Notarzt-Standorte Neustadt und Teuschnitz bleiben unverändert
Zunehmende Besetzungsprobleme und steigende Ausfallzeiten
Insbesondere an Standorten im ländlichen Raum sowie ein Rückgang der Beteiligung der Notärzte am Notarztdienst stellen die Rettungsdienst-Strukturen in ganz Bayern vor große Herausforderungen. Dennoch sieht man sich im Bereich Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Coburg (ZRF) derzeit gut aufgestellt.
Einstimmig hat die ZRF-Verbandsversammlung deshalb beschlossen, den Notarztstandort Neustadt weiterhin 24 Stunden am Tag zu betreiben sowie die drei Notarztstandorte im Landkreis Kronach (Pressig, Steinbach am Wald und Steinwiesen) zu erhalten.
Damit weichen die Rettungsdienst-Strukturen in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels auch künftig von den Empfehlungen einer Studie des Münchner Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) ab. Das Institut wurde im März 2020 mit der Durchführung einer Studie zum Notarztdienst in Bayern beauftragt und hatte unter anderem vorgeschlagen, den Notarztstandort Neustadt auf einen Tagbetrieb (12 Stunden) zu reduzieren und im Bereich des Frankenwalds einen zentralen Notarztstandort in Teuschnitz zu schaffen.
Sebastian Straubel, Coburger Landrat und Vorsitzender des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, betonte nach der in nichtöffentlicher Sitzung getroffenen Entscheidung, dass man sich damit nicht grundsätzlich gegen die Ergebnisse der Studie wende: „Die INM-Studie basiert auf theoretischen Annahmen, die man aber auch mit der Versorgungsrealität abgleichen muss.“ In die gleiche Kerbe schlug der Kronacher Landrat Klaus Löffler: „Bei aller Diskussion muss es immer das oberste Ziel sein, die Rettungsketten über den gesamten Landkreis hinweg zu gewährleisten. Ein Reißbrettentwurf ohne Berücksichtigung der topografischen Verhältnisse unseres Landkreises kann deshalb nicht zielführend sein.“ Ein Notarzt-Standort in Teuschnitz auf Kosten anderer Standorte könne vor diesem Hintergrund nicht die Lösung sein. „Umso dankbarer bin ich, dass wir uns gemeinsam auf den Erhalt des Status Quo geeinigt haben“, sagte Klaus Löffler.
Dr. Hans-Joachim Goller (Ärztlicher Leiter Rettungsdienst) erläuterte den Verbandsräten die wichtigsten Punkte der Studie. „Beim Vorschlag zur Reduktion des Notarztstandortes Neustadt auf reinen Tagbetrieb sind zum Beispiel die Einsätze im angrenzenden Bereich Thüringens nicht berücksichtigt worden“, sagte Goller. Gleiches gelte für die seit 2020 zunehmende Anzahl von notarztbegleiteten Transportfahrten zwischen Kliniken. Diese werden oft vom diensthabenden Notarzt begleitet. Zudem fehle bei Wegfall des nächtlichen Notarztdienstes in Neustadt eine wesentliche Komponente für den einsatzstarken zentralen Standort Coburg.
Der Studien-Vorschlag, einen Notarzt-Standort in Teuschnitz zu schaffen und dafür die bisherigen Strukturen aufzulösen, lag nach Angaben Gollers nicht zum ersten Mal auf dem Tisch. Allerdings fehle für einen zentralen Standort in Teuschnitz mit größter Wahrscheinlichkeit die Bereitschaft der bislang aktiven Notärzte, ihren Dienst von Teuschnitz aus zu versehen.
Die Entscheidung, weiterhin auf die Notarztstandorte Pressig, Steinbach am Wald und Steinwiesen zu setzen, ist aber nicht in Stein gemeißelt. Dr. Hans-Joachim Goller erläuterte, dass insbesondere in Steinbach eine sehr hohe Quote von Springern aus weiter entfernten Notarztstandorten im Einsatz sei: „Das ist keine gute Zusammensetzung.“ Deshalb werde die Situation im Frankenwald – so wurde es im Beschluss ausdrücklich festgehalten – „bis 2026 regelmäßig überprüft“.
Hinter diese Entscheidung stellte sich auch der Steinwiesener Bürgermeister Gerhard Wunder. Er empfahl, für eine langfristige Sicherung der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung in ländlichen Regionen auch die moderne Technik mit in die Planungen einzubeziehen.
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