Zettels Reflexionen: Worum es geht

Peter Zettel
Peter Zettel

Worum es geht? Sicher nicht um die Regierung, die Chefs oder Unternehmer. Auf die habe ich nämlich keinen Einfluss. Tatsächlich geht es nur um mich, was ich tue, denke und empfinde. Da kann ich etwas bewegen, nirgends sonst.

Ich kann niemanden veranlassen etwas zu tun, es sei denn, er oder sie selbst sieht die Notwendigkeit, etwas zu tun – vielleicht auch anders als bisher zu tun. Wir Menschen sind nun einmal nicht von außen beeinflussbar, wir reagieren nur auf auf das, was sich ereignet. Doch wie ich reagieren, das liegt an mir selbst. Rechts oder links, es ist immer nur meine Entscheidung.

Es geht daher nicht nur um mich, sondern auch um Sie, um jeden Einzelnen. Gesellschaft ist nichts anderes als die Summe ihrer Mitglieder. Nicht mehr und nicht weniger. Genau betrachtet gibt es keine Gesellschaft, nur Menschen. Die Menschen sind entscheidend, nicht die Regierungsformen. Totalitäre Systeme existieren nur, wenn sich ihre Gesellschaft mehrheitlich aus totalitär denkenden Menschen zusammensetzt.

Ich sage immer, Guantanamo wäre schon längst Geschichte, wenn das amerikanische Volk es mehrheitlich für nicht „richtig“ halten würde. Und in der Wirtschaft würde schon längst nicht mehr von „Human Ressources“ gesprochen, wenn keiner mehr bereit wäre, dafür zu arbeiten, sich niemand mehr einen persönlichen Vorteil davon erhofft, wenn sie oder er das Spiel mitspielt. Étienne de La Boétie hat das in seinem Büchlein „Von der freiwilligen Knechtschaft des Menschen“ treffend beschrieben.

Es geht um Menschen und nicht um Ressourcen. Doch es braucht keine gesetzliche Regelung, sondern nur Menschen, die nicht mehr bereit sind für „Human Ressources“ zu arbeiten. Und auch Chefs, die den Quatsch erkennen und nicht mehr mitmachen. Es ist die eigene Verführbarkeit, die eigene Gier und die erhoffte Teilhabe an der Macht, die sich der eine oder andere erhofft. Und schwupp – schon sitzen wir in der Falle.

Dabei ist nur eine gedankliche Hürde zu nehmen. Ganz offensichtlich ist unser Verständnis von der Welt unzutreffend – so mittlerweile auch die Erkenntnisse der Quantenmechaniker. Die finden gerade heraus, dass die Welt ganz anders ist, als bisher gedacht wurde. Was bislang als Dualismus angesehen wurde, ist tatsächlich eine explizite Zweiheit, die eine implizite Einheit zum Ausdruck bringt.

Die Herausforderung ist, beides gleichermaßen zu (be-) denken. Wir haben uns immer weiter von unserem Kern entfernt und schmoren deshalb in unserer selbstgeschaffenen Hölle voller Gier, Haß, Wut, Neid und Missgunst, die Brutstätte für all die Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen antun. Weshalb? Weil wir die explizite Zweiheit als Dualität verstehen und die Einheit nicht wahrnehmen können.

Die Frage ist, wovon ich ausgehe: Von dem, was ist oder von dem Ideal. Das ist wie mit einem Fliegenglas. Die Fliegen können nicht entkommen, weil sie den Weg heraus nicht finden, den sie nicht im Bewusstsein haben. Ich meine, dass es mit dem Denken nicht anders ist.

Zu wissen, dass ich mich in eine Falle hineinmanövriert habe, ist noch nicht der Weg zur Lösung, denn dafür ist das „Falsche“ in viel zu vielen Synapsen meines Gehirns gespeichert. Anders als die Fliege habe ich jedoch die Möglichkeit, mich umzudrehen und den Weg zurückzugehen, weil ich, eben anders als eine Fliege oder eine Motte, nicht stur zum Hellen will, sondern auch bereit bin, den dunklen Weg zurückzugehen, um so wieder zum Hellen zu finden.

Nur so kann ich dem Denken im Fliegenglas (genannt Dualismus) entkommen. Ich muss mir dessen nur bewusst sein. Es geht also vor allem um Bewusstheit.


Peter Zettel

ist pensionierter Anwalt. Seit ein paar Jahren ist er begeisterter Motorradfahrer – sein persönlicher Weg der Selbsterkenntnis. Er interessiert sich für das, was die Welt bewegt und schreibt darüber in seinem Blog zettel.biz.

Alle bisher im Wiesentboten erschienen „Zettels Reflexionen