Die „politischen Frauen Herzogenaurach“ besuchten den Frauennotruf Erlangen

Die politischen Frauen Herzogenaurach besuchten den Frauennotruf Erlangen August 2022
Die politischen Frauen Herzogenaurach nutzten die politische Sommerpause, um den Frauennotruf Erlangen zu besuchen. Foto: Politische Frauen Herzogenaurach

Es ändert sich viel, doch eines bleibt: Die Notwendigkeit politischer Unterstützung

Die politischen Frauen Herzogenaurach nutzten die politische Sommerpause, um dem Frauennotruf Erlangen einen Besuch abzustatten. Geschäftsführerin Claudia Siegritz und Sozialarbeiterin Nora Gabert beantworteten die vielen Fragen der politischen Frauen, diesmal vertreten durch die Damen des Organisationsteams (Claudia Belzer, Stadträtin SPD, Ruthild Schrepfer, Kreisrätin CSU, Retta Müller-Schimmel, Stadt- und Kreisrätin Bündnis 90/Die Grünen) sowie die Herzogenauracher Stadträtinnen Andrea Heller (SPD) und Sabine Hanisch (CSU), sowie Claudia Leuschner (Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ERH).

Der Besuch begann mit einem Rundgang durch die Beratungsräume des Frauennotrufs, welche sich zentral gelegen und damit gut erreichbar in der Hauptstraße 33 in Erlangen befinden. In den ansprechenden Räumlichkeiten führen die Mitarbeiterinnen Gespräche, vorrangig mit Frauen und Mädchen, welche sexualisierte Gewalt erlebt haben oder aktuell davon betroffen sind. Hierunter fallen sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Auch wenn man sich nicht sicher ist, ob ein sexueller Übergriff stattgefunden hat, ist man Zielgruppe der Einrichtung. Geschäftsführerin Claudia Siegritz betont: „Unser Name ist oft irreführend. Wir unterstützen auch Angehörige, Partner*Innen, Freund*Innen und professionelle Helfer*Innen. Zudem sind wir für alle Formen sexualisierter Gewalt zuständig, unser Angebot ist kostenfrei, vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Zudem arbeiten wir präventiv mit Jugendgruppen, Schulklassen usw. zu Themen wie Sexting oder Cybergrooming“ Das Team der Beratungsstelle besteht aktuell aus vier Sozialpädagoginnen (Dipl./BA) mit verschiedenen Zusatzausbildungen, wie z.B. Fachberaterin für Psychotraumatologie, Online-Beraterin (DGOB), psychosoziale Prozessbegleiterin im Strafverfahren (RWH), klinische Sozialarbeiterin sowie aus einer Mitarbeiterin für die Verwaltung.

Aufgrund der Alterszusammensetzung steht der Einrichtung bald ein Generationenwechsel ins Haus, die zwei älteren Damen übergeben in den nächsten Jahren an die zwei jüngeren Frauen und an neu eingestelltes Personal. Retta Müller-Schimmel nutzte diesen Gesprächspunkt, um darauf hinzuweisen, dass sich die politischen Frauen ebenfalls deutlich verjüngen und sie sich als „dienstältestes“ Mitglied der Vereinigung ebenfalls zurückziehen wird. Und wie die Damen des Frauennotrufs sieht auch Retta Müller-Schimmel ihre Nachfolge in besten Händen.

Die Anforderungen und Rahmenbedingungen haben sich im Laufe der Zeit sehr geändert, nicht nur in der Politik, auch in der Sozialen Arbeit. Frau Siegritz und Frau Gabert berichteten beispielsweise, dass neue Medien, aber auch die Corona-Krise, ganz neue Herausforderungen mit sich gebracht hätten. So kam es zum Beispiel vermehrt zu sexuellen Übergriffen während des Corona-Lockdowns, weil Frauen Chatpartner, welche sie über Dating-Apps kennengelernt haben, nicht an belebten Orten treffen konnten und sich somit vor Übergriffen schlechter schützen konnten. Weiterhin erlebte die Beratungsstelle im Jahr 2021 einen massiven Anstieg von Mädchen und Frauen, die sich im Zuge eines Strafverfahrens mit der Bitte um psychosoziale Prozessbegleitung an sie wandten.

Finanziert wurde die Beratungsstelle als eingetragener Verein auch 2021 im Wesentlichen wieder von der Stadt Erlangen, dem Landkreis Erlangen-Höchstadt und der Bayerischen Staatsregierung. Deshalb ist der Kontakt zu den Mandatsträgerinnen und zur Politik besonders wichtig. Die beiden Kreisrätinnen Ruthild Schrepfer und Retta Müller-Schimmel notierten die Anliegen und versprachen, diese im Kreis einzubringen, sowie auch landespolitisch zu platzieren.

Die SPD-Stadträtinnen Claudia Belzer, Berufsschullehrerin, und Andrea Heller, selbst Sozialarbeiterin in einer Jugendwohngruppe, konnten sich berufsbedingt für die Präventionsangebote der Beratungsstelle für Schulklassen und Jugendgruppen sehr begeistern. Der Workshop „Voll Porno“, der das Thema Grenzsetzung bei Pornographie und Sexualität behandelt, aber auch das Thema sexualisierte Gewalt im digitalen Raum, seien auch in deren Arbeit hochbrisant und aktuell, betonten beide. Gerade durch die Digitalisierung ist es möglich, dass sexualisierte Gewalt durch Dritte in den eigenen vier Wänden geschieht.

Begeistert zeigten sich die politischen Frauen auch von der Niedrigschwelligkeit des Angebots. Die Homepage des Frauennotrufs zeigt unübersehbar den Ort, die Telefonnummer, aber auch die Möglichkeit der Online-Beratung, per Chat, Video oder E-Mail. Gerade die Video-Sprechstunde erfreue sich dabei zunehmender Beliebtheit. Zudem sind auf der Website auch Informationen über die Beratungsstelle in verschiedenen Sprachen sowie auch in leichter Sprache zu finden.

674 persönliche Beratungskontakte und 417 Onlineberatungen bewältigten die Damen im Jahr 2021. 11 davon waren Männer, die ebenfalls nicht abgewiesen, im späteren Hilfeverlauf aber passend weitervermittelt werden. Die politischen Frauen ziehen nach 1,5 Stunden intensiven Austausches Resümee: Eine tolle und wichtige Einrichtung, welche die finanzielle Unterstützung durch öffentliche Gelder mehr als verdient hat.