Landtagsvizepräsident Freller zu Gast beim fränkischen Humboldt-Tag in Goldkronach
In Goldkronach wird als einzigem Ort in Deutschland alljährlich am 14. September 2022 des Geburtstages Alexander von Humboldts gedacht. In diesem Jahr waren als Ehrengäste eine Nachfahrin Wilhelm von Humboldts, Dorothée-Isabell Freiin von Humboldt-Dachroeden, sowie der bayerische Landtagsvizepräsident Karl Freller als Festredner gekommen, um dem Universalgelehrten zu huldigen.
Musikalisch feierlich begrüßt wurden die Gäste anlässlich des 253. Geburtstages Alexander von Humboldts in der Evang.-Luth. Stadtkirche Goldkronach von den Solistinnen des Zamirchors (der Chorleiterin Barbara Baier und Scarlett Rani Adler) sowie dem Organisten Aureliano Zattoni.
Vereinsvorsitzender Hartmut Koschyk berichtete von den vielfältigen Aktivitäten des Kulturforums und teilte mit, dass der im vergangenen Jahr beim Humboldt-Tag ins Leben gerufene Schülerwettbewerb für alle oberfränkischen Grundschulen bereits Früchte trägt: ein kompetentes wissenschaftliches Team hat eine überaus gelungene Handreichung ausgearbeitet, welche die Grundlage für den Wettbewerb bildet. Er sei nun gespannt, wie die oberfränkischen Grundschüler in einer Projektwoche die gelieferten Materialien umsetzen. Das Ergebnis wird zum Ende des laufenden Schuljahres erwartet und in einer Feierstunde vorgestellt.
Dorothée-Isabell Freiin von Humboldt-Dachroeden outete sich in ihrem Grußwort als „Goldkronacherin“, sei sie doch schon bei vielen Veranstaltungen des Kulturforums dabei gewesen. Sie verwies darauf, dass sie gemeinsam mit Michael Grimm, einem Nachfahren der Gebrüder Grimm, ein Kinderbuch mit dem Titel „Der kleine Alexander – alles ist mit allem verbunden“ herausgegeben habe. Das Buch wurde im Jahr 2021 an verschiedenen Orten in Goldkronach und Bayreuth vorgestellt und wird demnächst auch als Hörbuch erhältlich sein. Darüber hinaus wurde aus der Textvorlage auch ein Musical komponiert, das schon bald aufgeführt wird.
Nach drei wunderbaren Liedern von Felix Mendelssohn Bartholdy, darunter „Verleih uns Frieden gnädiglich“, begann Landtagsvizepräsident Karl Freller seine Festrede zum Thema „Alexander von Humboldts Beitrag zur Emanzipation der Juden in Deutschland“. Als Wink des Schicksals bezeichnete er es, dass er erst vor einigen Tagen von einer Israelreise zurückgekehrt sei und dort erleben durfte, wie lebensfroh und weltoffen die Bewohner des Landes seien, obwohl ihnen vielerorts auf der Welt Intoleranz entgegengebracht werde.
Als Vorsitzender der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten, die seit ihrer Gründung am 1. Januar 2003 die Verantwortung für die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg trägt, sieht er es als seine Aufgabe, das Bewusstsein in der Bevölkerung für die deutsch-jüdische Geschichte zu schärfen, die zwölf dunkelsten Jahre dieser Beziehung nicht auszusparen, sondern zu versuchen, in eine gemeinsame lebensfrohe Zukunft zu blicken. „Das würde Alexander von Humboldt gefallen.“
Schon frühzeitig kam Alexander von Humboldt – wie auch die gesamte Familie – mit Juden in Kontakt. Das Haus von Humboldt wurde zum Treffpunkt für die intellektuelle Elite, die eine Gleichstellung der Juden in der Gesellschaft mit gleichen Rechten und Pflichten postulierte. Alexander war von diesen Gedanken begeistert, sie prägten sein politisches Denken, was sich auch darin äußerte, dass er sich für jüdische Künstler stark machte. Wie z. B. Giacomo Meyerbeer und eben Felix Mendelssohn Bartholdy.
Auch die wissenschaftlichen Erfolge Alexander von Humboldts wären ohne Freundschaften, die seinen Lebensweg begleiteten, nicht denkbar. Zu seinen wichtigsten Freunden zählten die Bankiers Joseph und Alexander Mendelssohn. Joseph stellte nicht nur die Mittel für die Amerikareise zur Verfügung, er und sein Sohn befreiten den Forscher auch später durch Kredite von finanziellen Sorgen. Ebenso blieb Humboldt mit der Familie des Bankiers und Stadtrates Abraham Mendelssohn Bartholdy und mit weiteren Nachkommen des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn, dessen Söhne und Töchter ihm aus Kindertagen gut bekannt waren, lebenslang verbunden.
Resümierend stellte Freller zum Schluss seiner Rede fest, dass Alexander von Humboldt erschüttert wäre, wenn er den derzeit in Deutschland und der Welt wieder aufkeimenden Antisemitismus erleben müsste und mahnte mit dem trefflichen Kinderreim „Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu“!
Mit seiner Festrede hatte Freller ins Herz des Publikums getroffen, was ihm mit lang anhaltendem Applaus gedankt wurde.
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