ENTFÄLLT: Performance im Bamberger Dom
Abgesagt wegen Erkrankung
Dramatischer Monolog zum Markus-Evangelium von und mit dem Schauspieler Kai Christian Moritz
Eine Verkündigung der anderen Art findet am 19. Oktober um 19 Uhr im Bamberger Dom statt. Frei zugänglich wie bei einem Gottesdienst ist die Performance „Markus – der Löwe. Eine Botschaft in dramatischen Bildern“ zu hören und zu erleben. Die wort- und bildgewaltige Botschaft des Markus-Evangeliums verkündet der Schauspieler Kai Christian Moritz zusammen mit der Cellistin Milena Ivanowa. Im Rahmen der Fortbildungswoche „Kirche trifft Kunst“ laden die Hauptabteilung Kunst und Kultur, die KEB im Erzbistum Bamberg e.V. und das Fortbildungsinstitut München Freising zu diesem besonderen Abend in den Bamberger Dom ein.
Wir befinden uns in Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. Jerusalem hat seine Apokalypse erlebt: Titus, der Sohn Vespasians, hat die Stadt eingenommen: Die Stadtmauern wurden geschleift, Abertausende Menschen unfassbar grausam getötet, und Gott selbst wurde mit der Tempelzerstörung seines „Wohnsitzes“ beraubt. Mit der Zerstörung und Einnahme unserer Stadt Jerusalem ist die totale Unterwerfung Judäas besiegelt. Das ist die Zeit, in der Markus als ältester Evangelist eine Beschreibung des Lebens und Wirkens Jesu verfasst und es mit der Überschrift „Euangelion“ (= Evangelium), frohe Botschaft, versieht. Markus verwendet damit einen Begriff, der zur Zeit der Entstehung des Markus-Evangeliums zutiefst politisch konnotiert und mit dem Kaiserhaus verbunden ist. So macht der Autor von Anfang an klar: Das Markus-Evangelium will im Lichte politischer Ereignisse gelesen werden und hier einen Kontrapunkt setzen. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des politischen Aufstiegs der Flavier gelesen wird z.B. gerade der Statusverzicht zum Triumphzug. Auf Ebene der markinischen Gemeinden wiederum, will das Markus-Evangelium Hoffnungsgeschichte sein: Ohne moralischen Zeigefinger propagiert das Evangelium „eine zweite Chance“ – für Petrus und für alle, die sich in seinem Schatten für ihr Versagen in entscheidender Stunde schämen müssen.
Diese Botschaft(en) – ein Hoffnungszeichen gerade angesichts unzähliger Krisen – kann und muss immer wieder neu legitimiert, vertreten und verkündet werden: Neben ihrem Gewicht für den Glauben, sind alle vier Evangelien großartige, literarische Zeugnisse von unglaublicher poetischer Tiefe und Schönheit. Gleichzeitig eröffnen sie durch ihre Sprache gleichsam den Vorhang auf die dramatische Szenerie des Weges dieses Jesus von Nazareth und seiner Gefährten.
Bewusst wird am 19. Oktober im Bamberger Dom die frohe Botschaft des Markus-Evangeliums durch nur einen Schauspieler in Szene gesetzt und erzählt. Neues Hinhören und Wahrnehmen wird durch die Inszenierung im Ostchor des Bamberger Doms noch verstärkt. Der Text wird zum Bühnenbild und der Zuschauer ist mittendrin. In dieser Konkretheit besteht die große Chance, die Texte außerhalb einer liturgischen oder meditativen Situation, frisch und „unerhört“ vorzutragen, um ihnen ihren ursprünglich aufrüttelnden Charakter wiederzugeben und Verkündigung neu zu erleben.
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