Das erste Wirtshauslesen auf Burg Waischenfeld bot einen lustigen und abwechslungsreichen Mundart-Abend
Erster heiterer fränkischer Leseabend auf Burg Waischenfeld ein voller Erfolg
von Thomas Weichert
Viel zu lachen hatten die exakt 108 Gäste beim ersten Wirtshauslesen im proppenvollem Saal der Burg Waischenfeld unter dem Motto: „Sogt wos – is nix, sogst nix – is aa nix.“ „Mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet“, bekannte Rosi Zita, die die Idee für ein Wirtshauslesen schon vor Corona hatte und die nun bei der 50-Jahrfeier der Burgmadla wieder aktuell wurde.
„Gsogt“ hat dann nicht nur die Rosi was an diesem lustigem Abend in bester fränkischer Mundart, sondern auch der Pegnitzer Mundartdichter Walter Tausendpfund, der einige seiner „Gedichtla und Gschichtla“ zum Besten gab und der Schirmherr der 900-Jahrfeier Anton Adelhardt, der lustige Episoden aus seinem Buch „Das Wirtshaus in Zeubach“ vortrug, aus dem er selbst heraus stammt. Was viele bisher gar nicht wussten: „Der Toni ist auch Krimiautor“, wie die Rosi bekannt gab. In der Tat hat der pensionierte Ministerialdirektor des Landwirtschaftsministeriums den Sonntagsmord von Kugelau aus dem Jahr 1920, der bis heute ein ungeklärter Kriminalfall ist, zum Anlass genommen daraus einen historischen Krimi zu stricken, der inzwischen auch als Buch erschienen ist. Ansonsten spielt der Toni die Orgel in der Stadtpfarrkirche, genießt das hervorragende heimische Bier und die Bratwürste und spielt mit seiner Elisabeth Schafkopf im Kultwirtshaus Heckel-Bräu.
Bratwürste, die es früher nur zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Taufen gab, gab es auf der Burg in Form von „Sauren Zipfeln“ nicht nur auf dem Teller, sondern in manchen Erinnerungen. Die Rosi ließ in ihren Erinnerungen alte „Wöschafölder Originale“ wie den Boders Michl, den Kraußn Richard oder den Eckerts Hans zu Wort kommen. Der Boders Michl, der perfekt Französisch konnte, weil er in französischer Gefangenschaft war, hatte Waischenfeld mit einem weißen Betttuch vor dem Beschuss der anrückenden Amerikaner am Ende des Zweiten Weltkriegs gerettet. Weil er eben Französisch konnte, die Amis aber nicht.
Ein begnadeter Fotograf war der Hagers Kaspar. „Meistens wor oba sei eigener Nosn auf Bild drauf“, wusste die Rosi, die sich auch noch an die Gruppe 48 in der Pulvermühle erinnern konnte, bei deren Tagung sie als Kind dabei war und an den Fleischbeschauer von der „Pulvermühl“ und ihren Onkel den „Pulver Kasper“, der besser dichten konnte wie Günter Grass. Ein Beispiel: „Es ist nicht nur schön, wo die Zitronen blühn, sondern auch, wo die Kartoffeln blühn“, soll der Kasper den berühmten Schriftstellern damals mit auf den Weg gegeben haben.
Bewundert hat die Rosi auch die Balbina, die wie keine andere Fenster einkitten konnte. „Glernt is eben glernt.“ Und die „Milchhalln“ war des Internet der 50iger Jahre. An der Sammelmilchstelle erfolgte die Datenübertragung in Lichtgeschwindigkeit.
Für Walter aus Pegnitz war Vorsicht angebracht. „Eichedlich wolld iich ja nix mehr soogn“, meinte der langjährige Chefredakteur der FSV-Vereinszeitschrift, dann sagte er aber doch was. Über fränkische Problemlösungen, das Kardeln, den Quadschkobf bis hin zum Streiten. Und vor allem über die Liebe, von der schwierigen über die quadschhafte bis zur abgeklärten. Und zum, wenn auch nur, rhetorischen Fremdgehen. Wie sagt der kluge Schweiger doch: „Nix gsachd, ist gnouch gsachd.“
Der Toni las aus seinem Büchlein aus den Kapiteln „Glaube, Kirche Geistlichkeit“ und „Ackerbau und Viehzucht“ ein paar besonders lustige Begebenheiten vom „Zeubier Stammtisch“ vor. Zum Beispiel vom Schorsch, der auf dem Bau neben dem Bayreuther Gefängnis gearbeitet hatte und den Strafgefangenenchor „O Maria hilf“ singen hörte. Da rief er so laut er konnte über die Gefängnismauer: „Nix Maria hilf! Scheißn solls euch wos, euch Lumpen!“. Oder wie der Herr Pfarrer, der parfümierte Zigaretten rauchte, dem Kelerbauern eine angeboten hatte, die dieser mit den Worten „Herr Pfarrer, wenn Sie diese Apotheke rauchen, dann freggst“ dankend ablehnte. Geholfen hat es nichts, der Pfarrer hat weiter geraucht. Oder wie der Zeubier Hans nach dem Zweiten Weltkrieg seine Ablieferungsquote an den Bayreuther Milchhof nicht einhalten konnte, weil er seine Kühe auch als Zugtiere eingespannt hat. Die Lösung: Er hat die Milch mit bestem Quellwasser aus dem Zeubacher Berg gestreckt und dabei vor sich hingemurmelt: „Die Bayreuther saufens schon.“
Zwischen den Lesungen spielte der Tausendsassa-Musikant Franz Zwosta aus Hollfeld mit seiner Quetschn auf. Er spielt sogar die Nasenflöte, die er an diesem Abend aber nicht dabei hatte. Aber dann vielleicht beim nächsten heiteren fränkischen Leseabend, der eine Wiederholung verdient hat.
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