Hochrangiger Besuch aus Kirgisistan in der Fränkischen Schweiz
Erst kamen die Chinesen, jetzt die Kirgisen. Aktuell weilt eine hochrangige Delegation aus der zentralasiatischen Republik Kirgisistan auf Einladung der CSU nahen Hanns-Seidel-Stiftung in der Fränkischen Schweiz und stattete nun Pottenstein und Betzenstein einen zweitägigen Informationsbesuch zu Austausch über die Ländliche Entwicklung in der Region ab.
Empfangen wurde die kirgisische Delegation, darunter drei Abgeordnete des nationalen kirgisischen Parlaments und der Landrat des Landkreises Tong, der in Kirgisistan Pilotlandkreis der Hanns-Seidel-Stiftung für die ländliche Entwicklung ist, von den Bürgermeistern Stefan Frühbeißer (CWU/UWV) und Claus Meyer (FW) sowie dem Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung Lothar Winkler und dem Projektmanager Michael Breitenfelder vom Wirtschaftsband A 9 – Fränkische Schweiz. Pottenstein mit seiner Erlebnismeile ist ein bayernweites Aushängeschild nicht nur in Sachen Tourismus sondern auch für das erste bayernweite Gemeindentwicklungskonzept das 2011 als Pilotprojekt gestartet wurde und das vom damaligen Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler 2006 ins Leben gerufene Wirtschaftsband A 9 – Fränkische Schweiz war der erste interkommunale Zusammenschluss von 18 Gemeinden im Rahmen des integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts. Beides also Vorzeigemodelle für die sich insbesondere auch Kommunen aus Asien interessieren.
Die ehemalige Sowjetrepublik Kirgisistan mit seinen rund 6,6 Millionen Einwohnern im Norden an Kasachstan, im Osten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan angrenzt, ist seit 1991 ein unabhängiger Staat mit einem ähnlichem Verwaltungsaufbau wie der Freistaat Bayern. Insbesondere interessierten sich die Delegationsteilnehmer aus zentralasiatischem Land für das Modell der ländlichen Entwicklung in Bayern und wie diese auf das Partnerland Kirgisistan übertragen werden kann. Im einzelnen ging es bei den Gesprächen im Pottensteiner Rathaus um die ländliche Infrastruktur, den Breitbandausbau, die Flurbereinigung, die lokale Wirtschaftsförderung, die Förderung von Organisationen und Vereinen und die Stärkung der ländlichen Gemeinschaft. Besonderer Wert wird auch auf den Wissenstransfer zwischen Bayern und Kirgisistan gelegt, wie der Projektleiter für Zentralasien, Max Georg Meier erläutert der in der kirgisischen Hauptstadt Bischek seit 20 Jahren ein Regionalbüro der Hanns-Seidel-Stiftung unterhält.
Der Landrat des Landkreises Tong, der flächenmäßig etwa so groß ist wie ganz Oberfranken, Bayshbek Astanakulov, zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung beeindruckt von den gewachsenen Strukturen nach den Besuchen der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Bayreuth, der Teufelshöhle, dem Erlebnisfelsen und dem Betzensteiner Scheunenviertel mit Sanierung von Fachwerkgebäuden und Stadtmauer. In der Teufelshöhle kam er sich fast wie in seiner Heimat vor die auch viele Höhlen hat, allerdings noch keine erschlossene für Touristen. „Ich habe sehr viele Ansatzpunkte hier gesehen“, erklärt Astanakulov.
Besonders beeindruckt habe ihn die Arbeit des ALE und die Kooperation der Gemeinden mit aktiver Bürgerbeteiligung. Es sei von großer Bedeutung dass diese Kooperationen durch demokratische Entscheidungsfindungen erfolgen. „Was ich überall sehe ist deutsche Qualität und Ordnung“, sagt der Landrat aus dem Regierungsbezirk Osch im Nordosten des Altaigebirges. Vor allem beeindruckt ist er von den Dorferneuerungsprojekten in Pottenstein und den dreizehn Schwerpunktmaßnahmen der ILE. Für seine Heimat will er davon die aus seiner Sicht wichtigsten Auswählen und dort im Kleinen damit anfangen diese umzusetzen. Soweit er sie in seinem Landkreis mit den vorhandenen Ressourcen selbst umsetzten könne. Möglichkeiten müssten aber auch auf Republikebene geprüft und wahrgenommen werden, so Landrat Astanakulov. Daher ist es besonders wichtig, das auch drei Parlamentsabgeordnete dabei sind, ebenso wie der Abteilungsleiter des kirgisischen Katastrophenschutzministeriums und weitere hochrangige Regierungsvertreter.
Für Bürgermeister Frühbeißer ist es immer eine besondere Situation Gäste aus entfernten Ländern zu Besuch zu haben. Interessant findet der Pottensteiner Stadtchef, wie kommunale Fragen bis über die Finanzierung in diesen Ländern gehandhabt werden. 2018 war er selbst in China zu Gast. Interessant sei es nun zu erfahren, das die Umstände und Gegebenheiten im Nachbarland grundlegend anders sind. „Wir fühlen uns geehrt das immer wieder Pottenstein von unterschiedlichen Ländern als Musterbeispiel für die ländliche Entwicklung ausgewählt wird und sich die Entscheidungsträger dieser Länder bei uns informieren und beraten lassen“, sagt Frühbeißer.
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