Blick über den Zaun: „Kritische Auseinandersetzung stärken“ – Rassismus in Integrations(bei)räten thematisieren

Einzelne Mitglieder des Integrationsrates der Stadt Nürnberg stehen wegen rassistischer Posts in den sozialen Netzwerken in Kritik. AGABY, die Arbeitsgemeinschaft der Ausländer, Migranten und Integrationsbeiräte Bayerns verurteilt jede rassistische Aussage, egal in welchem Kontext sie gefallen ist und egal von wem.

Wenn rassistische Äußerungen von Mitgliedern der Integrationsbeiräte stammen, sind sie besonders schmerzhaft, da es die definierte Aufgabe der Beiräte ist, Rassismus zu bekämpfen und sich rassistischen Ressentiments in der Gesellschaft entgegenzustellen.
Es kann nicht erwartet werden, dass Integrationsbeiräte per se Antirassist*innen oder frei von rassistischen Ideologien und Vorurteilen sind, wenn selbst Parlamente, Parteien, Verwaltungen und Schulen es nicht sind.
Integrations(bei)räte sind nicht automatisch rassismusfreie Zonen. Denn sie sind Teil der Gesellschaft, die von rassistischen Denkmustern und Strukturen geprägt ist. Aber es kommt darauf an, dass sie sich damit auseinandersetzen.

„Wir alle, ob mit oder ohne Migrationsbiografie oder selbst von Rassismus Betroffene, sind mit rassistischen Denkmustern sozialisiert worden. Wir können sie nur dann erkennen und überwinden, wenn wir uns damit auseinandersetzen, sensibilisiert werden und lernen rassismuskritisch zu sprechen und zu handeln. Der neu gewählte Integrationsrat verdient die Chance, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und selbst geeignete Maßnahmen ergreifen zu können“, so Mitra Sharifi, Vorsitzende der AGABY.

Die mediale Aufmerksamkeit über Aussagen, Kommentare und Posts, die aus früheren Jahren stammen und die damit einhergehenden Rücktrittsforderungen sind mehr als verwunderlich und irritierend.


Die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung innerhalb von Gremien und Institutionen ist ein andauernder Lernprozess. So brauchen wir Angebote und Lernbereitschaft in allen gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen. AGABY und die Integrationsbeiräte sind sich ihrer Verantwortung bewusst und haben sich bereits 2017 in einer Selbstverpflichtungserklärung zur Aufgabe gemacht, Rassismus auch in den eigenen Reihen zu ahnden. Wir organisieren Schulungen und Trainings, damit unsere Beiratsmitglieder und andere Migrant*innen sich mit Strukturen und Mustern der Rassismen in der Gesellschaft auseinandersetzen. Dabei geht es auch darum, eigene Einstellungen und sprachliche Gewohnheiten zu reflektieren und rassismuskritische Kompetenzen zu erwerben“, so Mitra Sharifi.

Wir sind sicher, dass der Integrationsrat Nürnberg die gegen ihn erhobenen Rassismusvorwürfe und die notwendige Auseinandersetzung damit ernst nimmt und hoffen, dass die Nürnberger Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft ihn kritisch, aber solidarisch dabei begleiten. AGABY wird den Nürnberger Integrationsrat gerne unterstützen und sich weiterhin am öffentlichen Diskurs beteiligen.