Coburg: Verschnaufpause bei der Entscheidung über die Versorgung von extremen Frühchen

Die Kostenträger haben vorerst der weiteren Behandlung von extremen Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1.250g am REGIOMED Klinikum Coburg zugestimmt. Das Klinikum hatte eine Ausnahmegenehmigung, mit dem Hinweis auf die hohe Kompetenz sowie dem regionalen Versorgungsbedarf, beantragt. Coburg. Eltern und Klinikmitarbeiter in und um Coburg können aufatmen – zumindest vorerst. Die Entscheidung, zur Durchsetzung der neuen Mindestmengenregelung für das REGIOMED Klinikum Coburg wurde vertagt. So können extreme Frühchen auch im kommenden Jahr am Standort Coburg behandelt werden. Dies ist ein wichtiger erster Zwischenerfolg. Dieser ist aber mit dem Auftrag verbunden sich um den Ausbau der Kooperationen zwischen den Kliniken weiter zu bemühen. Denn auch nach der Übergangsfrist wird das REGIOMED Klinikum Coburg, wie auch die Perinatalzentren in den umliegenden Kliniken, nicht selbständig die erforderliche Fallzahl an Frühgeborenen
erreichen.

„Ich freue mich über die Mitteilung, ist sie doch Ausdruck unserer Qualität und Leistungsfähigkeit bei der Versorgung von Frühgeborenen. Wir schneiden bayernweit deutlich überdurchschnittlich ab, d.h. haben weniger Komplikationen bei der Versorgung. Dennoch sehe ich die Entwicklung mit Sorge.“ fasst Ass. Prof. (Univ. Split) Dr. Dr. med. Peter Dahlem, Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Coburg die Situation zusammen. „Viele kleine Versorgungseinheiten, wie wir es sind, zeigen eine überdurchschnittlich hohe Qualität, gerade wegen der hohen Versorgungskompetenz und der engen Überwachungs- und Betreuungsmöglichkeiten bei unseren Fallzahlen. Ich bin weiterhin nicht überzeugt, dass die Konzentration auf wenige Zentren für Risikoschwangere und extreme Frühchen in einem großen Flächenstaat die richtige medizinische und ethische Entscheidung ist.“

Ein multiprofessionelles und geschultes Team ist im Perinatalzentrum Level 1 des REGIOMED Klinikums Coburg die Ankunft von Neugeborenen unter 1.500g spezialisiert. Die Teams bestehen aus Frauenärzten, Kinderärzten, Hebammen sowie Fachpflegepersonal, welche durch regelmäßige Trainings, wie mit einer Hightech-Frühchen-Simulationspuppe, geschult sind. Die Mitarbeiter sind für alle Notfälle vorbereitet. Gleichzeitig versuchen sie dennoch alles dafür zu tun, diese zu verhindern oder so lange wie möglich zu hinauszuzögern. um den Babys wertvolle Zeit im Bauch der Mutter zu geben.

Ein Behandlungsprozess, der viel Abstimmung und ein enges und kollegiales Zusammenwirken der beteiligten Fachdisziplinen erfordert. Und der am REGIOMED Klinikum Coburg, durch externe Qualitätskriterien jährlich überprüft, vorbildlich funktioniert. Am REGIOMED Klinikum Coburg werden jährlich bis zu 20 Frühchen unterhalb eines Geburtsgewichts von 1.250g versorgt.

Damit erreicht das Klinikum Coburg seit Jahren die Anerkennung als spezialisiertes Zentrum für die Frühchenversorgung und ist als Level 1 Perinatalzentrum hierfür anerkannt. Die neue Mindestmengenregelung stellt diesen Status allerdings in Frage.

Daneben werden noch zahlreiche Frühgeborene über der vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Grenze für spezialisierte Zentren am REGIOMED Klinikum Coburg behandelt. Aber nicht nur die Frühgeborenen selbst, auch die werdenden Eltern werden im umfassenden Konzept mit betreut. Denn eine Frühgeburt ist auch für die Eltern und besonders für die Mütter ein meist ungeplantes und einschneidendes Erlebnis. Sorgen um das Kind, medizinische Anforderungen für die Betreuung zu Hause, finanzielle Aspekte, Gefühle von Versagen und Überforderung treiben die Eltern oft um. Daher arbeitet am REGIOMED Klinikum Coburg ein ganzes Team zusammen mit weiteren Kooperationspartnern bei der Begleitung der Eltern.

Auch Michael Musick, Geschäftsführer der REGIOMED-KLINIKEN GmbH zeigt sich erleichtert über die positive Zwischennachricht. „Wir haben sehr viel Unterstützung im Ringen um den Erhalt unseres Perinatalzentrums erfahren. Unsere Gesellschafter, regionale Politiker, niedergelassene Ärzte, Kooperationspartner und auch viele Betroffene haben uns bei allen bisherigen Schritte unterstützend begleitet. Da war ein tolles Gefühl des Zusammenhalts zu spüren und es ist auch ein besonderes Zeichen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit viel Herzblut und Engagement in der Versorgung der Allerkleinsten tätig sind. Dennoch zwingt uns die Neuregelung neue Wege für den Erhalt unseres Perinatalzentrums zu finden. Aus eigener Kraft können wir die angehobene Mindestmenge nicht erreichen. Es ist unser Ziel die bestmögliche Versorgung für die Betroffenen in unserer Region sicherzustellen. Daran werden wir stetig weiter arbeiten.“

Das REGIOMED Klinikum Coburg hat bereits vor einigen Jahren eine Kooperation mit anderen Perinatalzentren in Nordbayern geschlossen. Diese reicht jedoch nicht aus, um die Herausforderungen einer höheren Mindestmenge zu bewältigen. Nahezu alle beteiligten Zentren können die geforderten Fallzahlen nicht erreichen und eine Zusammenfassung der Fälle ist nicht möglich. Daher wurden durch die Verantwortlichen des REGIOMED Klinikums Coburg proaktiv Gespräche geführt, um nicht vorhersehbare Entwicklungen und schlechte Versorgungsstrukturen aufgrund gesetzlicher Vorgaben in der Region zu vermeiden. „Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, eine für alle Seiten vertretbare, sinnvolle Lösung im Sinne der betroffenen Kinder und Eltern zu finden.“ so Michael Musick.