GEW Bayern wirft Söder Ankündigungspolitik vor
Unterrichtsversorgung und Bildungsqualität in Bayern nehmen ab: Da reicht reine Ankündigungspolitik à la Söder nicht mehr aus.
In seiner neuerlichen Wahlkampfrede zur Bildung setzt Ministerpräsident Söder auf das Abwerben von Lehrkräften aus anderen Bundesländern. Dabei hat der Mangel an Lehrkräften in allen Ländern bedrohliche Ausmaße, und das zunehmend seit dem Jahr 2014. Die CSU-Methode der finanziellen Konkurrenz lehnt die GEW als eine reine Problemverschiebung ab. Bei Abwerbe-Erfolgen würden die reicheren Länder die Profiteure sein. Die GEW schlägt einen Staatsvertrag der Länder zur Lehrkräfteausbildung und zur Deckung des Lehrkräftebedarfs vor. Eine Verabredung der Kultusministerkonferenz, dass gegenseitig keine Lehrkräfte abgeworben werden, gibt es bereits – sie reicht aber offenbar nicht aus.
Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW, wundert sich: „Wir sehen das aggressive Abwerben von Lehrkräften aus anderen Bundesländern als den völlig falschen Ansatz. Leider ein weiterer Beleg für die bayerische Vorfahrtsmentalität, die die soziale Ungleichheit und Bildungsungerechtigkeit in Deutschland immer weiter verschärfen wird. Stattdessen brauchen wir einen Staatsvertrag der Länder zur Lehrkräfteausbildung und Zielvereinbarungen mit den Universitäten zu der für sie wenig attraktiven Lehrkräfteausbildung.“
Die vom Ministerpräsidenten versprochenen 2.000 neuen Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Verwaltungskräfte sind selbstverständlich dringend notwendig. Nicht sehr weiterführend ist sein Versprechen in den kommenden sechs Jahren jedes Jahr 1.000 neue Stellen für Lehrkräfte zu schaffen: In den letzten fünf Jahren hat die Staatsregierung insgesamt bereits 5.600 neue Stellen angekündigt. Entscheidend ist, ob und wann sie in den Schulen vor Ort ankommen.
Um Lehrkräfte zu gewinnen und auch langfristig zu halten, müssen endlich die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Die Bezahlung im Referendariat und für Anwärter und Anwärterinnen muss deutlich angehoben werden. Die überaus hohen Abbruchquoten im Studium und im Vorbereitungsdienst müssen gesenkt werden. Zu alledem von Herrn Söder kein Wort. Er muss die Kanzel der reinen Ankündigungen verlassen und dringend im Sinne einer guten Bildung für alle Schüler und Schülerinnen „liefern“. Zu der versprochenen Bezahlung für Lehrerkräfte an Grund- und Mittelschulen nach A 13 fehlt z. B. nach wie vor ein verbindlicher „Fahrplan“ der Staatsregierung. Martina Borgendale unterstreicht: „A 13 für Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen noch vor der Wahl und gleichzeitig für beide Schularten sowie ohne einen Stufenplan wäre ein wichtiger erster Schritt. Zudem die bessere Bezahlung der Lehrkräfte an Fach- und Förderschulen. So könnte Herr Söder gleich beweisen, dass er es mit der besseren Versorgung mit Lehrkräften ernst meint.“
Das vorgeschlagene Praxissemester im Lehramtsstudium ist erst einmal sehr sinnvoll. Der große Wurf für die dringend erforderliche Reform der Lehrerkräftebildung, die Söder auch angekündigt hat, kann das aber noch nicht sein. Die GEW schlägt eine einphasige Ausbildung für Lehrkräfte vor, die praktische und theoretische Ausbildung von Anfang an integriert. Damit würde der Vorbereitungsdienst entfallen. Zudem sollen die Lehrkräfte nur für bestimmte Klassenstufen ausgebildet werden und somit wesentlich flexibler einsetzbar sein.
Keinesfalls dürfen Studierende als „Gratis-Arbeitskräfte“ ausgebeutet werden. An den Schulen arbeiten seit Jahren Studenten und Studentinnen gegen Bezahlung, nicht nur zur Nachmittagsbetreuung und zur Nachhilfe: Sie dürfen inzwischen auch Fachunterricht oder Klassenleitungen übernehmen.
Bei der Ankündigung von künftig „wohnortnahen“ Arbeitsplätzen für Lehrkräfte dürfte der Staatregierung u. a. weiterhin ihre miserable Landesentwicklungspolitik auf die Füße fallen – solange Wachstumsregionen zu stark gefördert und andere Gebiete abgehängt werden.
Das Erfolgsmodell der „Sprach-Kitas“ mit Mitteln des Freistaats weiter zu finanzieren ist eine längst überfällige Entscheidung von Landtag und Staatsregierung. Zahlreiche andere Bundesländer haben dies längst im Sinne der Verbesserung von Bildungschancen zugesagt, für die betroffenen Kinder, Eltern und Beschäftigten.
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