Kerstin Hölzel ist neue Gößweinsteiner SPD-Chefin
Ihr Vorgänger Dirk Eichels trat aus Verärgerung wegen Waffenlieferungen in die Ukraine zurück
Die 49-jährige heilpädagogische Förderlehrerin und Marktgemeinderätin Kerstin Hölzel ist neue Gößweinsteiner SPD-Chefin. Sie wurde einstimmig von den sechs anwesenden SPD-Mitliedern während der Ortsvereinsversammlung im Café Greif gewählt. Nötig wurde die Neuwahl weil der bisherige langjährige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dirk Eichels bereits am 24. Juni von seinen Parteiämtern zurückgetreten war.
Seitdem führte Zweiter Bürgermeister Georg Bauernschmidt den SPD-Ortsverein Gößweinstein kommissarisch. Der Grund für Eichels Rücktritt waren Aussagen des SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil der sich für Waffenlieferungen in die Ukraine stark gemacht hatte. Wie Eichels unserer Zeitung erklärte, hätte man den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine am Verhandlungstisch lösen müssen. Eichels kam trotz Einladung nicht zu der Versammlung. Über einen Austritt aus der SPD denkt er nach. „Der hat gesagt wir sind eine Kriegstreiberpartei. Das kann ich so nicht hinnehmen“, betonte Alexander Berner der als zweiter Vorsitzender kandidiert hatte, jedoch nur eine Stimme bekam. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Bauernschmidt unter der Wahlleitung von SPD-Kreisvorsitzenden Laurenz Kuhmann mit fünf Stimmen gewählt. Ferdinand Haselmeier, der als erster Vorsitzender ebenfalls vorgeschlagen war und den SPD-Ortsverein 1979 gegründet hatte, lehnte ab, ließ sich dann aber als Schriftführer breitschlagen nachdem er auch dieses Amt zunächst abgelehnt hatte. Marktgemeinderat Bernhard Vogel wurde als Kassier bestätigt und in die neue Vorstandschaft als Beisitzer gewählt wurden Alexander Berner und Ulrike Fischer-Ludwig.
Aktuell hat der Gößweinsteiner SPD-Ortsverein 16 Mitglieder. Während der Aussprache wähnte Haselmeier Bauernschmidt bei den Freien Wählern. Habe dieser doch gemeinsam mit den Marktgemeinderäten zu Informationsversammlungen zu den Bürgerbegehren bezüglich Pfarrhaus-Rathaus im Amtsblatt eingeladen. „Das hat mit Parteipolitik nichts zu tun, es ist meine private Meinung“, wies Bauernschmidt Haselmeiers Kritik zurück. Bekanntermaßen ist Haselmeier Initiator des Bürgerbegehrens „Kein Rathaus ins Pfarrhaus“. Bauernschmidt ist hier anderer Meinung. Dankbar zeigte sich Haselmeier jedoch, das alle drei SPD-Marktgemeinderäte für den Bürgerentscheid gestimmt hatten. Bernhard Vogel betonte, dass dies gerade die SPD ausmache, bei der es im Gemeinderat keinen Fraktionszwang gäbe. Die Begründung von Haselmeiers Bürgerbegehen bezeichnete Vogel als „nicht optimal formuliert.“ Er sei jetzt aber froh, dass in der Bürgerschaft nun objektiv die Argumente für Pro und Kontra ausgetauscht werden können und dann die Bürger selbst entscheiden, ob das Rathaus ins Pfarrhaus kommt, oder nicht. So kann nun ein Kompromiss auf breiter Front gefunden werden, sagte Vogel und betonte, das der Gemeinderat der Chef ist und nicht der Bürgermeister.
Die Rolle der SPD auf kommunaler Ebene sei ganz wichtig, da die SPD im Gemeinderat zwischen den zwei großen Blöcken aus CSU/JuF und FW/BGM das Zünglein an der Waage ist. „Ein Scheitern des SPD-Ortvereins auf kommunaler Ebene ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann“, so Vogel, der eine Reaktivierung der Gößweinsteiner SPD forderte. Wegen Corona waren auch die Aktivitäten der SPD in der Öffentlichkeit zum Erliegen gekommen. Fortgesetzt werden sollen nun wieder die Bürgerstammtische, die immer gut besucht gewesen wären. Haselmeier bemängelte das man von SPD-Bundestagsabgeordneter Anette Kramme in ihrem Stimmkreis so gut wie gar nichts hört oder sieht. Als es um den Funkmaststandort vor dem Höhenschwimmbad ging, habe sich Kramme überhaupt nicht eingeschaltet. Ihre CSU-Kollegin Silke Launert hingegen schon. „Da kann man schon etwas neidisch auf die Unterstützung der CSU werden“, so Haselmeier. Und wenn es um die Wahlaussichten der SÜD bei der bevorstehenden Landtagswahl geht, könne es einem schon Angst und Bange werden. Gegen einen Populisten wie Hubert Aiwanger (FW) werde die Bayern-SPD große Schwierigkeiten haben, sich zu behaupten, so Haselmeier weiter. Kuhmann bezeichnete den SPD-Ortsverein Gößweinstein als große Stütze der Landkreis-SPD.
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