Weiterer Quellbach im Landkreis Forchheim zerstört
Nachdem vor einigen Wochen im Allgäuer Rappenalptal ein Bachlauf und erst vor kurzem im nördlichen Landkreis Forchheim Teile des Eggerbachs ohne Genehmigung in einem streng geschützten Gebiet durch Baggerarbeiten massiv beschädigt wurden, hat der bayerische Naturschutzverband LBV nun einen zweiten stark zerstörten Quellbach bei Drügendorf (Lkr. Forchheim) entdeckt. Unbekannte haben in rund drei Kilometer Entfernung zum Eggerbach am Rande der sogenannten Langen Meile ein Hangende samt seinen Kalktuffstrukturen auf mehreren Metern komplett weggebaggert und stattdessen schwere Steine aufgeschichtet und einen eisernen Trog aufgestellt. „Dies ist innerhalb kürzester Zeit der zweite nicht genehmigte, massive Eingriff in einen besonders geschützten Lebensraum in der gleichen Gemeinde. Der Ablauf der Quelle bei Drügendorf ist nicht mehr wiederzuerkennen. Hier fand eine systematische Zerstörung statt“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.
Wie schon beim am 12.12.22 bekanntgewordenen Fall (siehe GP-34-22) liegt auch dieser betroffene Kalktuffbach im gleichen FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) wie der Eggerbach. Dieses Gebiet ist nach europäischem Recht streng geschützt, da Quelle und Bach stark bedrohten Tierarten wie dem Feuersalamander und dem seltenen Starknervmoos als einzigartiger Lebensraum dienen. Bei einer Ortsbegehung bot sich den Naturschützern des LBV ein unglaubliches Bild. „Teile des Hanges wurden abgebaggert und stattdessen schwere Steine treppenartig zum Hang aufgeschichtet. Das bisherige Rohr, das aus Gründen des Quellschutzes ohnehin längst hätte entfernt werden müssen, mündet nun in einen eisernen Trog, der wie ein überdimensionaler Blumentopf anmutet. Von einem naturnahem Quellbach, der wertvoller Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen sein soll, kann überhaupt keine Rede mehr sein“, so Oliver Thaßler von der LBV Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken.
Die Quellenexpertin des LBV, Eva Schubert, sieht in diesem erneuten illegalen Eingriff einen unwiederbringlichen Schaden für den Quellstandort. „Die Kalktuffstrukturen sind komplett zerstört. Das wird mindestens mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich dort wieder etwas entwickelt, da dies ein hochsensibler Lebensraum ist.“ Der LBV fordert, dass der illegale Eingriff vom Verursacher rückgängig gemacht wird, der Ursprungszustand bestmöglich wiederhergestellt und zusätzlich weitere Schutzmaßnamen in der Umgebung des Bachs durchgeführt werden.
Eine Nachfrage des LBV beim Bürgermeister der Gemeinde hat keinen Hinweis zur Aufdeckung der Straftat ergeben, weshalb der LBV eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten wird. „Für uns ist dieser Naturfrevel eindeutig eine Straftat, für die wir eine empfindliche Geldstrafe fordern, damit mögliche Nachahmende von weiteren derartigen illegalen Eingriffen abgeschreckt werden“, so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. Kalktuffquellen und -bäche wie diese gehören zu den prioritären Lebensraumtypen in der EU, was bedeutet, dass Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieses Lebensraumes hat, da er EU-weit selten ist.
Im hinteren Eggerbachtal braucht man keine Windräder um die eigene Heimat und Natur „zu zerstören“. Das machen die Dorfbewohner dort, dem Anschein nach, lieber selbst.