Dürrbrunn/Tiefenstürmig: Proteste beim Informationsrundgang zum Thema Windkraft auf der Langen Meile
Zweite Ortsbegehung zum Thema Windpark – Eisiger Gegenwind auf der Langen Meile
von Thomas Weichert
Eisiger Wind, nicht nur in Form von Schneegestöber, schlug dem Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann (Bürgerbund) bei der zweiten Ortsbegehung zum Thema Windkraft auf der Langen Meile entgegen. Diesmal oberhalb von Dürrbrunn, Tiefenstürmig und Kalteneggolsfeld. Windkraftgegner protestierten mit Transparenten an Traktoren, auf denen zu lesen war „Stoppt die Windkraftpläne sofort!“ und „Hier kein Windpark“, gegen die Pläne zu Windrädern, die Schwarzmann erläuterte. Außerdem standen alle paar Meter Plakatständer an den Wegrändern mit der Aufschrift „Hier entsteht kein Windrad“.
Einige der Flächen, auf denen einmal so ein Windrad stehen könnte, waren zu Veranschaulichungszwecken mit Absperrbändern eingegrenzt, um zu verdeutlichen, wie viel Platz alleine der Betonsockel dafür braucht.
Nach Schätzung von Eggolsheims Geschäftsstellenleiter Stefan Loch, der auch das Info-Material zusammengestellt hatte, waren rund 150 Menschen zum Informationsrundgang gekommen. Darunter auch Landrat Hermann Ulm (CSU), CSU-Landtagsabgeordneter Michael Hofmann und Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Badum sowie mehrere Bürgermeister der betroffenen oder angrenzenden Gemeinden, wie die Ebermannstädter Rathauschefin Christiane Meyer (NLE). Wie Hofmann sagte, sei er gekommen, um sich zu informieren.
Badum war gesprächiger. „Es ist toll zu sehen, wie Gesetze, die wir im Bundestag nach so vielen Jahren Blockade nun für die Beschleunigung erneuerbarer Energien verabschieden, direkt in unserer Region wirken. Für mich ist es ein emotionaler Moment, wenn ich vor Ort sehe, wie viele Potentiale wir in unserem Landkreis für saubere Energie für die Menschen und für Möglichkeiten haben.“ Mit Badum im Schlepptau gekommen war auch Martin Distler, Forchheimer Direktkandidat von Bündnis 90/Den Grünen für den Bayerischen Landtag. Distler ist auch Marktgemeinderat von Eggolsheim. „Der Landkreis Forchheim ist nun endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Als Eggolsheimer Gemeinderat freue ich mich sehr, wenn unsere Gemeinde eine wichtige Rolle für den Landkreis bei der Energiewende spielen kann“, so Distler.
Christian Amende, Sprecher der Bürgerinitiative Pro Naturpark Fränkische Schweiz, durfte nach dem offiziellen Ende nach zwei Stunden Ortsbegehung nach Protest aus den Reihen der Windkraftgegner dann doch noch Schwarzmanns Mikrofon ergreifen. Schwarzmann hatte zu diesem Zeitpunkt nach Verlesung der Termine der Weihnachtsmärkte in Ebermannstadt, Eggolsheim und Weilersbach denn offiziellen Teil schon für beendet erklärt. Denn laut Schwarzmann sei es eine reine Informations- und keine Diskussionsversammlung.
Wie Amende erklärte, befänden sich im angedachten Vorranggebiet zahlreiche Grundstücke von Eigentümern, die eine Bebauung mit Windrädern ablehnen. Denn die Errichtung inklusive des Ausbaus der Zufahrten verändere den Charakter des Landschaftsschutzgebiets massiv. Die Aussage Schwarzmanns, dass ein Rückbau der Zuwegungen erfolgen wird, zweifelt Amende an. Immerhin handelt es sich dabei um mehrere Kilometer. „Eine Bebauung am Rand des Gebiets mit minimaler Einflussnahme ist in diesem Gebiet nicht möglich“, betonte Amende. Laut Amende habe Schwarzmann bei den Bürgerversammlungen die Unwahrheit behauptet. Nicht die Regierung von Oberfranken hätte die Lange Meile bereits als Vorranggebiet für Windkraftanlagen ausgewählt, sondern der regionale Planungsverband prüfe dies nur dann, wenn die Gemeinde dies ausdrücklich wolle.
Drei mögliche Standorte für Windräder wurden besichtigt. Der erste am Abzweig der Bergstraße nach Tiefenstürmig, direkt an der Gemarkungsgrenze zu Dürrbrunn. Die Entfernung nach Dürrbrunn, Kalteneggolsfeld und Tiefenstürmig beträgt hier zwischen 1350 bis 1650 Meter. Die mittlere Windgeschwindigkeit liege an diesem Standort bei 7,42 Metern pro Sekunde. Damit könne man am Standort Richtung Weigelshofen zirka 3000 Haushalte und auf der Langen Meile weitere 4000 Haushalte mit Strom versorgen. Nördlich des Potentialgebiets auf der Gemeindegrenze von Unterleinleiter und 400 Meter Luftlinie von der Grenze zum Markt Heiligenstadt könnten weitere zwei Windräder gebaut werden.
Heiligenstadts Bürgermeister Stefan Reichold (SPD) informierte dazu, dass der Markt an anderer Stelle ebenfalls Windräder plane. Südlich, etwa 1.100 bis 1.600 Meter von Tiefenstürmig und Götzendorf entfernt, könnten weitere Windräder entstehen. Also insgesamt ein richtiger Windpark mit etwa sechs Windkraftanlagen auf diesem Gebiet der Langen Meile. Mit etwa 15.000 Euro Pachteinnahmen könnte ein Grundbesitzer pro Jahr rechnen wenn eine Anlage auf seinem Grund gebaut wird. Garantiert auf 25 Jahre. Profitieren sollen aber alle. Seinem Amtskollegen Alwin Gebhardt (DWV) aus Unterleinleiter bot Schwarzmann seine Zusammenarbeit an.
Unterleinleiters Ex-Bürgermeister Gerhard Riediger, der mit seinem Hund spazieren war, meinte, dass die Protestschilder schnell wieder weg sind, wenn ein Landwirt für seine saure Wiese in 20 Jahren 300.000 Euro an Pacht einnimmt.
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