Kunreuth: Der Gemeinderat schlägt zwei Alternativtrassen für das LEADER-Projekt Qualitätswanderwege vor
Tückische Wanderwege
LEADER-Projekt Qualitätswanderwege: Gemeinderat Kunreuth schlägt Alternativtrassen vor
Welcher Mountainbiker möchte bei seiner Schussfahrt nach unten in einem Weiher landen oder unvermittelt eine stark befahrene Staatsstraße kreuzen müssen? Wer ist verantwortlich, wenn Waldarbeiter einen Pfad, der als Wanderweg ausgewiesen ist, bei Fäll- und Ladearbeiten nicht absichern oder wenn die Reiter ihre Pferdeäpfel nicht wegräumen und es dem Mountainbiker das Vorderrad wegzieht?
Mit diesen Themen hat sich der Gemeinderat Kunreuth in seiner Novembersitzung beschäftigt. Bürgermeister Ernst Strian stellte ein fünf Landkreise umfassendes Leitsystem für Wanderwege vor, welches im Rahmen eines LEADER-Projektes mit Mitteln der Europäischen Union gefördert wird. Dabei werden Trassen auf der Basis bereits kartierter Wanderwege ausgewiesen. Eine Infotafel dazu soll vor dem Rathaus in Kunreuth aufgestellt werden.
Um die Tafel für den Druck freigeben zu können, hatte das von der Projektleitung beauftragte Büro unter anderem die Prüfung der Trassen und Wege in den Gebieten der betroffenen Gemeinden gefordert. Dabei sind im Gemeindegebiet Kunreuth einige Gefahrstellen aufgefallen, die noch entschärft werden müssen. Allerdings können Verwaltung und Gemeinde dies nicht durchgängig und rechtssicher durchführen, weil die Wege teilweise über private Grundstücke führen oder in die Zuständigkeit des staatlichen Bauamtes Bamberg fallen.
Das Problem beginnt schon damit, dass einige Abschnitte der Wege zwar im Geoportal Bayern zu finden sind, aber in der freien Natur gar nicht mehr vorhanden, bzw. nicht angelegt sind. Zwei Abschnitte eines Wanderweges verlaufen teilweise auf Staatsstraßen, so im Bereich der Siedlung Weingarts, wo die S 2236 an einer unübersichtlichen Stelle überquert werden muss und nördlich Kunreuth, wo die Wanderer in Richtung Mittelehrenbach ein Stück direkt auf der S 2242 gehen müssten. Im weiteren Verlauf quert der aktuell geplante Wanderweg den Steingrabenbach über eine künstlich angelegte Furt und führt auf das Betriebsgelände eines Teichwirtes, um links über einen schmalen Feldweg nach oben in einer Wiese scheinbar zu enden. Im Geoportal ist hier ein Weg eingezeichnet, der zur Wegeverbindung Dobenreuth – Mittelehrenbach führt, aber tatsächlich nicht existiert.
Die Furt ist gemeindlich – gelegentlich rutschig, aber befahrbar, damit die Teiche bewirtschaftet werden können. Deren Besitzer muss dort arbeiten und kann dabei nicht auf Wanderer oder heranrasende Mountainbiker Rücksicht nehmen.
Die Gemeinderäte nahmen die Bedenken ihres Bürgermeisters durchaus ernst und diskutierten das Thema sehr intensiv. Eine Frage war auch, ob die Gemeinde für den Unterhalt der ausgewiesenen Wanderwege aufkommen müsste und ob die privaten Eigentümer verpflichtet sind, die Haftung für eventuelle Unfälle zu übernehmen. Antworten auf die Anfrage der Gemeinde zur rechtlichen Klärung der Situation referenzieren derzeit auf das freie Betretungsrecht der Natur und die Sorgfaltspflicht des Nutzers eines Weges. Das stimmt sicher, reicht aber nach Auffassung des Gremiums und Bürgermeisters nicht aus, um die naheliegendsten Fragen zu klären.
Mehrere Mitglieder des Rats fragten sich auch, ob die Wiese oberhalb des Steingrabens im Frühsommer überhaupt betreten werden darf, oder ob die Interessen der Wanderer hier mit denen des Naturschutzes oder der Landwirtschaft kollidierten. Einig war man sich im Rat darüber, dass keiner für heranrasende Mountainbiker haften könne, zumal die Wege als Wanderwege definiert seien.
So wurden bald Alternativtrassen diskutiert. Es gäbe eine schöne „alten“ Wegetrasse nach Mittelehrenbach. Allerdings endet der Weg nach dem durchgeführten Raumordnungsverfahren nun auf einer Wiese. Bürgermeister Strian erklärte, dass dort das Gebiet der Gemarkung Mittelehrenbach beginnt und zusammen mit dem Kollegen dort bereits über eine Lösung nachgedacht wird. Naturgemäß braucht das bis zur Realisierung viel Zeit.
Naheliegender wäre es, wenn die Wanderer von Kunreuth über den vorhandenen Fuß- und Radweg zunächst nach Dobenreuth gehen und von dort aus auf der vorhandenen Trasse nach Mittelehrenbach weiter gehen würden.
Aus diesem Grund lehnte der Rat die inhaltliche Freigabe der Wandertafel ab. Anstelle der dort aufgeführten Trassenführung werden alternativ zwei geänderte Trassen vorgeschlagen.
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