Internationale Forschungskonferenz zu magnetischen Bakterien erstmals in Bayreuth

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Magnetotaktische Baketerien bestizen die einzigartige Fähigkeit, ihre Bewegungen am Magnetfeld der Erde ausrichten zu können, und gewinnen in der Forschung immer stärker an Bedeutung. Professor Dr. Dirk Schüler, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie an der Uni Bayreuth, zählt weltweit zu den führenden Experten auf diesem Gebiet. Vom 4. bis 8. September 2022 findet unter seiner Leitung eine internatinal geförderte Konferenz statt.

Die Bayreuther Konferenz ist bereits die siebte Veranstaltung des „International Meeting on Magnetotactic Bacteria“, einer von Prof. Dr. Dirk Schüler mitbegründeten Tagungsreihe. Gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Team und mit technischer Unterstützung des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER) hat er jetzt die Konferenz in Bayreuth organisiert.

„Magnetotaktische Bakterien haben in aquatischen Ökosystemen bedeutende Funktionen und stehen daher heute im Mittelpunkt zahlreicher umwelt- und evolutionsbiologischer Studien. Auch in der Biogeochemie und der Geophysik rücken sie zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. So spielen Fossilien aus abgestorbenen Bakterien eine wichtige Rolle bei der Rekonstruktion des geomagnetischen Felds im Verlauf der Erdgeschichte. In den letzten Jahren hat sich überdies herausgestellt, dass sich magnetotaktische Bakterien sehr gut als Modellorganismen für Forschungsarbeiten auf Gebieten der mikrobiellen Physiologie und Zellbiologie eignen. Die Magnetosomen in ihrem Zellinneren setzen sich aus nanometergroßen magnetischen Kristallen zusammen, die aneinandergereiht wie eine zelluläre Kompassnadel wirken.

Dadurch ermöglichen sie den Bakterien eine sehr präzise Orientierung am Erdmagnetfeld. Die Biosynthese dieser Kristalle und ihre Anordnung in der Zelle sind das Ergebnis komplexer, genetisch kontrollierter Prozesse. Wenn wir diese Prozesse wissenschaftlich besser verstehen, könnten sich daraus auch hochinteressante Perspektiven für die Entwicklung neuer Nanomaterialien für biomedizinische oder elektronische Anwendungen ergeben. Nicht zuletzt hat die technisch bisher unerreichte Leistungsfähigkeit der Magnetosomen auch die Suche nach Zellstrukturen inspiriert, die höhere Organismen möglicherweise für das Erdmagnetfeld sensibilisieren“, umschreibt Schüler das breite Spektrum der Forschungsinteressen.

Die von ihm initiierte Bayreuther Konferenz hat nun das Ziel, die weltweit an magnetotaktischen Bakterien forschenden Arbeitsgruppen erstmals an einem Universitätsstandort in Deutschland zu versammeln und hier einen intensiven Austausch zu fördern. Die Themen erstrecken sich dabei auf verschiedene Disziplinen, die in den letzten Jahren zum Verständnis dieser ungewöhnlichen Bakterien beigetragen haben: Mikrobiologie, Molekulargenetik, Physiologie, Zellbiologie, Ökologie, Biophysik, Mineralogie, Biogeochemie und Biotechnologie. Vor allem auch Nachwuchswissenschaftler*innen werden die Möglichkeit haben, ihre Forschungsergebnisse und neuen Ideen zu präsentieren und in der internationalen Fachcommunity zu diskutieren.

Das International Meeting on Magnetotactic Bacteria findet seit 14 Jahren im zweijährigen Turnus statt und hat sich zur wichtigsten wissenschaftlichen Veranstaltung in diesem Forschungsfeld entwickelt.

Bisherige Tagungsorte waren Kanazawa (Japan), Marseille (Frankreich), Rio de Janeiro (Brasilien), Berkeley (USA), Peking (China) und Balatonfüred (Ungarn). Die Tagung in Bayreuth, die pandemiebedingt dreimal verschoben werden musste, wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und von der Oberfrankenstiftung unterstützt. „Die Tagungsreihe hat bereits eine Vielzahl von erfolgreichen nationalen und internationalen Kooperationen und Förderinitiativen hervorgebracht. Sie hat grundlegend dazu beigetragen, dass sich die Forschung an magnetischen Bakterien von einer Nischenthematik zu einem eigenständigen und dynamischen, international vielbeachteten Forschungsfeld entwickelt hat, das wesentliche Impulse für andere wissenschaftliche Arbeitsgebiete setzt“, sagt Schüler.