Sonntagsgedanken: Vorstellungen

Symbolbild Religion

Eine fromme Klosterschwester stirbt und kommt vor das Himmelstor. Sie klopft voller Erwartung und Freude an die Pforte. Petrus öffnet das Tor, fragt nach ihrem Namen und Beruf, liest in seinem großen Buch nach und sagt dann zu ihr: „Setz dich hier noch ein wenig vor die Tür, du musst noch etwas warten.“

Daraufhin stirbt ein Busfahrer. Auch er kommt zur Himmelstür. Als er die Klosterschwester davor warten sieht, erschrickt er zuerst. Doch dann wagt er es, zaghaft an das Tor zu klopfen. Auch ihn fragt Petrus nach seinem Namen und nach seinem Beruf. Als er ihm sagt, dass er Busfahrer sei, da lässt Petrus ihn sofort in den Himmel hinein.

Die Klosterschwester ist sehr verwundert und auch ein wenig verärgert darüber, dass der Busfahrer den Vorzug vor ihr bekommen hat. Und so klopft sie erneut und stellt Petrus zur Rede. Dieser antwortet ihr: „Du hast niemanden das Beten gelehrt, aber wenn der Busfahrer seinen Bus fuhr, da haben alle Leute im Bus zu beten begonnen.

Liebe Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

vielleicht mussten Sie ja jetzt auch schmunzeln. Ich muss es immer wieder, wenn ich diesen Witz höre oder selber erzähle und das, obwohl er schon so alt ist.

Aber mir geht es nicht darum, Witze zu erzählen, obwohl ich das gerne tue. Aber dieser Witz möchte uns alle etwas lehren: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Viele haben doch ihre genauen Vorstellungen vom Himmel. Und deswegen glauben sie auch, sich den Himmel regelrecht hier auf der Erde erkaufen zu können. Und dann werden wir den anderen, der vielleicht nicht so fromm ist, der eine andere Vorstellung oder gar ein anders Gottesbild hat, verachten. Vielleicht blicken wir sogar von oben auf Menschen, die anders denken, handeln, aussehen … , herab. Kann es das wirklich sein? Kann ich mir den Himmel wirklich kaufen?

Ich bin der Meinung: Nein.

Doch Jesus sagt im heutigen Sonntagsevangelium:

„Bemüht euch mit allen Kräften durch die enge Tür zu gelangen;
denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen,
aber es wird ihnen nicht gelingen.“ LK 13,22.

Und damit meint er alle. Es ist keiner ausgeschlossen und keiner soll meinen, bevorzugt zu werden. Sein Maßstab wird ein ganz anderer sein als unsere Vorstellungen. Die Tür ist zwar eng, aber nicht verschlossen. Und jeder muss sich bemühen, hindurch zu kommen.

Der Schlüssel liegt im Leben Jesu, in seiner Botschaft und seinem Handeln. Er hat keinen ausgeschlossen von seiner Liebe und ist Menschen mit Hochachtung begegnet. Das ist der Schlüssel, nicht nur ihn und sein Leben zu sehen, sondern es in meinem Leben, für mich selbst umzusetzen.

Das bedeutet: den anderen mit Achtung zu begegnen, einander beizustehen, es wenigsten zu versuchen, miteinander auszukommen und einander beizustehen.

Der Schlüssel liegt aber auch darin, einander zu vergeben, jedem eine zweite Chance zu geben, denn auch das hat Jesus immer wieder getan, wie es in der Begegnung mit der sog. Ehebrecherin deutlich wird.

Der Witz sagt mir, dass es ganz anders kommen wird als unsere Vorstellungen vielleicht sind.

Und ich muss ehrlich sagen: Gott sei Dank. Gott sei Dank handelt Gott ganz anders als wir uns denken. Gott sei Dank handelt er nicht immer so, wie wir es gerne hätten. Und Gott sei Dank, kann man sich den Himmel nicht kaufen. Aber ich kann mir Mühe geben, denn die Türe ist war eng, aber nicht verschlossen.

So wünsche ich Ihnen für diesen Sonntag nicht nur alles Gute, sondern dass Sie durch Menschen immer wieder Wertschätzung erfahren und auch den anderen selber wertschätzen, denn wir alle sind, jeder einzelne von uns ist einzigartig, wichtig und wertvoll, ein genialer Gedanke unseres Gottes. Das muss nur noch in die Köpfe vieler Menschen, auch in die der Kirche hinein, damit wir einander genau so achten und schätzen.

Einen guten Sonntag und passen Sie gut auf sich auf!

Klaus Weigand


Weitere Sonntagsgedanken

Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen