NGG Oberfranken zur „Euro-Schere“ zwischen Männern und Frauen: Mehr „Lohn-Fair-Play“

Mini-Jobs im Kreis Kulmbach sind zu 61 Prozent in Frauenhand

Die 520-Euro-Arbeit ist weiblich: Von den rund 5.800 Mini-Jobs im Landkreis Kulmbach sind 61 Prozent in Frauenhand – im Hotel- und Gaststättengewerbe liegt der Anteil sogar bei 66 Prozent. Auch bei der Teilzeitarbeit liegen die Frauen vorne: Die rund 8.300 Teilzeitstellen im Kreis Kulmbach werden zu 85 Prozent von Frauen gemacht. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Oberfranken beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Ein Großteil der Vollzeitstellen würden in vielen Branchen nicht von Frauen besetzt.

Michael Grundl, Geschäftsführer der NGG-Region Oberfranken, spricht von einer „Lohn- und Renten-Falle“: „Teilzeitarbeit bedeutet immer ein schmaleres Portemonnaie – und auch eine kleinere Rente. Und Mini-Jobs bedeuten Mini-Renten.“ Hinzu komme, dass Frauen im Bundesdurchschnitt 7 Prozent weniger pro Stunde verdienten als Männer. Und das bei einer vergleichbaren Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie, so die NGG Oberfranken. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Es sei daher wichtig, mit einem Tabu zu brechen: „Über Geld redet man nicht. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Beim Lohn sollte man in den Betrieben im Kreis Kulmbach aber mal eine Ausnahme machen“, so Michael Grundl. Überall dort, wo es einen Betriebsrat gibt, könne der auch die „Lohn-Kommunikation im Unternehmen beleben“. Ansonsten gebe es zwar auch noch einen Rechtsanspruch darauf, zu erfahren, was ein männlicher Kollege in ähnlicher Position verdient. Doch das Entgelttransparenzgesetz gilt lediglich in Betrieben mit mindestens 200 Beschäftigten. „Eine Köchin im Restaurant oder eine Verkäuferin in der Bäckerei haben davon allerdings nichts“, so NGG-Geschäftsführer Grundl. Hier solle die Bundesregierung dringend nachbessern.

Ziel müsse es sein, die Lohnscheren zwischen Männern und Frauen zu schließen. „Wie dick die Lohntüte ist, das darf nicht vom Geschlecht abhängen. Aber auch nicht davon, wie gut jemand das Lohnpokern beherrscht. Beim Lohn für Arbeit muss mehr Fairness her: Wir brauchen ein neues ‚Lohn-Fair-Play‘“, so Michael Grundl. Dafür setzt sich die NGG auch bei Tarifverhandlungen ein: In der Süßwarenindustrie beklagt die Gewerkschaft beispielsweise eine systematische Diskriminierung von Frauen, die in den untersten Lohngruppen der Branche die Mehrheit darstellen. Grund dafür sei ein überholter Tarifvertrag. Hier fordert die Gewerkschaft 500 Euro mehr für die unteren Tarifgruppen sowie faire Eingruppierungsregeln.


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