IHK Oberfranken: „Digitale Aufholjagd erforderlich“

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IHK-Umfrage: Betriebe bei Digitalisierung laut Selbsteinschätzung nur Mittelmaß

Cyberattacken, Homeoffice, zu langsames Internet oder künstliche Intelligenz – die Liste der Herausforderungen, denen sich Unternehmen in Sachen „Digitalisierung“ stellen müssen, ist lang, wie auch die jüngste Digitalisierungsumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth bei Unternehmen aus der Region zeigt.

Die Stärke des Standortes Deutschland sind nicht die Bodenschätze, sondern der Ideenreichtum und der Fleiß von Unternehmerinnen und Unternehmern und ihren Mitarbeitenden. „Deshalb ist es überlebenswichtig, dass der Standort Deutschland bei der Digitalisierung ganz vorne mitmischt“, macht stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brem deutlich. „Digitalisierung kann außerdem ein wichtiger Baustein sein, um die aktuelle Energiekrise abzufedern und so die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“

Während der Corona-Krise haben viele Unternehmen die Digitalisierung in ihrem Haus spürbar vorangetrieben. Trotzdem gibt es aus Sicht vieler Unternehmen immer noch viel Luft nach oben, wie der Notendurchschnitt von 2,8 zeigt.

Breitbandinfrastruktur immer noch mit Lücken

Teilweise bleibt die Digitalisierung aber schon im Anfangsstadium stecken, auch wenn in den vergangenen Jahren viel in die Breitbandinfrastruktur investiert wurde – nicht zuletzt dank Förderprogrammen von Land und Bund. Nicht weniger als 15 Prozent der Unternehmen kritisieren, dass die aktuelle Verfügbarkeit an schnellem Internet immer noch nicht dem tatsächlichen Bedarf entspricht und weitere zwei Prozent, dass es am Unternehmensstandort überhaupt keinen Breitbandzugang gebe.

Aus Sicht der Unternehmen fehlt es oft an den richtigen Rahmenbedingungen für eine digitale Transformation. Ganz oben auf der Wunschliste an Bund und Land stehen der Ausbau einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur (64 Prozent). Außerdem erhoffen sich die Unternehmen einen besseren Zugang zu Fördermitteln und Unterstützung beim Vorantreiben der Informationssicherheit (jeweils 38 Prozent), um neue Geschäftsmodelle und innovative Technologien umsetzen zu können. „Um zukunftsfähig zu bleiben, erfinden sich viele Unternehmen derzeit neu“, so Brehm. „Den Unternehmen fehlt es oft an klaren Rahmenbedingungen. Diese sind aber notwendig, um rechtliche Unsicherheiten zu minimieren und um mutiger bei der Einführung neuer digitaler Technologien zu werden.“

Die Digitalisierung in den Unternehmen sei dabei kein Selbstzweck, sondern diene dem Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit, macht Brehm deutlich. Flexibilisierung (85 Prozent), aber auch Kostensenkungspotenziale (46 Prozent), Kundenbindung (40 Prozentuale) und strategische Überlegungen (37 Prozent) sind deshalb aus Sicht der Unternehmen die Hauptgründe für das Vorantreiben der Digitalisierung. Für die kommenden drei Jahre setzen die Unternehmen vor allem auf Investitionen in künstliche Intelligenz (33 Prozent), in Edge-Anwendungen (26 Prozent) und ins Internet der Dinge (23 Prozent).

Größte Herausforderungen: Zeitmangel, Komplexität, Kosten und Aufwand

„Die Herausforderungen, denen sich die Unternehmen stellen müssen, sind vielschichtig“, macht Ralph Buus deutlich, Digitalisierungsreferent der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Neben Zeitmangel sind die Komplexität des Themas, Kosten und Aufwand, aber auch entstehende Abhängigkeiten die größten Herausforderungen seitens der Unternehmen für eine erfolgreiche Digitalisierung.“ Für ein Viertel der Unternehmen ist auch das Annehmen der Digitalisierung durch die Mitarbeitenden eine große Herausforderung. „Diese Akzeptanz ist aber maßgeblich. Gehen die Mitarbeitende den Weg nicht mit, lässt sich die Digitalisierung in einem Unternehmen nicht erfolgreich umsetzen“, macht Buus deutlich.

Das wird auch seitens der Befragten so gesehen. Eine „digitale Denkweise“ ist für 72 Prozent der Befragten eine wichtige Kompetenz von Führungskräften und Mitarbeitenden, die weiterentwickelt werden müsse. Jeweils knapp die Hälfte der Unternehmen sehen außerdem bei der Datenkompetenz, beim Umgang mit digitalen Technologien und bei der IT-Sicherheit noch Luft nach oben.

Cyber-Incident-Response-Team unterstützt bei Cybersicherheit

Im Rahmen von Informationsveranstaltungen, aber auch individuellen Terminen unterstützt die IHK ihre Mitgliedsunternehmen. Bei Cyberangriffen steht außerdem das Cyber-Incident-Response-Team (CIRT) zur Verfügung, wo IHK, HWK, Polizeipräsidium Oberfranken und die Kripos in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof zusammenarbeiten in Abstimmung mit dem Cyber-Allianz-Zentrum des Landesamtes für Verfassungsschutz, der Zentralstelle Cybercrime Bayern und der Allianz für Cybersicherheit.