Ausstellungsjahr 2023 der Bamberger Museen wird unterhaltsam – informativ – anregend und kritisch

Museen der Stadt Bamberg ziehen positive Bilanz

Die Museen der Stadt Bamberg zählen für das Jahr 2022 knapp 39.000 Besuche. Zusätzlich zählte die Museums Service GmbH knapp 23.000 Gäste in St. Elisabeth mit den eindrucksvollen Kirchenfenstern von Marcus Lüpertz sowie knapp 2.600 Besucherinnen und Besucher im E.T.A. Hoffmann Haus. Direktorin Dr. Kristin Knebel zieht eine positive Bilanz: „Insgesamt können wir eine erfreulich gute Entwicklung verzeichnen, nach Corona auch wieder mit internationalem und viel überregionalem Publikum. Auch die Bambergerinnen und Bamberger haben besonders das Historische Museum und die Villa Dessauer besucht. Die Besucherzahlen in unseren drei Stammhäusern konnten sogar gegenüber 2019 um knapp 13 % gesteigert werden. Natürlich spüren wir, wie alle anderen Kultureinrichtungen auch, die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Umso mehr freuen wir uns, dass es uns trotzdem gelungen ist, so viele kleine und große Kultur-Fans anzulocken.“

Als Publikumsmagnet hat „Paul Maar – mehr als das Sams“ bis Ende Februar 2022 sehr vielen großen und kleinen Fans des beliebten Autors und Multitalents und seiner Figuren und Werke in der Stadtgalerie Villa Dessauer große Freude bereitet. Die Partner der Museen, der Berufsverband bildender Künstlerinnen und Künstler – BBK Oberfranken und der Kunstverein Bamberg e.V. präsentierten in der „Villa“ ihre Jahresausstellungen. Die Sammlung Ludwig Bamberg zeigte im Alten Rathaus „Wunderwerke“ moderner Keramikmalkunst von Grita Götze.

Im Sommer zeigte das Historische Museum „Holz macht Sachen“. Zudem hat eine Ausstellungsintervention samt Umfrage der Diskussion um die Gemälde von Fritz Bayerlein Rechnung getragen, was von einem breiten Publikum sehr gut angenommen wurde. Auch der Historische Verein Bamberg lockte mit seiner Highlight-Ausstellung viele Interessierte an. Und schließlich bildete die Weihnachtsausstellung „Die magische Nuss Krakatuk“ im Historischen Museum Bamberg den Abschluss des E.T.A. Hoffmann Jahres 2022 und hat bis Ende Januar ‘23 über 7.500 Gäste in die fantastische Welt von Marie Stahlbaum und ihrem Nussknacker entführt.

„Dies und die vielen positiven Reaktionen unserer Gäste zeigen, wie wichtig Kultur gerade auch in diesen Zeiten für die Menschen ist“, betont Knebel. „Trotz aller Schwierigkeiten durch Corona, den Ukraine-Krieg, Einsparzwängen und Kostensteigerungen werden wir alles tun, um weiterhin ein reichhaltiges Programm für alle Generationen anzubieten. So erwarten auch 2023 die Besucherinnen und Besucher wieder vielfältige und ambitionierte Ausstellungen und Angebote“. Ein solches Programm kommt natürlich nicht ohne finanzielle Unterstützung aus. 2022 wurden die Museen gefördert durch den Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen, die Oberfrankenstiftung, den Bezirk Oberfranken, die Sparkassenstiftung Bamberg sowie die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. Zu den Förderern des Ausstellungsjahres 2023 zählen die Peter und Irene Ludwig Stiftung, der Bayerische Kulturfonds, die Oberfrankenstiftung, die Bayerische sowie die Bamberger Sparkassenstiftung.

„Liebe oder Last?! – Baustelle Denkmal“

Eingangstor - Liebe oder Last? © Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Foto Roland Rossner

Eingangstor – Liebe oder Last? © Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Foto Roland Rossner

Den Beginn des Ausstellungsjahres 2023 macht das Historische Museum Bamberg ab 1. April mit „Liebe oder Last?! – Baustelle Denkmal“. Gerade in einer Stadt wie Bamberg, in der die gesamte Altstadt den Rang eines UNESCO Welterbes hat, ist Denkmalschutz von großer Bedeutung und bietet deshalb auch die perfekte Kulisse für diese mehrfach prämierte, hochmoderne und interaktive Präsentation der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Sie wirft einen ungewöhnlichen Blick auf das kontroverse Thema Denkmalschutz und beschäftigt sich zudem mit irrtümlichen Annahmen oder gängigen Vorurteilen.

„Fake Food. Essen zwischen Schein und Sein“.

FakeFood KeyVisual Petrischale © Museen der Stadt Bamberg, Grafikdesign Heine-Lenz-Zizka

FakeFood KeyVisual Petrischale © Museen der Stadt Bamberg, Grafikdesign Heine-Lenz-Zizka

Ein ganz besonderes Highlight zeigt die Sammlung Ludwig Bamberg ab 28. April im Alten Rathaus: „Fake Food. Essen zwischen Schein und Sein“. Von der Petrischale auf den Tisch: Wie „echt“ ist unser Essen? Und war es früher besser? Während im 18. Jahrhundert der edle Spargel aus Porzellan täuschend echt nachgebildet wurde, sind die heutigen Methoden, Essen zu „faken“, vielfältiger und raffinierter: Erdbeergeschmack entsteht durch Schimmelpilzkulturen, Superfood kommt aus der Tube, und die Bio-Kartoffel wird mit großem CO2-Fußabdruck aus Ägypten importiert. Die interaktive Ausstellung verhandelt Fragen der Echtheit, der Nachhaltigkeit und der kulturellen Prägung unserer Ernährung. Die Ausstellung schafft eine Verbindung zwischen den kostbaren originalen Exponaten der Sammlung Ludwig und medialen Installationen und spricht alle Altersgruppen an.

