„Landwirtschaft macht Schule“ in Ebermannstadt und Engelhardsberg

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Multiplikatorenschulung am Ort des Geschehens

Landwirtschaft ist ein unterschätztes Thema in der schulischen Bildung. Um das zu ändern, trafen sich 9 Lehrerinnen der staatlichen Realschule Ebermannstadt mit Verantwortlichen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten auf dem Bio-Bauernhof der Familie Beyer in Engelhardsberg bei Wiesenttal.

Ein sonnig, warmer Nachmittag im Spätsommer, unter Obstbäumen mit Blick über die Fränkische Schweiz, umringt von pickenden Hühnern, der Hofhund zu Füßen, die Kühe muhen im Hintergrund. Was nach romantischem Bullerbü klingt hat einen ernsten Hintergrund. Viele Schülerinnen und Schüler wissen heutzutage zu wenig über die Landwirtschaft, die Produktion von Lebensmittel und die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Dr. Markus Heckmann und Matthias Görl vom AELF Bamberg möchten das ändern. Gemeinsam mit Christine und Helmut Beyer vom Biohof Beyer stellen sie ein Treffen mit interessierten LehrerInnen der Realschule Ebermannstadt auf die Füße. Lehrerin und Mit-Organisatorin Eva Stanislaus betont: „Erfahrungen und Erlebnisse aus erster Hand sind ideal, um sie dann auch mit den Schülern zu besprechen – nur aus einem Schulbuch versteht man nicht, wie die Landwirtschaft in Deutschland bzw. insbesondere in unserer Region wirklich abläuft.“

In der noch theoretischen Einführung wurden zuerst die Strukturen in der Region erläutert. Warum ist denn die Landwirtschaft bei uns so, wie sie ist? Warum gibt es so viele Nebenerwerbsbetriebe und warum werden sie trotzdem weniger? Viele Punkte wurden angesprochen, gerade auch die aktuell in den Medien sehr stark diskutierten Themen wie Tierhaltung, Wirtschaftsweise, Klimaauswirkungen der Landwirtschaft. Braucht eine funktionierende Landwirtschaft denn überhaupt Tierhaltung? Wo liegen die genauen Unterschiede in der ökologischen und konventionellen Wirtschaftsweise? Dabei konnten so einige landläufig vorhandene Fehlinformationen und Vorurteile korrigiert werden.

Nach dem theoretischen Teil übernimmt Helmut Beyer die Hofführung. Er hat den Betrieb von seinen Eltern übernommen, die ihn damals noch im Nebenerwerb geführt haben. Der Betrieb wurde kontinuierlich ausgebaut, heute bewirtschaftet er den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau und zwei der sechs Kinder. Der Hauptbetriebszweig seines Betriebes ist mittlerweile die Mutterkuhhaltung mit den Rassen Wagyu, Fleckvieh und Gelbvieh. Rund 50 Tiere aller Altersstufen leben in einem offenen, hellen Stall und haben ganzjährig Zugang zur Weide. Das Fleisch wird nur über die Direktvermarktung ab Hof und die eigene Bauernhofgastronomie vertrieben. Ein weiterer Betriebszweig ist die Waldbewirtschaftung. Auch hier setzt Helmut Beyer auf einen nachhaltigen und klimatauglichen Waldumbau.

Nach dem Gang zu den verschiedenen Rinderweiden mit Vorstellung des Weidekonzeptes endet der Nachmittag wieder unter den Obstbäumen mit einer kleinen Verkostung der betriebseigenen Erzeugnisse.

Die Resonanz auf allen Seiten ist positiv: „Ich habe für mich wichtige Fakten über die Landwirtschaft in den Landkreisen Bamberg und Forchheim erfahren und werde dies nun sicherlich, durch die gute fundierte Information, auch an meine SchülerInnen weitergeben können – mit der Hoffnung auch bei ihnen ein kleines Umdenken anzustoßen“, so Eva Stanislaus zum Abschied. Auch Helmut und Christine Beyer sind zufrieden: sie haben gezeigt, dass ihr Betrieb ein moderner, zukunftsfähiger Familienbetrieb ist, welcher viele Menschen aus der Region mit wertvollen Lebensmitteln versorgen kann. „Wichtig ist nun, das heute vermittelte Wissen in die Klassenzimmer zu tragen und den Schülern zu vermitteln“. Nach diesem gelungenen Auftakt werden Dr. Markus Heckmann und Matthias Görl die Veranstaltung auch mit anderen Schulen durchführen. Für die Zukunft der SchülerInnen und die Zukunft der Landwirtschaft.