Zettels Reflexionen: Welche Vision kann uns retten?
Ich behaupte, keine kann das. Denn das müsste eine Vision von allem sein. Was also stattdessen? Das mit den Visionen ist schwierig, blenden doch Visionen unangenehme Tatsachen gerne einmal aus. Und ich kenne auch keine, die wirklich alles umfassen würde.
Unsere Entscheidungen treffen wir selbst und frei. Für mich ist das keine Frage. Aber das sagt nichts darüber aus, was den Rahmen definiert, innerhalb dessen Grenzen ich mich entscheiden kann. Diese Grenzen werden vor allem durch mein Wissen definiert. Also ich lebe in dem Universum, also steckt auch das Universum in mir.
Auch ich bestehe aus Atomen, und da Atome nun einmal physikalischen Gesetzmäßigkeiten unterliegen, unterliege auch ich diesen Gesetzmäßigkeiten. Die mentalen Vorgänge in meinem Gehirn wie in meinem Körper ereignen sich nur, weil da Atome ihre Arbeit verrichten. Und sich an die physikalischen Gesetzmäßigkeiten halten.
Das bedeutet nun nicht, dass ich eins zu eins determiniert wäre. Wenn ich sterbe, haben meine Zellen das Signal erhalten, dass sie jetzt mit ihrem Job aufhören und wieder zerfallen können. Wo dieses Signal herkommt, das weiß der Himmel. Und wo das Signal herkommt, dass meinen Zellen sagt, wie sie die Wunde an meiner Hand reparieren können, das weiß ich nicht. Aber das Signal ist eindeutig da.
Genauso wie Pflanzen im Frühjahr ganz genau wissen, wann es warm genug ist, auszutreiben. Oder Bäume, wann es im Herbst Zeit ist, ihre Blätter abzuwerfen, weil sie sonst die kalte Zeit nicht überstehen können. Wenn Pflanzen oder Bäume so etwas wissen, dann weiß ich auch, wie ich am besten existieren kann. Und wenn Pflanzen miteinander kommunizieren, was sie ganz offensichtlich tun, weshalb soll ich es nicht auch können?
Das alles passiert auf der Basis der Aktivität der Atome, also letztlich auf der Basis physikalischer Gesetzmäßigkeiten. Was wiederum bedeutet, dass, solange ich die nicht kenne, sie nicht beherzige und darauf mein Weltbild nicht aufbaue, solange wird es mir nicht helfen, mich frei entscheiden zu können. Ich werde dann einfach keine zielführenden Entscheidungen treffen können.
Ich entscheide mich definitiv frei – im Rahmen der physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Ich finde es sehr interessant, dass sich im aerzteblatt.de eine Besprechung des Buches von Johannes Hans A. Nikel „Die Mystik der Physik. Annäherung an das ganz andere“ findet. Ganz offensichtlich beginnt auch hier ein Um- und Nachdenken.
Doch was sagt uns das? Einmal, dass ich mich beziehungsweise wir uns intensiv mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten beschäftigen sollten, zum anderen, dass ich und wir die brachliegende, nonverbale Kommunikation mit allem (!!) wieder ausgraben müssen. Da ist sie offensichtlich, eben verschüttet – für uns Menschen.
Wenn wir das hinbekommen, dann brauchen wir, das ist meine (mystische?) Überzeugung, keine Vision mehr, denn dann wissen wir, was zu tun ist.
Peter Zettel
ist pensionierter Anwalt. Seit ein paar Jahren ist er begeisterter Motorradfahrer – sein persönlicher Weg der Selbsterkenntnis. Er interessiert sich für das, was die Welt bewegt und schreibt darüber in seinem Blog zettel.biz.
Alle bisher im Wiesentboten erschienen „Zettels Reflexionen„
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