Gasumlage bekannt gegeben – Stadtwerke Bayreuth kritisieren gesetzliches Vorgehen
Heute wurde die neue Gasumlage veröffentlicht: Sie beträgt netto 2,419 Cent pro Kilowattstunde (bzw. brutto 2,879 Cent pro Kilowattstunde) und ist von den Energieversorgern ab dem 1. Oktober zu bezahlen. Für Durchschnittshaushalte führt dies zu jährlichen Mehrkosten in Höhe von gut 430 Euro. Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Bayreuth bezahlen die neue Umlage erstmals ab November dieses Jahres.
Seit längerem ist klar, dass die sogenannte Gasumlage kommen wird – nun ist auch bekannt, wie hoch sie ausfällt: Ab 1. Oktober dieses Jahres müssen Energieversorger netto 2,419 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde Gas (brutto: 2,879 Cent pro Kilowattstunde) bezahlen – die Kosten hierfür werden die Verbraucherinnen und Verbraucher tragen müssen. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 15.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr betragen die Mehrkosten rund 430 Euro (brutto). Die Einnahmen der neuen Umlage erhalten Gasimporteure, die durch die deutlich zurückgegangenen Lieferungen aus Russland in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Deren Problem ist, dass sie Gas zu deutlich teureren Preisen auf dem Weltmarkt nachkaufen müssen, um ihre Lieferverpflichtungen gegenüber den Energieversorgern einhalten zu können. 90 Prozent ihrer Mehrkosten können die Importeure ab 1. Oktober geltend machen.
Damit verteuert sich der Gaspreis auch für die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Bayreuth. Profitieren werde das Unternehmen davon nicht, betont Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer: „Diese Umlage wird bei uns nur ein durchlaufender Posten sein. Wir geben das Geld eins zu eins weiter.“ Unabhängig davon kritisiert er das Vorgehen des Gesetzgebers. „An der Umlage führt kein Weg vorbei, allerdings ist sie handwerklich nicht gut gemacht. Bislang ist es Fakt, dass sich alle Energieversorger an das Preisänderungsrecht halten müssen. Das heißt, wir müssen alle Kundinnen und Kunden mindestens sechs Wochen vor Wirksamkeit der Preisänderung schriftlich informieren. Bezogen auf den 1. Oktober, wäre das mehr oder minder jetzt – wie soll das aber gehen, wenn erst heute die Höhe der Umlage bekannt gegeben wird?“ Dass es auch einen anderen Weg gegeben hätte, habe der Wegfall der EEG-Umlage im Juli gezeigt. Das musste damals ohne Ankündigung durch die Versorger sofort und für alle Kundinnen und Kunden umgesetzt werden. Der Plan der Stadtwerke ist daher aktuell, die Umlage ab dem 1. November von ihren Kundinnen und Kunden einzusammeln.
„Die schriftliche Information über die Gasumlage kommt dann mit der Ankündigung unserer neuen Energiepreise bei Strom und Gas, die wir leider ob der Verwerfungen an den Energiemärkten zum 1. November erhöhen müssen“, sagt Bayer. Der russische Angriffskrieg habe die ohnehin angespannte Lage auf den Energiemärkten in den vergangenen Monaten verschärft: Kostete eine Megawattstunde für das Folgejahr im Einkauf vor genau einem Jahr noch etwas mehr als 20 Euro, werden heute rund 170 Euro mehr fällig – eine Preissteigerung von knapp 750 Prozent. Und die nervöse Preisrallye macht auch beim Strom nicht Halt: Hier steht ein Aufschlag von knapp 550 Prozent zu Buche. „Durch unsere risikominimierende und überwiegend mittelfristig ausgelegte Beschaffungsstrategie haben unsere Kundinnen und Kunden bisher von verhältnismäßig niedrigen Preisen profitiert“, betont Jürgen Bayer. „Leider ist dieser Effekt aufgezehrt und wir müssen reagieren. Derzeit kalkulieren wir und werden Mitte September über unsere neuen Preise informieren.“
Fest steht für die Stadtwerke Bayreuth, dass es eine politische Lösung für die steigenden Energiepreise braucht, da sich eine Entspannung nach wie vor nicht abzeichnet. „Außerdem kommt beim Gas noch eine zusätzliche Umlage, mit der die Mehrkosten für das Erreichen der inzwischen gesetzlich geregelten Füllstände der Gasspeicher zum Beginn der Heizperiode finanziert wird“, sagt Bayer. Deren Höhe solle ebenfalls diese Woche bekannt gegeben werden. „Die Mehrkosten werden vermutlich deutlich geringer ausfallen als jene durch die Gasumlage, allerdings macht es die Summe der zusätzlichen Belastungen. Wir befürchten ganz konkret, dass viele Rentner und Geringverdiener, die bislang keine Sozialhilfe bekommen, ihre Strom- und Gasrechnung nicht mehr bezahlen können werden. Diesen Menschen muss geholfen werden.“ Er fordere ein zusätzliches Entlastungspaket für eben jene Bevölkerungsgruppen. „Darüber hinaus warnen wir vor den volkswirtschaftlichen Verwerfungen, wenn die Energie einen immer höheren Anteil an den Lebensunterhaltskosten ausmacht“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth. „Es ist an der Zeit, ernsthaft über eine Verringerung des Mehrwertsteuersatzes für Strom, Gas und Fernwärme zu diskutieren.“
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