Sonntagsgedanken: Der Himmel auf Erden
Es waren einmal zwei Mönche, die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gäbe es einen Ort, an dem Himmel und Erde sich berührten und das Reich Gottes begänne. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt forderte, und widerstanden allen Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen hätten können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen. Man brauchte nur anzuklopfen und befände sich im Reich Gottes. Schließlich fanden sie, was sie gesucht hatten. Sie klopften an die Tür und bebenden Herzens sahen sie, wie diese sich öffnete. Und als sie eintraten, standen sie zu Hause in ihrer Klosterzelle und sahen sich verwundert gegenseitig an. Da begriffen sie: Der Ort, an dem das Reich Gottes beginnt, befindet sich auf der Erde, genau an der Stelle, die Gott uns zugewiesen hat.
Liebe Freunde,
einmal den Himmel auf Erden erleben, das wäre doch schön. Schauen wir uns doch in unserem Leben einmal um: Da sind so viele Sorgen, da ist so viel Leid, da gibt es so viele Probleme, so viel Krankheit und sogar den Tod. Da wäre es doch schön, auch nur so ein bisschen Himmel auf Erden zu erleben.
So wie es uns in diesem Fall geht, so sehen wir es auch bei den Jüngern Jesu: Sie spüren, dass es um Jesus nicht gerade gut steht, denn er selber hat ja immer wieder von seinem Leiden gesprochen. Die Euphorie des Anfangs scheint verflogen zu sein, als Jesus am Kreuz sterben hat müssen.
Genau danach aber lässt er in seiner sogenannten „Verklärung“, als er ihnen in einem strahlenden Licht erscheint, die Jünger so ein bisschen Himmel auf Erden erleben. Aber sie müssen wieder in ihren Alltag zurück. Dennoch nehmen sie die Erfahrung mit, dass Sorgen, Leid und Not nicht das Ende sind.
Deshalb gilt auch für jeden von uns: Der Ort, wo der Himmel auf Erden zu erleben ist, ist mitten in meinen Leben. Leid und Not, Sorgen und Probleme werden mir nicht genommen, aber ich weiß, dass ich nicht mehr allein bin, und dass es da einen gibt, der mit mir durch alles geht, was mich niederdrückt: Das ist Jesus selber.
Leid und Not, Sorgen und Probleme haben nicht mehr das letzte Wort; nicht einmal mehr der Tod. Es gibt so viel, was mir den Himmel auf Erden ermöglichen kann und will. Und wenn jemand sagt, dass es diesen Ort nicht gebe, dann vielleicht, weil ich es ihm nicht gezeigt habe. Wenn ich mir Zeit für den anderen nehme, wenn ich für den anderen da bin, weil ich spüre, dass es ihm nicht gut geht, wenn ich mir die Wunder der Erde anschaue, also einmal bewusst durch die Natur gehe und mir dafür Zeit nehme, dann kann ich spüren, dass der Himmel trotz Leid und Not, trotz aller Sorgen und Probleme unter uns ist.
So wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen ganz viele „himmlische“ Momente für Ihren Alltag und dass Sie dadurch spüren: Der Ort, wo der Himmel die Erde berührt, ist da, wo ich lebe. Und vielleicht können auch Sie jemand anderen ein bisschen Himmel auf Erden erleben lassen.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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