AELF Coburg-Kulmbach: „Ökolandbau ist die Zukunft“
Anteil an Ökobetrieben ist weiter gestiegen – Nachfrage nach Umstellung ist derzeit aber verhalten.
Die Zeiten, in denen Ökolandwirte als Exoten galten, sind längst vorbei. Inzwischen liegt der Ökolandbau im Trend, der sich auch an der stetig steigenden Zahl an Bio-Betrieben im Dienstgebiet des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg-Kulmbach ablesen lässt: Rund 11 Prozent beträgt deren Anteil, gemessen an den dafür relevanten Förderanträgen im Jahr 2022. Dabei ist für ein Gros der Betriebe die Bewirtschaftung nach Ökostandards eine echte Herzensangelegenheit – trotz zum Teil nicht einfacher Rahmenbedingungen.
Vom Quereinsteiger zum Biobauern
Ein Beispiel dafür ist der Biohof Tzschoppe im Burgkunstadter Stadtteil Eben (Landkreis Lichtenfels). Dort haben Janine und Marcus Tzschoppe den elterlichen Betrieb übernommen – als Quereinsteiger: Sie ist eigentlich ausgebildete Medizinisch-technische Assistentin, er staatlich anerkannter Heilerziehungspfleger. Sie führen das ökologische Konzept nahtlos fort. Vor rund 14 Jahren hatte Bernd Bär, der Vater von Janine, den Betrieb auf Ökolandbau umgestellt: „Nach dem Bau eines Stalls und den niedrigen Milchpreisen standen wir vor der Wahl: Entweder weichen oder neu ausrichten. Bei einem Ausflug in die Berge kam dann die Idee: Komm, wir stellen auf Öko um.“ Dabei bieten auch die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Unterstützung an.
Klaus Schiffer-Weigand, Berater für ökologischen Landbau am AELF Coburg-Kulmbach: „Die Frage der Umstellung auf Öko ist auch eine Frage der Absatzmöglichkeiten, aber viel wichtiger ist die Entscheidung, auf welche Weise die Betriebsleiterfamilie Lebensmittel produzieren will.“ Es gehe dabei nicht um besser oder schlechter, sondern nur um das Wie.
EU-Auflagen drosseln Öko-Aufwärtstrend
Derzeit ist die Nachfrage nach Beratung zur Umstellung auf den ökologischen Landbau eher verhalten. Dazu trägt u.a. bei, dass die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten zurückhaltender geworden ist, auch wenn sie noch über dem Vor-Corona-Niveau liegt.
Ein weiterer Aspekt sind die rechtlichen Unsicherheiten bei den Anforderungen an die Betriebe. Diese bremsen ebenfalls die Bereitschaft umzustellen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Auflagen der EU-Öko-Verordnung zur Weidehaltung. Klaus Schiffer-Weigand: „Dort heißt es, Raufutterfressern, wie Rindern, ist ein Maximum an Weide zur Verfügung zu stellen. Der tatsächliche Umfang ist allerdings unklar.“ Darum werde derzeit vorsorglich empfohlen, dass alle Raufutterfresser auf die Weide müssen. Dies ist in Oberfranken aufgrund der Flächenstruktur allerdings nicht ganz einfach.
Marcus und Janine Tzschoppe bereiten die Auflagen keine Sorge. Die Flächenstruktur ihres Betriebs lässt eine Weidehaltung ihrer rund 140 Rinder problemlos zu: „Unser Vieh kann direkt auf die Weide getrieben werden.“ Bei der Direktvermarktung sind die Herausforderungen jedoch größer geworden, Beispiel Eier: Innerhalb der letzten eineinhalb Jahre haben sich die Ausgaben für ihre Bio-Legehennen verdoppelt. Dazu kommen gestiegene Verpackungskosten.
Ökolandbau aus Überzeugung
Von alldem lässt sich Familie Tzschoppe aber nicht abschrecken: „Wir probieren auf unseren 220 Hektar viel aus, wir machen Ökolandbau aus Überzeugung.“ Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und energieintensiven, mineralischen Stickstoffdünger sowie eine abwechslungsreiche Fruchtfolge werden z. B. die Bodenfruchtbarkeit und der Humusgehalt gesteigert. Für die Tzschoppes ist klar: „Der Öko-Landbau ist die Zukunft.“ Allerdings betonen sie: Auch konventionelle Betriebe können gut im Einvernehmen mit der Natur wirtschaften.
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