Sonntagsgedanken: „Aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!“
Kommt Ihnen das bekannt vor, liebe Freunde?
Ja, es stammt aus den Lausbubengeschichten von Max und Moritz. Immer wieder hecken sie neue Streiche aus und immer wieder heißt es am Ende: Aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.
Zugegeben, wir hecken keine Streiche aus. Aber wir investieren oft viel Kraft und Energie in eine Sache, und oft versteifen wir uns so darauf, dass wir am Ende dann fix und fertig sind, und dieses „Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe“, das könnte somit in diesen Momenten, wo wir gar nichts anderes sehen als unsere Arbeit, auch für uns gelten. Denn oft wissen wir nicht, ob es sich überhaupt gelohnt hat und wir unserem Auftrag gerecht geworden sind. So geht es zumindest mir oft. Ich mache mir Gedanken, schreibe viele Gedanken nieder, versuche Gottesdienste offen und lebendig zu gestalten, und versuche zu vielen, vor allem Kranken, zu gehen, investiere viel Energie und weiß trotzdem oft nicht, ob ich meinem Auftrag wirklich gerecht werde. Ich frage mich dann: „Wird durch meinen Einsatz auch ER bekannt, er, der unerkannt mitten unter uns ist? Kann ich wirklich den Menschen zeigen, dass es um IHN geht?
Johannes denkt da vielleicht ähnlich: Auch er wollte das Volk mit Christus bekanntmachen.
Das hat mich nachdenklich gemacht. Denn überlegen wir einmal, was wir in den Kirchen alles dafür tun! Aber wird dadurch Christus wirklich lebendig? Können andere es spüren, dass er unter uns ist?
Ich frage mich bei vielen Praktiken in unseren Kirchen und Gemeinden, ob es letztlich da noch um Christus geht und nicht vielmehr um eine Institution, in der oft vieles andere im Mittelpunkt steht; nur nicht Christus.
Wir können sinnvolle Freizeitgestaltung für Jugendliche anbieten, Vorträge und Tagungen abhalten, wir können unseren Haushalt sanieren, Gebäude erhalten, kulturelle Einrichtungen pflegen und große Kirchenmusik darbieten und darum herum ein munteres Vereinsleben organisieren; ja, wir können, wenn uns all das gelungen ist, stolz darauf sein.
Wenn wir aber dabei nicht Menschen mit Christus bekanntmachen, dann haben wir das Wesentliche verpasst.
Es geht nämlich um Christus, nicht um kirchliche Institutionen. Es geht um den Bezug zu Gott und nur mittelbar um das Engagement in pfarrlichen Gemeinschaften.
Ich wünsche Ihnen immer Menschen, denen es nicht um sie selber geht, sondern um Christus, dem sie in den Mitmenschen und durch ihr Engagement dienen. Und ich wünsche uns allen, aber auch unseren Pfarreien und Kirchen den Mut, den Einsatz anderer anzuerkennen und zu würdigen; auch und gerade den Menschen, die keinen Taufschein besitzen. Denn wenn wir anfangen, mehr miteinander zu leben, den anderen zu schätzen, dann geht es wirklich nicht mehr um uns, sondern um Christus. Und ich danke allen, die sich für andere einsetzen ohne dabei im Mittelpunkt zu stehen.
Ihnen einen guten Sonntag und passen Sie gut auf sich auf!
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