Im Zentrum steht ein spannendes Virtual Reality-Erlebnis: Die Gäste werden an eine prachtvoll dekorierte Festtafel versetzt, wie sie im Barock-Zeitalter üblich war. Beim interaktiven Tischgespräch können hier verschiedene Themen aus dem Ausstellungskontext aufgegriffen werden. Ohne VR-Brille entpuppt sich der Esstisch als zeitgenössisch: Besucher*innen können im Teller Videos sehen und Bilder des eigenen Gerichts nicht mehr nur mit dem Gegenüber, sondern über das Smartphone auch mit einer großen Community teilen. Die Social-Media-Plattform der Ausstellung lädt zum Weiterdenken ein und informiert über kulturelle Zusammenhänge und Fake News zum Thema Ernährung. 50 sogenannte „Schaugerichte“ aus dem Bestand der Sammlung Ludwig Bamberg sind in dieser Ausstellung zu sehen, viele davon werden erstmals öffentlich gezeigt. Die aufwändig gestalteten und lebensecht wirkenden Porzellanstücke und Fayencen aus dem 18. Jahrhundert stellen Nahrungsmittel dar: damals seltene, exotische Oliven, appetitlich angerichtete Salatherzen mit Borretschblüten oder eine Terrine, die als imposanter Truthahn aus der Straßburger Manufaktur von Paul Hannong daherkommt.

Swaantje Güntzel: INSTANT PARADISE

INSTANT PARADISE Swaantje Güntzel SPACE HEROINES black heroine © Swaantje Güntzel, VG Bild-Kunst Bonn 2023

INSTANT PARADISE Swaantje Güntzel SPACE HEROINES black heroine © Swaantje Güntzel, VG Bild-Kunst Bonn 2023

Im Frühsommer wird die in Hamburg lebende Konzeptkünstlerin Swaantje Güntzel in ihrer neuen und bislang größten Einzelausstellung „INSTANT PARADISE“ ab 26. Mai 2023 in der Villa Dessauer einen inhaltlichen Bogen über die letzten 20 Jahre ihres künstlerischen Schaffens schlagen. Ihre Kunst setzt sich mit drängenden Fragen der Zukunft auseinander und dreht sich um die radikalen Veränderungen der Landschaft und der Umwelt durch menschlichen Einfluss, unsere Beziehung zur Kreatur und die globalen Herausforderungen, die sich durch die aktuellen ökologischen Krisen für die Menschheit ergeben. Zu den neu konzipierten Arbeiten gehören etwa die SPACE HEROINES, eine Serie von Superheldinnen, die für Recht und Ordnung und gegen Weltraumschrott kämpfen. Mit diesen Arbeiten setzt Güntzel bewusst einen Kontrapunkt gegen das männlich geprägte Selbstverständnis der Raumeroberung. Reflektiert werden die neuen Arbeiten der Künstlerin durch ältere ausgewählte Kunstwerke. Dabei modifiziert Swaantje Güntzel die älteren Werke und präsentiert sie in einem aktualisierten Kontext. Zu diesen Arbeiten gehört auch die Serie „Können Sie nicht mal was Schönes machen?“, in der Güntzel die Rezeption ihres Werks künstlerisch erforscht und die Erwartung an die Kunst an sich hinterfragt.

Immaterielles Kulturerbe im Welterbe

Der weihnachtliche Ausklang des Ausstellungsjahres widmet sich schließlich ab 2. Dezember im Historischen Museum Bamberg den berühmten gläsernen Christbaumkugeln aus Lauscha. Dabei geht es nicht nur um die einzigartige Glaskunst an sich, sondern vielmehr auch um historische Hintergründe, gesellschaftspolitische und strukturelle Aspekte zur Entstehung des für uns heute so gewohnten Weihnachtsschmucks. Die Herstellung des mundgeblasenen Lauschaer Christbaumschmucks wurde in die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Zeitenwende und 200 Jahre Sehnsucht

Außerdem planen die Partner der Museen der Stadt Bamberg in der Stadtgalerie Villa Dessauer ebenfalls wieder sehr vielversprechende Ausstellungen im zweiten Halbjahr 2023: Der BBK Oberfranken zeigt ab 29. September „Zeitenwende – Was macht die Kunst?“ und ab 25. November präsentiert der Kunstverein Bamberg e.V. die Jubiläumsausstellung „200 Jahre Kunstverein – 200 Jahre Sehnsucht“.

Zudem bieten die Museen der Stadt Bamberg ein neues vielfältiges Programm im Rahmen der kulturellen Bildung für alle Altersgruppen an. Mehr Information unter www.museum.bamberg.de

Terminübersicht

Liebe oder Last?! Baustelle Denkmal

  • 1. April bis 29. Oktober 2023
  • Historisches Museum Bamberg
  • in der Alten Hofhaltung, Domplatz 7, D-96049 Bamberg
  • Di–So und Fei 10–17 Uhr

Fake Food. Essen zwischen Schein und Sein

  • 28. April bis 26. November 2023
  • Sammlung Ludwig Bamberg
  • im Alten Rathaus, Obere Brücke 1, D-96047 Bamberg
  • Di–So und Fei 10–16.30 Uhr

Swaantje Güntzel. INSTANT PARADISE

  • 26. Mai bis 13. August 2023
  • Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer, Hainstraße 4a, D-96047 Bamberg
  • Di–So und Fei 12–18 Uhr

Informationen: www.museum.bamberg.de