Sonntagsgedanken: Eine ganz neue Chance
Nun ist sie wieder da – die Fastenzeit. Was soll die denn? Ist es nicht jedes Jahr das gleiche? Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, die Fastenzeit vielleicht als eine ganz neue Chance zu sehen?
Sicher kann uns die Geschichte von der Bärenraupe ein wenig dabei helfen: Sie erzählt von einer Bärenraupe, die sich auf den Weg macht und eine breite Straße überqueren muss, um an das Grün auf der anderen Seite zu kommen, denn Grün bedeutet Nahrung. Und die Bärenraupe geht los, obwohl sie eigentlich kaum eine Chance hat, heil auf die andere Straßenseite zu gelangen. Sie geht los, trotz ihrer Chancenlosigkeit, zwischen den vielen LKWs und PKWs sicher hindurch zu kommen! Sie geht los, trotz ihrer Chancenlosigkeit wegen der Motorräder, Fahrräder und Fußgänger! Sie geht einfach los … und kommt an.
Könnte uns die Bärenraupe, in ihrem Loslaufen trotz aller Chancenlosigkeit nicht ein Vorbild für die Fastenzeit sein?
Die Fastenzeit ist für uns eine Chance inmitten all unserer Chancenlosigkeit. Und jeder von uns hat die Chance, sich neu auf den Weg zu machen und Ostern entgegenzugehen; wie die Bärenraupe. Die Bärenraupe wackelt auf ihren kleinen Stummelfüßchen einfach los – geht und kommt an. Viele von uns nehmen sich ganz große Schritte vor – gehen los, aber kommen nicht an. Warum gehen wir nicht kleine Schritte, Schritte, die wir gehen können. Dann kommen wir auch an.
Vielleicht wäre so ein Schritt in der Fastenzeit, den Sonntag als arbeitsfreien Tag zu sehen und ihn nicht mit zusätzlicher Arbeit zu verplanen. Vielleicht kann ich ihn als Tag für die ganze Familie angehen und vielleicht sogar als einen Tag, den ich bewusst auch in Verbindung mit Gott sehe. – Das wäre doch eine ganz neue Chance! Oder ich nehme mir vor, etwas, was mich an mir selber stört, also nur eine einzige Sache bewusst anzuschauen und zu versuchen, diese zu vermeiden oder darauf zu verzichten; z.B. dass ich oft gerne gleich darauf los schimpfe oder meine Ungeduld nicht zähmen kann oder so eine andere kleine Marotte habe. Jeder hat doch genügende. Aber nur eine davon will ich mal vermeiden – eine ganz neue Chance!
Könnte es mir vielleicht gelingen, mit dem Nachbarn oder dem Arbeitskollegen, mit dem ich aus irgendeinem Grund, an den sich keiner mehr so recht erinnern kann, im Streit liege, wieder ins Gespräch zu kommen? – Eine ganz neue Chance!
Machen wir es doch wie die Bärenraupe: Auch wenn wir meinen, wir haben keine Chance, gehen wir in kleinen Schritten los, gehen wir los, gehen wir auf Ostern zu und kommen wir an. Und wir werden sehen, was für Chance wir haben – denn Ostern ist die Feier unseres Lebens.
Ich wünsche Ihnen für die Fastenzeit den Mut, mit einem ganz kleinen Schritt anzufangen und auf Ostern zuzugehen und die Kraft anzukommen.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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