Der Gemeinderat Wiesenttal diskutierte über die Haager Brücke als Kunstwerk und Touristen-Attraktion
Wiesenttal: Wird die neue Haager Brücke ein Gesamtkunstwerk?
Laut eigenem Bekunden hatte der örtliche Schmied Hubert Hunstein sein bestes Hemd angezogen als er mit seinen Skizzen für ein Geländer der neuen Betonbrücke nach Haag zur Marktgemeinderatssitzung erschien. Es soll nicht nur ein einfaches Brückengeländer werden, sondern ein Kunstwerk, das mit der Elbphilharmonie konkurrieren kann.
Im Vorfeld war Hunstein, dem schon einige Kunstwerke im Markt Wiesenttal, wie der Corpus Christi an der Fassade der katholischen Kirche in Muggendorf, zu verdanken sind, mit dem Bürgermeister und einigen Gemeinderäten nach Bamberg gereist, um sich dort historische Brückengeländer anzusehen. Hunstein, der seine Kunstschmiede selbst in Haag hat und täglich über die besagte hässliche Betonbrücke fährt, will durch ein neues kunstvolles Geländer auf der Brücke Wohnzimmercharakter erreichen. Es soll nicht nur ein schmiedeeisernes Geländer werden, sondern mit einer Art „Balkon“ Wanderer und Touristen zum Verweilen auf der Brücke mit Neideckblick einladen. Man kann quasi über der Wiesent auf einer Bank im Brückengeländer sitzen.
Zwei mal 20 Meter lang soll das Brückenkunstwerk werden und in der Spitze bis zu drei Meter hoch. In gebürsteter und geölter massiver Kunstschmiedeeisenausführung und mit ebenfalls geöltem Holzhandlauf.
„Das kann wirklich ein Traum werden und ein Highlight für die ganze Region“, so der Kunstschmiedemeister. Würde so ein Brückengeländer ausgeschrieben, müsste er es für 80 000 Euro anbieten. Für die Marktgemeinde Wiesenttal hat er sich jedoch selbst eine Kostenobergrenze von 50 000 Euro netto gesetzt. Quasi ein Schnäpchen für einen „echten „Hunstein“. Noch günstiger kann er es nicht machen.
Inklusive Bürgermeister Marco Trautner (CSU/FW) waren alle Gemeinderäte begeistert von Hunsteins Plan, der bisher nur aus ein paar Bleistiftzeichnungen besteht. „Das würde da unten gut hinpassen“, erklärte Trautner und es wäre ein „touristischer Mehrwert“. Der springende Punkt wird jedoch der Preis sein, weil ein einfaches Brückengeländer knapp die Hälfte kostet.
Vizebürgermeister Konrad Rosenzweig (CSU) war am Anfang skeptisch. Nach den Ausführungen des Schmieds wäre so ein Geländer jedoch ein Highlight mit einem Alleinstellungsmerkmal für den Markt Wiesenttal. Die Kosten seien zwar „eine Hausnummer“, könnten nach Ansicht von Rosenzweig aber vielleicht mit etwas Sponsoring gestemmt werden. „Das ist eine einmalige Chance da was richtig Geiles zu machen, damit die ganze Brücke ein Kunstwerk wird“, fügte Hunstein hinzu. Trautner erinnerte aber auch daran, dass der Markt an die 20 Brücken zu unterhalten hat und die nächste, die gemacht werden muss, die zur Neideck sein wird.
„Du hast einen Traum, aber den Traum können wir nicht bezahlen“, so Dritter Bürgermeister Günter Schürer in Richtung Hunstein. Für Schürer ist das schlichtweg nicht machbar. „Das wäre eine Super-Sache“, sagte Julian Windisch (BGS) und fragte, wie hoch denn die Mehrkosten sind, die auf die Gesamtkosten draufkämen. „Wir sollten nicht in die Presse schreiben, dass das Geländer 60 000 Euro kostet, das andere kostet auch 30 000 Euro“, mahnte Gerhard Kraus (BGS). „Unsere Bürger sind alle mündig und die müssen wissen, was es kostet“, konterte Helmut Hofmann (Zukunft Jura). Hofmann würde ein punktuelles Kunstwerk von Hunstein an der Brücke bevorzugen, das weniger kostet.
Dem pflichtete Bernhard Distler (Zukunft Jura) bei. Auch für Rosenzweig habe die Öffentlichkeit ein Recht darauf zu erfahren, was die Mehrkosten sind. Rosenzweig hatte für einen „Original Hunstein“ mit Kosten von 150 000 Euro gerechnet. „Es täte uns vielleicht gut, wenn wir uns auch einmal etwas leisten“, so Rosenzweig, der schon Fernsehteams an der Brücke sieht, wenn sie ein Kunstwerk ist.
Ebermannstadt habe sich vor dem Rathaus schließlich auch ein Kunstwerk geleistet. „Die Kosten für die Brücke sind noch im Rahmen“, dazu Trautner. Wie Kraus dann meinte, fahren über diese Brücke nur ein paar Bulldogs und das Müllauto. Allerdings wäre so ein Geländer schon ein perfektes Schmuckstückla. Die Mehrkosten für die Kunst müsste aber die Gemeinde selbst bezahlen. Wie Kraus meinte, sollte man mal bei der Oberfrankenstiftung anfragen. „Prinzipiell würde mir das auch gefallen“, meinte Florian Baumgärtner (BMW), der aber darauf verwies, dass man einmal jährlich einen Hubsteiger braucht, um das Geländer zu ölen. „Das ist Ehrensache, dass ich das selbst jedes Jahr mache“, dazu Hunstein, der aufgrund seiner Statur keinen Hubsteiger braucht.
Gegen die Stimmen von Thomas Schmeußer (CSU), Baumgärtner und Schürer beschloss der Rat schließlich, das die Verwaltung nach Fördermöglichkeiten für die Co-Finanzierung sucht.
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