AELF Bamberg stellt Mittelwaldbewirtschaftung am Beispiel der Gemeinde Leutenbach vor
Mittelwälder leisten wichtigen Beitrag zu Natur- und Artenschutz
Was ist eigentlich ein „Mittelwald“? Wie wird er bewirtschaftet? Wo gibt es ihn? Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg (AELF) hatte zu einer Informationsrunde geladen, um die Mittelwaldbewirtschaftung näher zu erläutern. Forstdirektor Michael Kreppel stellte dar, dass die Mittelwaldbewirtschaftung eine historische, einst weit verbreitete Nutzungsart des Waldes ist. Dabei wird das „Unterholz“ alle 25 bis 30 Jahre als Brennholz geerntet. Die nächste Generation Unterholz entsteht aus dem Stockausschlag. Es braucht also nur auf wenigen Fehlstellen gepflanzt werden. Auf der Fläche bleiben locker verteilt sogenannte Lassreitel (Überhälter) stehen. Sie entwickeln sich in über 100 Jahren zu starken Bäumen, dem „Oberholz“. So wächst auf der gleichen Fläche Brennholz und Nutzholz gleichzeitig heran.
„Derzeit gibt es im Landkreis Forchheim etwa 450 Hektar Mittelwald. Das entspricht knapp zwei Prozent der Waldfläche im Landkreis“, so Kreppel. Davon werden jährlich 17 Hektar bearbeitet, was 0,7 Promille des Gesamtwaldes entspricht. Bürgermeister Florian Kraft (FW) ist sehr zufrieden, dass etwa 60 Hektar seines Gemeindewaldes wieder als Mittelwald bewirtschaftet werden. „Es war der Wunsch vieler Gemeindebürger, Brennholz in Selbstwerbung zu bekommen.“ Und Revierleiter Daniel Schenk zeichnet die Flächen routiniert und mit Fachkenntnis aus. „Auf der heurigen Hiebsfläche in der Nähe der Ehrenbürg kommen 12 verschiedene Baumarten vor. Gerade die Selteneren wie Mehlbeere, Elsbeere, Kirsche und Ulme sollen gefördert werden durch Entnahme der Nachbarn.“ Bei den Arbeiten werden selbstverständlich die Bedürfnisse der vorkommenden Arten berücksichtigt. So wird zum Beispiel eine Feuchtstelle für Feuersalamander geschont.
Förster Roman Diezel von der Fachstelle Waldnaturschutz des AELF stellte fest: „Auch wenn der Mittelwaldanteil verglichen mit der Gesamtwaldfläche eher klein ist, so leisten diese Flächen doch einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz.“ Es gibt eine Vielzahl von wärmeliebenden Pflanzen und Insekten, die von diesen lichteren Waldstrukturen profitieren. „Das kann jeder selbst erleben: Im Jahr nach dem Stockhieb explodiert eine üppige Schlagflora mit vielen bunt gefärbten Stauden und Blumen, die von Tausenden von Schmetterlingen, Käfern und Bienen besucht werden.“, so Diezel weiter. Und die Vorgehensweise steht ganz klar im Einklang mit den Vorgaben des Natura-2000-Gebiets.
Marc Fiebig von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Oberfranken und Martin Erlwein von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Forchheim wiesen darauf hin, dass eben wegen dieses hohen Wertes für den Natur- und Artenschutz die Mittelwaldbewirtschaftung auch staatlich mit dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald von den Umweltbehörden in Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung schon über Jahre gefördert wird. „Dies ist ein wichtiger Anreiz für die Erhaltung dieser einzigartigen Waldbewirtschaftungsform.“ Die Biologin Rotraud Krüger, stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe des Bund Naturschutz, beurteilt die Mittelwälder aus Sicht des Naturschutzes sehr positiv. „Wir unterstützen die Bewirtschaftung dieser Wälder, da solche „Lichtwälder“ für die Artenvielfalt besonders hervorzuheben sind.“
Biologe Johannes Bail aus Kirchehrenbach bestätigte die positiven Aspekte der Mittelwaldbewirtschaftung: „Untersuchungen im benachbarten Kirchehrenbacher Mittelwald zeigen, dass sich die beobachtete Artenzahl an Käfern auf den freigestellten Flächen mehr als verdoppelt, über ein Drittel davon gefährdete Arten. Die als Überhälter auf den Flächen verbleibende Eiche hat dabei eine besondere Bedeutung. 80 Prozent der nachgewiesenen Holzkäferarten kommen auf ihr vor.“ Auch für Jana Wiehn vom Landschaftspflegeverband stellen die Mittelwälder ein wichtiges Glied mit einer speziellen Artenausstattung dar, die zwischen Wald und Offenland liegt.
Kreppel wies abschließend noch einmal darauf hin, dass auf den Flächen der insgesamt neun Mittelwaldungen im Landkreis auch in diesem Winter wieder die sogenannten Stockhiebe durchgeführt werden. Das Unterholz wird entfernt, nur das Oberholz bleibt stehen. Die dadurch entstehenden lichten Waldstrukturen sind zwar auf dem ersten Blick ungewohnt, leisten aber einen wichtigen Beitrag zu Natur- und Artenschutz. Die vitalen Stöcke treiben schnell aus und schließen in wenigen Jahren wieder zum Oberholz auf.
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