Bamberger Professorenteam tritt für liberale Demokratie und soziale Marktwirtschaft ein
Eine nicht alltägliche Geschichte zwischen Deutschland und Russland
Die Pandemie verlangte von Wissenschaftlern die internationale Zusammenarbeit. Daher koordinierten die Wirtschaftsprofessoren Tatjana Viktorovna Nikitina und Clemens Renker vom September 2020 bis März 2021 internationale Online-Konferenzen.
Die 44 Wissenschaftler aus Deutschland (u.a. TU München, FAU Erlangen-Nürnberg, TU Darmstadt, Universität Frankfurt), Russland, Schweiz und Polen antworteten den mehr als 2.000 Teilnehmern auf die Fragen: Wie können wir in der Pandemie die Unternehmen, Banken, Rentensysteme, Gesundheitssysteme, Steuersysteme, Städte, Immobilienmärkte und Universitäten stabil erhalten? Einige Vorschläge fanden rasch den Weg in die Praxis. Nun ist dieses letzte friedliche und schon historische Projekt zwischen Deutschland und Russland im weltweit größten Fachverlag Springer Nature veröffentlicht worden. Der „Petersburger Dialog“ unterstützte die Übersetzungen in die beiden Sprachen.
„Resilienz – und auch Frieden und Stabilität zwischen den Ländern – brauchen wir nicht nur, um die Pandemie gemeinsam zu bewältigen, sondern auch, um den weiteren großen globalen Herausforderungen des Klimawandels und der Digitalisierung gemeinsam zu begegnen. Im Bewusstsein der Sicherung des friedlichen Fortschritts fanden die Vorträge als nicht alltägliche Geschichte statt“, schreibt Clemens Renker als Mitherausgeber, Referent und Autor im Vorwort des im Sommer 2021 abgeschlossenen Buches.
Die Zeichen in Richtung eines Neoimperialismus waren seit 10 Jahren in Russland klar zu erkennen. Dass dies in den Angriff mit atomarer Bedrohung eskaliert, erschien zwar möglich, wollte aber im Herbst 2020 niemand sehen. Seit dem Februar 2022 lösten sich die institutionellen deutsch-russischen Beziehungen komplett auf. Mehr als 30 Jahre zivile Arbeit für Freundschaft und Städtepartnerschaft sind suspendiert. Die offenen Tore zum Miteinander drohen sich für mehrere Generationen zu schließen. Wir hofften auf die kleine, aufgeklärte russische Intelligenzia mit dem zarten Pflänzchen Zivilgesellschaft und die mögliche Überwindung des Despotismus. Nun scheint der Krieg der Frieden zu sein wie der Soziologe Ulrich Beck schon im Jahre 2004 schrieb. Militärische Abschreckung ist wieder auf der Tagesordnung.
An der humanistisch aufgeklärten Welt weiterbauen
Wissenschaftler, Literaten und Künstler können Kriege nicht verhindern. Sie können jedoch ein kultureller Stachel im Fleisch totalitärer Systeme sein. Auch wenn das Wünschenswerte derzeit unaussprechlich erscheint: „Dennoch müssen wir im Sinne von Lev Tolstoj das tun, was unser Herz will, auch wenn der Verstand derzeit nicht daran glaubt: Den Frieden ermöglichen und das humanistisch aufgeklärte Weltbild verteidigen“, so Clemens Renker. Wir erleben heute wie im November 1917 wieder Tage, die die Welt grundlegend verändern. Gerade jetzt muss auch die Zivilgesellschaft neben der Politik für die liberale Demokratie und soziale Marktwirtschaft deutlich eintreten. In der ökologischen Globalisierung brauchen wir zudem die Zusammenarbeit aller Menschen in der Welt. In der grausamen Zäsur heute steckt auch die Chance, uns neu aufzustellen. Das Humanpotential haben wir.
Auf der Grundlage der guten Erfahrungen der Online-Konferenzen 2020/21 sehen Tatjana Nikitina und Clemens Renker eine neue internationale Plattform „Wissenschaft ohne Grenzen“ als einen Beitrag zur fortschrittlichen Partnerschaft. Nachhaltiges Wirtschaften, Klimawandel, wirksame und wirtschaftliche Energie, Resilienz, Künstliche Intelligenz sowie Möglichkeiten der Glokalisierung bleiben die weltweit bedeutsamen Aufgabenfelder. Ende November trifft sich Clemens Renker im Elmauer Hotel des letzten G 7-Gipfels zu fünf Literaturtagen „Über Russland und Ukraine“ mit namhaften Professoren wie Münkler, Schlögel, Baberowski, Autorinnen wie die aktuelle Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa, und renommierte Schauspielerinnen wie Iris Berben und Julia Köhler.
Tatjana Viktorovna Nikitina, Prof. Dr., lehrt Banken und Finanzwirtschaft an der renommierten Staatlichen Universität für Wirtschaft Sankt Petersburg. Sie ist Direktorin des Russisch-Deutschen Zentrums, Direktorin des Internationalen Zentrums für Finanzmarktforschung und Mitglied der weltweit renommierten Alexander von Humboldt-Stiftung.
Sie betreute bis Februar 2022 ca. 40 Partnerschaften mit deutschen Universitäten und Hochschulen
Clemens Renker, Prof. Dr., lehrt seit 1984 Marketing und Banklehre an mehreren Universitäten und Hochschulen. Er initiierte neben seinen Führungstätigkeiten in Banken und Industrie 20 deutsche Universitätskooperationen mit Russland. Bis Februar 2022 engagierte er sich ehrenamtlich im „Petersburger Dialog“, im Deutsch-Russischen Forum, im International Advisory Board der Staatlichen Universität für Wirtschaft Sankt Petersburg für den Frieden erhaltende Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Studierenden.
Neueste Kommentare