Gößweinstein: Lieselotte Grunow unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt

Gößweinstein: Lieselotte Grunow unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt November 2022
Lilo Grunow (Zweite von rechts) in der BRK-Tagespflege beim Packen der Wally-Maus-Päckchen für Kinder. Text + Foto: Thomas Weichert

„Barmherzige Samariterin“

Nachruf auf Lieselotte Grunow – 25. Mai 1934 bis 24. Oktober 2022

Gößweinstein: Lieselotte Grunow unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt November 2022

Portraitbild von Lilo Grunow. Foto: Thomas Weichert

Groß war die Anteilnahme der Bevölkerung bei der Beerdigung von Lieselotte Grunow auf dem Friedhof in Gößweinstein. Die gebürtige Berlinerin hat sich in vielfältigen Ehrenämtern für das Wohl des Marktes Gößweinstein, seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger und seiner Gäste verdient gemacht. Lieselotte Grunow, die alle nur „Lilo“ nannten, wurde 88 Jahre alt.

Wie Bürgermeister Hanngörg Zimmermann während seiner Trauerrede betonte, war das Ehrenamt stets eine aktive Säule in ihrem Leben. Zunächst war Lilo Grunow in Berlin ehrenamtlich im Arbeiter-Samariter Bund aktiv. 1983 zog sie nach Gößweinstein. Hier eröffnete sie einen kleinen Schuhladen samt Fußpflegesalon direkt neben der Basilika und versorgte seit 1988 ehrenamtlich die geplagten Füße der Wallfahrer.

1999 erhielt sie das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für „Verdienste im Ehrenamt tätige Frauen“. 2013 kam die Ehrung durch Weihbischof Werner Radspieler für 25 Jahre Wallfahrernotdienst in Gößweinstein hinzu. Ebenso erhielt sie durch das Projekt „Ehrenwert“ im gleichen Jahr die Ehrung für ihre langjährige und ehrenamtliche Tätigkeit im Wallfahrernotdienst. Lilo war die Gründerin des Herbert-Gröschel-Fan-Club. Als Messnerin der evangelischen Kirche „Zum guten Hirten“ in Gößweinstein hielt sie das Gebäude in Ordnung, bereitete Gottesdienst vor und läutete die Kirchenglocke. Und im Schützenverein Gößweinstein war sie von 1993 bis 2013 Schriftführerin. Lilo Grunow organisierte einen Wohltätigkeits-Flohmarkt und drei wohltätige Straßenfeste. 23.000 Euro kamen so für die Aktion Sorgenkind zusammen.

Gößweinstein: Lieselotte Grunow unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt November 2022

Gemeinsam mit Schützenmeister Roland Müller. 2016 wurde Lilo Grunow zur Gößweinsteiner Schützenkönigin gekürt. Foto: Thomas Weichert

Sie veröffentlichte ein Buch mit Geschichten, die von Kindern geschrieben wurden. Der Erlös des Buches ging an die Aktion Benny & Co., die sich für Kinder mit Muskelschwund einsetzt. Sie organisierte eine Spendenaktion für einen Pater aus Brasilien, der sich dort um Straßenkinder kümmert. Sie unterstützte eine bosnische Familie, die vor dem Balkankrieg nach Gößweinstein geflohen war. Auch bei der Flüchtlingshilfe anlässlich des Kriegs in Syrien war Lilo aktiv ehrenamtlich eingebunden und hat mit hohem persönlichem Einsatz geholfen.

Sie setzte sich zusammen mit der Frauen Union dafür ein, dass die Gößweinsteiner Tourist-Info auch am Wochenende geöffnet hat und organisierte bis 2017 den Einsatz der 16 Helferinnen, die diesen Service möglich machen, und tat auch selbst in der wallfahrtsfreien Zeit dort Dienst. Zuletzt war sie ganz engagiert dabei die Starterpakete für den Wally-Maus-Weg in der Tagespflege Gößweinstein zu packen. Vom Markt Gößweinstein wurde sie mit der Bronzenen Bürgermedaille ausgezeichnet.

Wallfahrtsführer Georg Schäffner bezeichnete Lilo Grunow als „barmherzige Samariterin“, die die Ökumene in vorbildlicher Weise lebte und praktizierte. „Als evangelische Christin bedeutete es für Lilo kein Hindernis, katholischen Wallfahrern ihre Hilfe zukommen zu lassen“, betonte Schäffner.

So sagte Wallfahrtsführer Georg Schäffner: „Unsere liebe Verstorbene, Frau Lieselotte Grunow, hat sich in außergewöhnlicher Weise um die vielen Wallfahrer verdient gemacht, die Jahr für Jahr nach Gößweinstein pilgern. Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, ihr segensreiches Tun zu würdigen. Jahrzehntelang hat Frau Grunow geradezu aufopferungsvoll die lädierten und ramponierten Wallfahrerfüße behandelt und somit im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine gebracht. Lilo – wie sie von den Wallfahrern liebevoll genannt wurde – tat dies mit bewundernswerter Hingabe, Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen, alles unentgeltlich. Während der gesamten Wallfahrtssaison von Mai bis September – und dies häufig den ganzen Tag von morgens bis abends – hat sie sich die Zeit genommen, um bei hilfesuchenden Pilgern deren Wunden zu pflegen und zu behandeln, Schmerzen an Beinen und Füßen zu lindern. Neben dieser Behandlung war es vor allem auch ihre den Menschen stets liebenswürdige und zugewandte Art, womit sie die Herzen ihrer Patienten zu erreichen vermochte. Mit einem Wort, sie war eine barmherzige Samariterin. Anderen zu helfen, war ihr ein Anliegen. Als evangelische Christin bedeutete es für Lilo kein Hindernis, katholischen Wallfahrern ihre Hilfe zukommen zu lassen. Auf den Punkt gebracht: evangelische Hände pflegten hier katholische Wallfahrerbeine. Ein Akt praktizierter Ökumene. Im Namen aller Wallfahrer, aber auch persönlich, möchte ich Dir, liebe Lilo, ein herzliches Vergelt`s Gott für Deine Dienste aussprechen. Gott möge Dir all das Gute, was Du Deinen Nächsten getan hast, vergelten.“