Interkommunaler Austausch zum Ausbau regenerativer Energien am Neuseser Berg

Schwarzmann: „Es ist ein Orkan im Anmarsch“

„Es ist eine große Vision und es ist die große Frage, ob die Grundstückseigentümer mit uns gemeinsame Sache machen.“ Dies sagte Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann beim interkommunalem Austausch zum Ausbau regenerativer Energien auf der Gebietsgrenze der Stadt Ebermannstadt und des Marktes Eggolsheim. Vor allem ging es um den Bau eines Bürgerwindparks auf dem Neuseser Berg wo bereits am Tag zuvor der Spatenstich für den Solarpark Poxstall der Stadtwerke Ebermannstadt stattfand der dann 7000 Haushalte mit Strom versorgen kann.

Die Veranstaltung zu der die Bürgermeister Christiane Meyer, Claus Schwarzmann und Marco Friepes gemeinsam eingeladen hatten, diente dazu mit den Bürgern der drei Gemeinden Ebermannstadt, Eggolsheim und Weilersbach zum Thema Windkraft ins Gespräch zu kommen, sich kennenzulernen und über Gemeindegrenzen hinweg Meinungen auszutauschen, wie Meyer erklärte. Die Resonanz war groß. Es kamen nicht nur die Stadt- und Gemeinderäte der drei Gemeinden sondern auch Grundstücksbesitzer, Bürger und Gegner eines Windparks.

Der Gegenwind, der Schwarzmann noch vor eineinhalb Jahren mächtig ins Gesicht blies scheint nun nur noch ein laues Lüftchen zu sein. Wie Schwarzmann sagte, wehe nun ein neuer Wind, ja gar ein Orkan. Zurückzuführen ist dies auf die geänderte Gesetzeslage. So wurde kurz vorher im Landtag die 10 H-Regel gekippt. Deshalb haben sich nun die drei Gemeinden zu einer interkommunalen Allianz zusammengeschlossen, mit dem Ziel auf dem Neuseser Berg einen Windpark mit etwa fünf Windrädern zu errichten, zwei auf Eggolsheimer Gemeindegebiet oberhalb Kauernhofen und drei auf Ebermannstädter Flur oberhalb Neuses und Poxstall. Diese fünf Windkraftanlagen erzeugen 75 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich und können weitere 7000 Haushalte mit Strom versorgen. Mehr noch. Ein weiterer Bürgerwindpark soll auf der Langen Meile oberhalb von Dürrbrunn (Gemeinde Unterleinleiter) auf Eggolsheimer Gemeindegebiet entstehen. Die beiden Windparke würden dann zusammengeschlossen und am Flugplatz Feuerstein könnte dann sogar Wasserstoff für die Industrie oder den Antrieb von Fahrzeugen erzeugt werden.

Immer häufiger wurde Meyer in den letzten Tagen gefragt, ob es stimme das auf dem Neueser Berg Windräder gebaut werden. Vor einem Jahr hätte sie noch geantwortet, das diese Entscheidung maßgeblich die Gemeinde mit Zustimmung der Grundstücksbesitzer trifft. Haute trifft die Entscheidung maßgeblich der regionale Planungsverband gegebenenfalls mit großen Projektieren und die Grundstücksbesitzer. Deshalb wollen die drei Gemeinden das Heft selbst in der Hand behalten. Eigene Windkraftanlagen errichten von denen die Gemeinden und ihre Bürger vor Ort profitieren. Sei es durch Beteiligungen oder die Verpachtung ihrer Grundstücke.

Der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Walter Hofmann wollte wissen, ob die Grundbesitzer enteignet werden können. „Nein, der Eigentümer entscheidet“, antworte Meyer. Ein weiterer Bürger wollte wissen ob der Strom dann billiger wird. Denn er habe gehört, das dieser an die Börse verkauft werden müsse. „Der Strom muss zunächst an der Börse vermarktet werden“, dazu Stadtwerkegeschäftsführer Jürgen Fiedler. Es gibt aber bereits auch andere Modelle. „Wir geben unseren Strom dann gerne an die Fränkische Schweiz oder nach Forchheim ab, aber sie müssen ihn dann uns bezahlen“, so Schwarzmann. Es müssen dann alle partizipieren. Die Bürger müssen günstigen Strom erhalten, sie müssen sich monetär am Gewinn beteiligen können und es muss alles transparent verlaufen, so Schwarzmann.

Für Weilersbachs Bürgermeister Friepes ist zwar noch nicht klar in welcher Form seine Gemeinde partizipieren kann. Denn Weilersbach liegt am Rande des möglichen Windkraftgebiets. „Wir können es jetzt aber noch steuern und es ist auch eine große Chance für uns“, so Friepes, der erklärte dies am besten in einem kommunalem Verband zu machen. Auch Landrat Hermann Ulm (CSU) und Umweltminister Thorsten Glauber (FW) hätten tags zuvor beim Spatenstich des Solarparks die Zusammenarbeit der drei Gemeinden in Sachen Wind gelobt.

„Aus welchem Grund werden landwirtschaftliche Flächen zerstört ?“ Wollte Patrick Berner aus Niedermirsberg wissen. Auf Dächern in Ebermannstadt, zum Beispiel auf Supermärkten oder der Stadthalle, dessen Dach begrünt ist, stünden genügend Flächen für Solaranlagen zur Verfügung die bisher ungenutzt seien. „Firmen könne man nicht verpflichten Solaranlagen aufs Dach zu montieren“, so Meyer. Die Stadt werde jedoch prüfen auf welchen städtischen Dächern solche Anlagen gebaut werden können. Eine Windkraftanlage verbraucht im Vergleich zu einer Freiflächenphotovoltaikanlage viel weniger Fläche. Schwarzmann sprach von 5000 Quadratmetern Aufstellfläche inklusive Zuwegungsbau für den Windpark auf dem Neuseser Berg. Der weitere große Vorteil: Die Landwirte könnten ihre Felder weiter bewirtschaften. Laut Schwarzmann könne man von einem mittleren Windpark sprechen. Kerstin Gößwein aus Neuses meinte, das der Transport der riesigen Windflügel durch Rüssenbach und Neuses eine große Herausforderung sei. „Überall enge Kurven“, so Gößwein. Für Schwarzmann kein Problem mehr. Die Transporttechnik sei inzwischen so weit das sie auch dies meistert.


Zur Info:

Der Planungsverband Oberfranken-West besitzt seit 2014 nur 33 Vorrang- und ein einziges Vorhaltsgebiet für Windkraftanlagen. Dies entspricht einer Fläche von 2385 Hektar, also rund 0,7 Prozent der Regionsfläche. Bis 2027 sind weitere 1660 Hektar und bis 2032 noch einmal 2590 Hektar zusätzliche Vorranggebiete für den Bau von Windkraftanlagen im Gebiet des Planungsverbands Oberfranken-West erforderlich.