meine Schicksalsschläge von mir nimmt, aber genau dort bei mir ist und mir die nötige Kraft dafür gibt. Weil er selber in Jesus gelitten hat, bin ich, in allem, was mir widerfährt, nicht allein. Ich weiß, dass ich keine Erklärung und keine Antwort auf die „Warum“ Frage erhalte, aber das Wissen um Gottes Liebe lässt mich diese Frage in einem ganz anderen Licht sehen: im Licht der Hoffnung. Er mag vieles tun oder geschehen lassen, was wir nicht verstehen. Der Sinn hinter den Dingen mag uns noch so häufig verborgen bleiben. Warum manche so viel leiden müssen, werden wir vielleicht nie erfahren.
Aber eines erfahre ich, nicht zuletzt durch das heutige Evangelium: Es ist nicht etwa eine Strafe Gottes! So nämlich, und davon bin ich felsenfest überzeugt, mit irgendwelchen Krankheiten aus heiterem Himmel, so straft Gott uns nicht.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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