Sonntagsgedanken: Sehnsucht
Liebe Freunde,
kennen Sie den Film von Michael „Bully“ Herbig: „Ballon“? Er erzählt die spektakuläre Flucht der Familien Strelzyk und Wetzel aus der DDR nach Westdeutschland mit einem selbstgebauten Heißluftballon.
Ich habe ihn mir schon des Öfteren angesehen und frage mich immer wieder: „Was veranlasst Menschen zu solchen Höchstleistungen? Was veranlasste die beiden Familien, trotz etlicher Niederlagen, nicht aufzugeben, sondern weiterzumachen? Was gab ihnen den Mut und die Kraft, trotz aller Bedrohung und Angst, an ihrem Ziel, der Flucht aus der DDR, festzuhalten?“
Ich glaube, es war die Sehnsucht, die Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit und Würde.
Letztlich war es schon immer die Sehnsucht, die uns Menschen zu großen und oft ungewöhnlichen Taten veranlasst hat.
Auch bei dem Zöllner Zachäus, der zwar sehr reich aber innerlich arm und einsam war, war es die Sehnsucht, die ihn zu etwas ganz Ungewöhnlichem veranlasst hat.
Es war eine Sehnsucht in seinem Herzen, dass dieser Jesus ihn von seiner Krankheit, dem „immer Mehr“, heilen könnte, und er spürte deswegen die Sehnsucht, IHN auch zu sehen, ihm persönlich zu begegnen. Diese Sehnsucht ließ diesen Oberzöllner auf einen Baum klettern: Wie ein kleines Kind kletterte er auf einen Baum.
Und Jesus erfüllt seine Sehnsucht weit mehr als er sich es vorgestellt hat: Er bittet ihn vom Baum herunter, denn er will bei ihm zu Gast sein.
Und weil Jesus seine Sehnsucht erfüllt, bekommt Zachäus den Mut, sein Leben ganz von vorne und ganz anders zu beginnen.
Am Anfang stand die Sehnsucht.
Genau diese Sehnsucht nach Leben, nach Liebe, nach Geborgenheit, nach Vertrauen und Gemeinschaft haben wir Menschen heute noch immer.
Und genau diese Sehnsucht möchte Gott auch heute noch stillen und zwar durch DICH.
Deswegen müssen wir ein offenes Ohr haben für die Menschen um uns herum, für ihre Anliegen, ihre Sorgen und ihre Nöte. Kirche muss sich auf die Seite der Menschen stellen und nicht über ihnen stehen, um diese Sehnsucht in den Herzen der Menschen stillen zu können.
Deswegen braucht es Menschen, Menschen, wie Dich, die sich für andere einsetzen und die versuchen, deren Sehnsucht zu stillen.
Denn so können wir unseren Mitmenschen helfen, wieder zu leben, Leben in Fülle zu haben und neu anzufangen.
Ich danke allen, die anderen immer wieder eine neue Chance geben. Ich danke den Menschen, die die Sehnsucht der anderen spüren und versuchen, ein Stück weit zu erfüllen.
Und ich wünsche ebenso allen von uns, Menschen an unserer Seite zu haben, die unsere eigene Sehnsucht spüren und erfüllen können.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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