Freunde der Plassenburg vergrößern ihren Silberschatz
Sechs Münzlöffel mit Bild Margraf Friderichs III. angekauft
Als vor Kurzem in Bindlach ein Set von sechs Silberlöffeln mit dem Bildnis von Markgraf Friedrich III., dem Ehemann von Wilhelmine von Preußen, zum Kauf angeboten wurde, schlugen die Freunde der Plassenburg zu. „Wir konnten ein Set aus sechs Löffeln mit gedrehten Stilen und aus Münzen bestehenden Laffen erstehen, die offenbar in der Region aus Bayreuth-Kulmbacher Geldstücken hergestellt wurden“, beschreibt der Vorsitzende des Vereins Peter Weith den Ankauf, mit dem der Silberschatz des Vereins wieder einmal vergrößert werden konnte. Man habe einen mittleren dreistelligen Betrag für die faszinierenden Stücke gezahlt.
Die Laffe, wie das schüsselförmige Ende des Essbestecks genannt wird, wurde jeweils aus einer zwölftel Talermünze hergestellt, die in die Form eines kleinen Schüsselchens gedengelt oder gepresst wurde. An den Rand wurden die aus stabilem Silberdraht gedrehten Stile gelötet, die jeweils am Ende in einer Öse mit silbernem Kugelknauf auslaufen. Ein solcher Löffel konnte damit in einem entsprechenden Gestell aufgehängt und zur Schau gestellt werden, oder aber eine einem durch die Ösen geführten Band oder einer Schnur getragen und gegen Verlust gesichert werden.
Blickt man in die Vertiefung des Löffels, so sieht man das Brustbild des Markgrafen Friedrich in Rüstung mit Mantel. Am Rand findet sich die Umschrift FRIEDERICVS D G M B D P ET S B N, die auf die lateinische Bezeichnung seiner Titel verweist: Markgraf zu Brandenburg, Herzog in Preußen und Burggraf zu Nürnberg.
Die Unterseite der Löffel zeigt die Reversseite der Münze mit der Angaben „12 EINEN REICHSTALER“ im Zentrum und die jeweilige Jahresangabe der Prägung. Die Geldstücke stammen aus den Jahren zwischen 1752 und 1762 und wurden wahrscheinlich in der Münzstätte Bayreuth vom Münzmeister Johann Lorenz Ruckdeschel geprägt. Die Münzen waren reichsweit gültig und waren bis 1810 in Umlauf.
Löffel sind seit dem Altertum als Essbesteck bekannt und in weiten Teilen der Welt in Gebrauch. Ihre Laffe ahmt dabei eine kleine hohle Hand nach, mit der getrunken oder gegessen werden kann. Im Landschaftsmuseum Obermain auf der Plassenburg befinden sich im Bestand des Pörbitscher Schatzes zwei Serien wertvoller Löffel des 17. Jahrhunderts. Darunter sind neun silberne Löffelstiele, die hölzerne Laffen halten sowie fünf ganze Silberlöffel mit filigranen figürlichen Schmuckelementen. Diese recht großen Löffel waren alle zum Speisen gedacht, anders als die kleinen Münzlöffel.
Münzlöffel sind seit dem 18. Jahrhundert in weiten Teilen Europas verbreitet und finden sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in Lateinamerika und einigen Ländern Asiens. Sie wurden in Europa vor allem als kleine Löffel für Mokka, Tee und auch zur Aufnahme von Gewürzen genutzt.
„Reine Silberlöffel, wie diese sechs von uns in Bindlach ersteigerten, wurden allerdings nicht für Salz verwendet, da es dieses Metall angreift und schwarz werden lässt“, erläutert Weith. „Die für die Löffel verarbeiteten Münzen wiegen jeweils 3 Gramm und hatten zusammen den Wert eines halben Reichstalers.“ Zusätzlich wiegen die silbernen Stile etwa 6 bis 7 Gramm. Das Gesamtgewicht belaufe sich auf knapp 60 Gramm Silber. Der Durchmesser der Münze war einst 27,5 Millimeter und verringerte sich etwas durch das Tiefziehen zu einer schüsselförmigen Laffe auf 25 Millimeter.
Löffel aus Münzen des Markgrafentums Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrt sich mit dem Einzug der Kaffeekultur in die Bürgerlichen Haushalte die Nutzung von kleinen Löffeln. Die sechs Preziosen waren nicht im Besitz der Markgrafen. Das Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach war ab 1810 Teil des Königreichs Bayern, die markgräflichen Silbermünzen waren kein offizielles Zahlungsmittel mehr und so konnten sie in wertvolles Essbesteck für adelige oder reiche bürgerliche Haushalte umgewandelt werden.
Info zu Markgraf Friedrich III.
Friedrich III. von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, regierender Markgraf seit 1735, stammte aus der Weferlinger Linie der Hohenzollern, auch jüngere Kulmbacher Linie genannt. In erster Ehe war er mit Wilhelmine, die „Lieblingsschwester“ König Friedrichs II. von Preußen, verheiratet. Sie förderte, zusammen mit ihrem Gatten die Künste und die Architektur im Markgraftum und vor allem in Bayreuth. Unter Markgraf Friedrich II. wurden weitaus mehr Münzen und Medaillen geprägt als unter seinen drei Vorgängern. In seiner Amtszeit wurden nicht nur das Neue Schloss und das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth errichtet, sondern es entstanden auch große Kasernenbauten auf der Plassenburg und das Rathaus in Kulmbach sowie die neue Spitalkirche. Er starb 1763.
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