Heimatkunde am Sonntag: Waischenfeld
„Bambergisch, katholisch, im Landgericht Hollfeld gelegen. Dieses Landstädtchen liegt in einer sehr romantischen Gegend an der Wiesent und ist von allen Seiten von den schönsten Felsparthien umgeben. Jeder Freund der schönen Natur wird hier einige Tage mit Vergnügen verweilen. Außer seinen alten Schlössern bietet es in der Nähe die vorzügliche Förstershöhle, die Rabenecker. Und Silbergoldsteins- und die Nankendorfer Höhle mit dem schönen Thale, den Löhlitzer Anger mit wendischen Gräbern etc. dar. Waischenfeld hat 140 Gasthäuser, darunter zwei gute Gasthäuser. Das rothe Roß wird von Fremden vorzüglich stark besucht; es ist das ehemals Försterische Haus, jetzt im Besitz der Weißelschen Familie. Bei diesem Haus haftet auch das Eigenthum der Försterhöhle. Bei dem Wirte Löbisch ist gleichfalls sehr gut zu logieren; bei ihm hat die Harmoniegesellschaft ihre Lokale, wo wöchentlich die Amtleute und Pfarrer der Umgebung zusammen kommen.“
Das und noch viel mehr schreibe Joseph Heller im Jahre 1829 in seinem berühmten Reiseführer „Muggendorf und seine Umgebungen“.
1901 erlebt Waischenfeld ein nie dagewesenes Hochwasser, dass in der Nacht vom ersten auf zweiten August wütete. Ein Augenzeuge berichtete im Wiesentboten: „Früh (am 2. August) um ½ 3 Uhr stieg der Zeubach rapid, überschwemmte die Vorstadt, drang in die Schulzimmer der Landschule, in Ställe, Zimmer und Scheunen, ungefähr um 3 Uhr trat das Gleiche bei der Wiesent ein. Mengen von Langhölzern, wahrscheinlich von der Truppach heruntergeführt, stauten sich an der Brücke dahier, durch diese Stauung wurde auch das den Waischenfelder Bürgern gehörige, auf dem sog. Hirtenanger lagernde Bauholz, Bretter und Blöcher und Brennholz, vielleicht 1 000 cbm und darüber, von den Fluten fortgeschwemmt. Alle diese Menge von Holz war bis in die Höhe von 2 Stockwerken (über das Geländer gerechnet) aufgetürmt, bis an das Rentamtsgebäude war das ganze Flussbett von oben angeführten Holzsortimenten bedeckt. In der Fischergasse mussten zwei Oekonomen das Vieh über die Stiegen hinaus auf die Leithen schaffen.
Da, zum Glücke für Fischergasse und Vorstadt stürzte um ¾ 4 Uhr die Brücke zusammen, sie wurde von den gewaltigen Holz- und Wassermassen hinweggeschoben. Es war schauderhaft, als mit ohrenzerreisenden Knirschen und Gekrache, diese vom Wasser getriebene unwiderstehliche Masse die Bäume und Gartenzäune hinwegnahm; aber damit war auch die größte Gefahr beseitigt. Es konnte auch infolge des immensen Steigens keine Alarmierung erfolgen, da innerhalb 20 Minuten die Brücke unpassierbar war. An eine Hilfe hätte, wenn auch Pioniere zur Stelle gewesen wären, nicht gedacht werden können, stieg doch das Wasser schubweise um einen Meter sogar“, schrieb der Augenzeuge Wiesent-Bote über die Zerstörung der Waischenfelder Brücke. Es dauerte vier Wochen, ehe Waischenfeld über eine Notbrücke wieder mit den östlich gelegenen Orten und Gemeinden verbunden und ein halbes Jahr später war die neue Brücke aus Eisen und Stahl fertig. Sie steht noch heute.
„Heimatkunde am Sonntag“ ist eine Artikelserie mit historischen Informationen zu Orten in der Fränkischen Schweiz, dankenswerterweise bereitgestellt von Reinhard Löwisch, einem langjährigen Mitarbeiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, bekannt durch seine Publikationen zur Waischenfelder Geschichte. Sein jüngstes Werk ist eine Schriftenreihe zur Waischenfelder Geschichte, deren erstes Heft bereits vorliegt: Band eins „Die kriegerische Zeit in Waischenfeld“ mit 44 Seiten und 20 Abbildungen gibt es beim Autor in Affalterthal, Telefon 09197–697740. Erhältlich zum Preis von zehn Euro, plus drei Euro Versandkosten. Selbstabholung gerne nach Ankündigung möglich. Alle Artikel zu „Heimatkunde am Sonntag„
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