Bürgerversammlung in Unterleinleiter: Diskussionen um die Windkraft auf der Langen Meile
Auf große Resonanz war die Bürgerversammlung für die Orte Unterleinleiter und Dürrbrunn zum Thema „Winpark auf drer Langen Meile“ in der Mehrzweckhalle von Unterleinleiter gestoßen. 105 Menschen, viele auch aus der Nachbargemeinde Eggolsheim, waren gekommen um sich über den aktuellen Sachstand zu informieren. Als Referenten hatte Bürgermeister Alwin Gebhardt Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern und Christian Amende von der Bürgerinitiative Pro Naturpark Fränkische Schweiz eingeladen. Viel Neues erfuhren die Bürgerinnen und Bürger nicht, da das geplante Projekt noch ganz am Anfang steht.
Grundsätzlich gehe es darum zu verstehen an welcher Stelle man stehe und wo die Reise hingeht, so Gebhardt bei seiner Begrüßung. Das auch Gäste aus der Nachbargemeinde zugelassen wurden, begründete der Bürgermeister damit, dass es im Vorfeld Anfragen gegeben hatte. „Wir werden unsere Türen nicht versperren“, so Gehhardt. Ein Zuhörer stellte am Schluss aber fest, das den meisten Redeanteil nicht die Laderer und Dürrbrunner hatten und dass man eine „globalgalaktische Diskussion“ über Windräder geführt habe.
Ruckdeschel stellte zu Beginn seiner eher allgemeinen Ausführungen zu erneuerbaren Energien die Frage, wer gegen Windkraft sei. Das war fast die Hälfte der Anwesenden. „Wenn sie erst gebaut sind, sind die Zustimmungsraten höher“, so Ruckdeschel. Bezüglich Klimaerwärmung sei man erst am Anfang dieser Entwicklung. „Was wir jetzt in Sachen erneuerbarer Energien tun entscheidet, in welcher Welt unsere Kinder und Enkel einmal leben werden“, so der Energieberater. Letztes Jahr herrschte in Europa die größte Dürre seit über 500 Jahren. Dies wird sich verschlimmern, wenn nichts dagegen getan wird. Etwas Gutes haben die enormen Preissteigerungen bei den fossilen Energien. „Denn die Energiekrise klaut uns alle unsere Ausreden“, hin zu Wind- und Sonnenkraft. Da müsse man dringend noch einen Zahn zulegen, denn bis 2030 sollen 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien kommen. Die Stimmung in der Bevölkerung sei dafür mehrheitlich positiv und das öffentliche Interesse dafür überragend. Wenn bis 2027 das Ausbauziel nicht erreicht ist, sei man nicht mehr an Vorranggebiete für Windkraftanlagen gebunden. Dann können sie überall gebaut werden. Ab 1. Juni spielt die 10-H-Regel keine Rolle mehr. Bis zum Jahresende werden die ersten Flächen feststehen und die Kommunen haben es jetzt in der Hand diese Entwicklung zu begleiten. Für Freiflächenphotovoltaikanlagen ist bereits seit Januar kein Bebauungsplan mehr nötig.
Es werde aber nicht passieren, das in jeder Kommune Windräder gebaut werden. Auf der Langen Meile sei aber die letzte Messe noch nicht gelesen. Hier beginnt jetzt erst die eingehende Prüfung und ein jahrelanger Planungsprozess. Ruckdeschel riet zur Bürgerbeteiligung, damit die Wertschöpfung vor Ort bleibt.
„Was ist geplant an Höhe und Anzahl auf der Langen Meile und was hat der Bürger aus Dürrbrunn dann für eine Belastung ?“ Wollte ein Dürrbrunner wissen. „Die Planungen sind erst im Anfangsstadium“, so Ruckdeschel. Fest steht aber das die Entwicklung bei der Windkraft weitergeht. Die Windräder werden höher, bis zu 300 Meter, die Flügel länger. „Die sind dann irgendwann Sondermüll“, wandte eine Zuhörerin ein. Dies bestätigte der Experte. „Ich vermisse den Landschaftsschutz komplett“, so ein anderer Bürger. Die Grundbesitzerin aus Ebermannstadt meinte, dass sich Ebermannstadt zum Ziel gesetzt habe den ganzen Landkreis mit Strom zu versorgen. Arten- und Landschaftsschutz interessiert da keinen mehr und es müssen viele Bäume gerodet werden um die Rotorblätter dort hoch zu bringen. „Bevor man immer mehr Windräder baut von denen die Hälfte dann stehen, sollte man erst das Netz ausbauen“, so eine weitere Wortmeldung. Auch hier Zustimmung des Experten. Die letzten zehn bis 15 Jahre habe man beim Netzausbau verpennt. „Am Tag zahlen wir dafür dass die Nachbarländer unsern zu viel produzierten Strom abnehmen und nachts kaufen wir dann den Strom aus dem Ausland ein“, schimpfte ein Teilnehmer. Ruckdeschel bestätigte dies, da Deutschland Stromexporteur ist und das europäische Umland zum großen Teil Strom aus Deutschland bezieht. Allerdings nehme man das Geld wieder ein je mehr man ausbaue und je mehr Stromüberschuss man dann habe. Hier stehe man noch am Anfang.
„Hier sitzen lauter verärgerte Bürger die nicht mehr wissen wie sie über die Runden kommen sollen. Wann hört diese Regierung und auch Sie alle endlich auf, uns anzulügen“, polterte ein Mann von ganz hinten. Eine Antwort bekam er nicht. Für Christian Amende steht fest, das auf der Langen Meile kein Windrad gebaut wird. Erst kürzlich wurde bekannt dass ein Radius von 800 Metern Abstand zum Flugplatz Feuerstein gehalten werden werden muss. Damit verkleinert sich das Gebiet für Windkraftanlagen schon merklich. Für Amende ist es Zeit Eigeninitiative zu ergreifen, denn es drehe sich ausschließlich „um unsere grüne Lunge auf der Langen Meile“, sagte er unter Applaus. Er sieht auch die Gefahr dass noch viel mehr Wald gerodet werden muss, der Speicher für das Trinkwasser ist. Denn die Wege müssten von drei Metern auf sieben Meter erweitert werden um die Anlagen auf den Berg zu bekommen. „Jetzt soll auf einmal alles hoppla hopp und schnell schnell gemacht werden, so Amende der das schützenswerte Gebiet so schnell nicht aufgeben will. Amende, der selbst Grundbesitzer auf der Langen Meile ist, ist sich sicher, das die meisten Grundbesitzer ihren Grund nicht hergeben. Weshalb auf der Langen Meile auch keine Windräder gebaut werden können.
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