„Ritter, Tod und Teufel“ zu Gast auf Burg Gößweinstein
In den Vollmondnächten des 10. und 11. August waren Trauerschreie aus der Burgkapelle Gößweinstein zu hören. Doch es war kein Burggespenst, das dort schrie, sondern ein desillusionierter Kreuzrittter, der vor der Leiche seiner ermordeten Frau kniete und schließlich den Teufel anrief um sie von den Toten zurückzuholen.
Dank finanzieller Unterstützung der Gemeinde Gößweinstein, (von der dann die Übernachtungen für 15 Mann Cast&Crew gezahlt werden konnten) drehte das hochschulübergreifende Kurzfilmkollektiv „Eisenberg Films“ auf der Burg Gößweinstein ein schwarzromantisches Märchen.
„An dem Ort, der schon Richard Wagner zur Gralsburg in seiner Oper Parzival inspiriert hat, drehen zu dürfen, war uns eine große Ehre“, so Leif Eisenberg. Leif Eisenberg, der Produzent und Hauptdarsteller von Ritter, Tod & Teufel, ist ein junger Filmemacher aus dem Oberland mit der Spezialisierung auf mythische, märchenhafte und gerne auch ein wenig gruselige Stoffe. Schon seit seiner Kindheit reizen ihn Romantik und Wahnsinn, der düstere Wald, die ewige Suche nach Gott und der Tod als einzige Gewissheit. Seit 2020 studiert er Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg.
Inspiriert durch den gleichnamigen Meisterstich von Albrecht Dürer, entwickelte er dort mit Manuel Pohl und François Sternkiker (zwei Kommilitonen, die genauso wie er für märchenhafte Stoffe brennen), das Drehbuch für „Ritter Tod und Teufel“:
Als der junge Ritter Hieronymus aus dem Kreuzzug zurückkehrt und feststellen muss, dass in seiner Abwesenheit seine Burg geplündert und seine Frau Aurelia (gespielt von Katharina Reinhardt) ermordet wurde, ist sein Glaube an Gott und die heilige Kirche vollends zerbrochen. Drei Tage und Nächte wacht er ohne zu essen und zu schlafen an ihrer Leiche und als er schlussendlich zornentbrannt Gott verflucht, erscheint ihm der Teufel und macht ihm ein Angebot. Er müsse ein Schachspiel gegen den Tod gewinnen und er bekäme Aurelia zurück, doch wenn er verliere so würde er ihn zu sich in die Hölle holen. Trotz der Warnungen seines Bruders Balduin (nur Gott könne Tote auferwecken, der Teufel lediglich Trugbilder schaffen) willigt er ein, was hat er schon zu verlieren, doch wieder Erwarten gewinnt er das Schachspiel gegen den Tod. Aurelia kommt in die Welt der Lebenden zurück. Hieronymus ist überglücklich, doch für sie, die das himmlische Jerusalem gesehen hat, ist die irdische Welt nur noch ein schwacher Abglanz davon. Hieronymus Herz ist gebrochen, meint er doch, dass er am Ende der Zeit, für die Sünde Aurelia auferweckt zu haben, in die ewige Finsternis stürzen und sie nie wieder sehen wird, aber diese eröffnet ihm, dass Gott gnädig ist und Hieronymus immer noch in den Himmel kommen kann, wenn er auf Erden für seine Sünden büßt und Gutes tut. Tief betrübt nimmt Hieronymus Abschied von ihr und lässt sie zurück in die Ewigkeit gehen. Ein letztes Mal tritt der Teufel auf. Erst schlägt er Hieronymus vor, Aurelia in den Tod zu folgen, aber der verneint. Stattdessen wendet er sich dem Leben zu, bricht in dem Glauben, so schneller ins Himmelreich zu gelangen, zu einem neuen Kreuzzug auf um erneut Ungläubige zu töten und der Plan des Teufels ist aufgegangen.
Ritter, Tod und Teufel ist das bisher aufwendigste Projekt von „Eisenberg Films“. Der erste Drehblock mag abgeschlossen erfolgreich abgeschlossen sein, auf das Team warten jedoch noch eine große Schlachtszene und alles ab dem Punkt, ab dem Hieronymus gegen Gevatter Tod Schach spielt.
Um sich vollkommen aufs Schauspiel konzentrieren zu können, sitzt Leif dabei zum ersten Mal nicht selbst auf dem Regieposten, sondern das übernimmt Noelle Götz, die an der technischen Hochschule Nürnberg, genauso wie der Rest der Technikcrew Design mit Schwerpunkt Film und Animation studiert.
Was Noelle an dem Projekt besonders reizt ist der spannende Mix aus verträumten Märchen und düsterem Plot. Außerdem findet sie es immer schön zu sehen, wie das Projekt Studenten von mehreren Filmhochschulen vereint, die ihre Begeisterung durch ihre Aufgaben am Set ausdrücken.
Elias Müller (der Kameramann und Cutter), Yannick Renn (der Tonmeister und Filmkomponist) und Leif Eisenberg (der Hauptdarsteller und Produzent), kennen sich schon seit der fünften Klasse des Gymnasiums Bad Tölz. Schon damals verbrachten sie jede freie Minute damit, Musik zu machen, Theater zu spielen und Filme zu drehen und da sie sich darüber so gut anfreundeten beschlossen sie, auch wenn es uns nach dem Abitur fürs Studium in verschieden Städte verschlug (Elias für das Studium Design mit Schwerpunkt Film und Animation an die TH Nürnberg, Yannick Renn für Filmwissenschaften an die Universität Wien und Leif für Drehbuch an die Filmakademie Ludwigsburg) die Semesterferien zu nutzen um nun hochschulübergreifend weiterhin Kurzfilme zu produzieren. In der deutschen Kinolandschaft, die vor allem von Komödien und Sozialdramen dominiert wird, wollen sie eskapistische Genrefilme drehen, die sowohl unterhalten, als auch philosophische Themen behandeln.
„Wir hätten uns keine schönere Location als Burg Gößweinstein vorstellen können“, so Leif Eisenberg, „Die romantische Burg Gößweinstein zu erhalten und somit ein Stück Mittelalter der Allgemeinheit zugänglich zu machen, scheint eine Herzensangelegenheit von Thomas Pleiner zu sein. Ich kann jedem Touristen einen Besuch nur ans Herz legen. Ein ganz besonderer Dankeschön auch an Michael Hammer, unseren Ansprechpartnerm auf der Burg, während des Drehs, der, obwohl wir von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang gedreht haben, immer gut gelaunt war, und uns auch um vier Uhr morgens noch mit Kaffee versorgt hat. In sternklarer Nacht den ersten Drehblock und Burg Gößweinstein hinter uns zu lassen, war ein wunderbares Gefühl“.
Ab Dezember 2022 wird „Ritter, Tod und Teufel“ bundesweit auf verschiedenen Kurzfilmfestivals zu sehen sein. Sobald genaue Termine bekannt sind, werden diese auf der Website der Gemeinde Gößweinstein veröffentlicht
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