MdB Stefan Müller zu Besuch in der Universitäts-Kinderklinik Erlangen
Zu einem Gespräch mit dem Direktor der Universitäts–Kinderklinik, Prof. Dr. Joachim Wölfle traf sich der Erlanger Wahlkreisabgeordnete im Deutschen Bundestag, Stefan Müller (CSU). Im Mittelpunkt stand die aktuelle Lage der Kinderkliniken ebenso wie längerfristige Entwicklungen in diesem Bereich.
Die Kinderkliniken waren im Dezember und über den Jahreswechsel immer wieder wegen einer ungewöhnlichen Infektionswelle, vor allem durch den RS–Virus, in den Schlagzeilen. Die Kinderkrankenhäuser hatten deshalb bundesweit mit erheblichen Engpässen zu kämpfen. Inzwischen ist die Welle abgeklungen. Für den Erlanger MdB Stefan Müller Grund genug, sich vor Ort in der Universitäts–Kinderklinik über die aktuelle Situation und längerfristige Entwicklungen zu informieren. Mit dem Direktor der Klinik, Prof. Dr. Joachim Wölfle traf sich Müller daher zu einem ausführlichen Austausch.
Die Kinderheilkunde ist aufgrund der Notwendigkeit, sowohl dem betroffenen Kind wie auch seinen Eltern die Notwendigkeit etwaiger Untersuchungen oder Behandlungen zu erklären und diese dann kindgerecht durchzuführen, ein sehr gesprächsintensives Fachgebiet. Das führt dazu, dass der Zeitbedarf pro Patient deutlich höher als bei Erwachsenen liegt und der Betreuungs– und Personalbedarf in diesem Gebiet überdurchschnittlich groß ist. Hinzu kommt die in den letzten Jahrzehnten voranschreitende Spezialisierung in der Kindermedizin, die gerade in Universitätskinderkliniken zu hohen „Vorhaltekosten“ dieses spezialisierten Personals geführt hat. Die aus der Unterfinanzierung resultierende knappe Personaldecke mit unbefriedigenderer Arbeitssituation und hohem Überstundenanfall im Schicht– und Wochenenddienst hätten aber zur Folge, dass immer weniger angehende Mediziner und Kinderkrankenpflegekräfte sich auf die Kinderheilkunde spezialisieren wollen, erfuhr der Abgeordnete.
Dies bringe – neben anderen Faktoren, wie der Schließung vieler Kinderkliniken in den letzten Jahren, aber auch infolge der Einführung der sog. generalistischen Ausbildung der Pflegeberufe mit daraus resultierenden Engpässen bei spezialisierten Kinderkrankenpflegekräften – manche Krankenhäuser dann bei ungewöhnlichen Krankheitswellen wie jetzt, schnell an Kapazitätsgrenzen.
Das vor dem Jahreswechsel von Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) vorgestellte 300–Millionen–Paket zur Entlastung der Kinderkliniken in den Jahren 2023 und 2024 sei zwar begrüßenswert, aber sowohl von der Höhe wie der Dauer der Finanzierung nicht ausreichend, um die Probleme nachhaltig zu lösen.
Für Müller ist die prekäre Lage durch eine außergewöhnliche Infektionswelle eine Situation, die alarmierend ist: „Wir müssen als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt in der Lage sein, den Kleinsten und Schwächsten in unserem Gesundheitssystem zu helfen, auch wenn es einmal eng wird.“ Müller geht aber noch weiter: „Die Erfahrungen der letzten Jahre müssen uns dazu bringen, die Finanzierung unseres Gesundheitssystems zu überdenken. Den Patienten und dem medizinischen Personal ist nicht damit geholfen, wenn wir alle 20 Jahre die Systemfrage neu stellen. Bei der letzten Gesundheitsreform ging es darum, eine außer Kontrolle geratene Kostenexplosion in den Griff zu bekommen. Heute stehen Personalengpässe und die Krisenfestigkeit des Systems im Fokus. Ein gutes Gesundheitssystem muss diese Aspekte austarieren. Darin liegt die Aufgabe der Politik.“
Eine weitere problematische Entwicklung sei, dass man durch neue Zertifizierungsregeln der EU für Medizinprodukte gerade bei solchen Materialien Engpässe befürchten muss, die bei der Behandlung von Kindern wichtig sind, aber nicht in großen, industriell attraktiven Stückzahlen gebraucht werden. Das Problem besteht darin, dass Hersteller die aufwändigeren und damit teureren Zertifizierungen für kleine Stückzahlen nun nicht mehr auf sich nehmen. Zwar gebe es inzwischen in der EU–Kommission den Vorschlag einer Fristverlängerung, um das Engpassrisiko zu vermeiden, die allgemeine Unsicherheit für die Mediziner und die Klinikleitungen sei aber weiterhin hoch. Gerade in der Kindermedizin sind etliche Medizinprodukte oft Nischenprodukte, die nur in geringer Stückzahl produziert werden, aber unter Umständen lebensrettend sein können, wie zum Beispiel bestimmte kindgerechte Herzkatheter, die in den ersten Lebensstunden eingesetzt werden müssen.
Müller will die angesprochenen Probleme nun in Berlin und mit EU–Kollegen thematisieren.
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