Klosterbrauerei Weißenohe ist ein ökologischer Vorzeigebetrieb der Öko-Modellregion Fränkische Schweiz

Im Gärkeller der Brauerei Winkler. © Thomas Weichert
Im Gärkeller der Brauerei Winkler. © Thomas Weichert

Der Verein „Zukunft Gößweinstein“ und die „Bewegung Ökologische Region“ (BÖR) Fränkische Schweiz laden gemeinsam für kommenden Donnerstag, 23. März um 19.30 Uhr zu einer Veranstaltung zum Thema „Öko-Modellregion Fränkische Schweiz – Unser Weg in die Zukunft“ in das Pfarrheim in Gößweinstein ein. Dabei werden sich auch drei Beispielbetriebe der Öko-Modellregion vorstellen. Einer davon ist die Klosterbrauerei Weißenohe.

Zusammen mit dem Gößweinsteiner Arzt Klaus-Dieter Preis und dem pensionierten Pottensteiner Lehrer Dieter Hoch, die die führenden Köpfe der BÖR sind, hat unsere Zeitung Braumeister und Brauereichef Urban Winkler und dessen Gattin Katharina einen Besuch abgestattet. Der Bierausstoß der Weißenoher Klosterbrauerei, die seit 1827 in Familienbesitz ist, beträgt pro Jahr 25.000 Hektoliter für alle Biersorten. 45 Prozent davon sind inzwischen Bio-Biere. 80 Prozent davon ist das Exportbier „Classic“ in der Bügelverschlussflasche. Bereits seit dem Jahr 2000 ist die Klosterbrauerei Weißenohe Bioland-Vertragspartner. Zur damaligen Zeit hat es viel Überzeugung gebraucht die Bierproduktion auf „Bio“ umzustellen, erinnert sich Urban Winkler. Initialzündung für ihn war, was er damals mit seiner eigenen Quelle erlebt hatte. Im Wasser, mit dem noch heute sein Bier gebraucht wird, fand sich plötzlich das seit den 1990er Jahren verbotene Pflanzenschutzmittel Atrazin und danach dessen Abbauprodukt Desytilatrazin. Da war für Winkler klar dass er sein Quellwasser schützen müsse, weil er sich auch nicht in die Abhängigkeit von einem größerem Wasserversorger begeben möchte der das Trinkwasser aus einem Tiefbrunnen gewinnt.

„Der Hopfen vor der Haustür schützt heute auch mein Wasser“, sagt Winkler, der seinen Bio-Hopfen gleich aus der Nachbarschaft bezieht. Der Bio-Hof Friedrich im Gräfenberger Ortsteil Lilling ist inzwischen als weltgrößter Bio-Hopfenanbauer bekannt. Seit 1979 wird in Lilling Bio-Hopfen angebaut. In Deutschland gibt es bislang nur ganze sieben Bio-Hopfenanbauer. In den Winkler-Bio-Biersorten Classic, Barrique, green MONKey, Minnesänger Pils und Cannabis Club muss nicht nur der Hopfen bio sein, sondern auch alle anderen Zutaten. Winkler braut auch ein Bio-Pils speziell für die Hamburger Firma Premium. Denn die Biolandrichtlinien sind streng. Es darf zum Beispiel keine Wasseraufbereitung erfolgen, keine gentechnisch veränderten Zutaten verwendet werden und selbst zur Reinigung der Braugeräte darf keine Chlorchemie verwendet werden.

Zum Bierbrauen braucht es aber bekanntlich nicht nur Hopfen und Wasser, sondern auch Braugerste aus der das Malz gewonnen wird. Und diese muss natürlich auch biologisch angebaut und geerntet werden. Ganz neu ist daher eine Kooperationsvereinbarung zwischen der neu gegründeten Bio-Braugerstenliefergemeinschaft Klosterbrauerei Weißenohe, der Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern mbH in Pöttmes und der Klosterbrauerei Weißenohe selbst. Der Bio-Braugerstenliefergemeinschaft sind acht Landwirte aus Oberfranken, darunter auch aus Pottenstein, Wiesenttal, Gößweinstein und Pegnitz angeschlossen, die alle zusammen die 140 Tonnen Braugerste anbauen die Winkler im Jahr benötigt. Sie liefern dann alle gemeinsam ihre Gerste an das Lagerhaus von Manfred Stock in Creußen von wo aus dann die Mälzerei beliefert wird. Ursprünglich hatte Winklers Brauerei auch eine eigene Mälzerei. Aufgrund der kleinen Strukturen wurde dies aber energetisch unwirtschaftlich. Weil alle Landwirte die gleiche Sorte Gerste anbauen, hat es den Vorteil dass diese dann in der Mälzerei leichter zu verarbeiten ist. Welche Gerstensorte angebaut wird, wird gemeinsam jeweils am Jahresanfang entschieden. Vor der Aussaat wird auch der Preis für eine Session für die Gerste festgelegt. Dies gibt Planungssicherheit für alle Beteiligen, sagt Winkler, der dann gerne etwas mehr als den marktüblichen Preis bezahlt. Der Zusammenschluss der Landwirte macht es für sie aber auch möglich, wirtschaftlich zu arbeiten.

Brauer, Hopfen- und Gerstenanbauer liefern somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der kleinstrukturierten Landwirtschaft in der Öko-Modellregion und alle profitieren von solchen Zusammenschlüssen. Man schafft dadurch eine regionale Wertschöpfungskette die zum Erhalt kleinerer Betriebe beiträgt und schützt die Artenvielfalt, die Umwelt und die Erholungsfunktion in der Fränkischen Schweiz. Das Bier der Klosterbrauerei Weißenohe kommt damit den Wünschen der Verbraucher nach ökologischen Lebensmittel nach, die aus regionalen Wirtschaftskreisläufen stammen. Im Zeichen der Klimaveränderung hat die Kooperation große Vorteile für alle. Nicht nur für die Landwirte und den Brauer. „Für die Natur, das Trinkwasser, den Boden und den Verbraucher“, zählt Preis auf. Das Reinheitsgebot für Bier sollte nach Meinung von Winkler um ein „Natürlichkeitsgebot“ erweitert werden. Denn das Reinheitsgebot sei heute nur noch eine Marketingabgrenzung deutscher Brauereien zu ausländischen. In Sachen Bio hat Winkler auch schon längst auf Solarstrom umgestellt. 85 Prozent des Stromverbrauchs seiner Brauerei erzeugt seine Solaranlage, der Rest ist Naturstrom über den Brauerbund. Von dem Label „Solarbier“ hält er nichts. „Das ist nur Geldschneiderei“, sagt Winkler.

Dass das Bier allgemein teurer wird, steht fest. Ein Kasten Bio-Bier wird die Grenze von 20 Euro bald erreichen. Dies werden aber auch alle anderen Biere, ist sich Winkler sicher.

Bei der Veranstaltung am kommenden Donnerstag in Gößweinstein geht es vor allem um den Ausbau der regionalen Biolandwirtschaft, die Vernetzung zwischen Landwirten, Verarbeitern und Verbrauchern sowie den Aufbau weiterer Kooperationen. Erwartet wird dazu auch der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (FW).