Herzogenauracher Organist Ludwig Orel gewinnt den zweiten Preis an Süddeutschlands größter Barockorgel
10. Internationaler Gabler Orgelwettbewerb
Einige werden sich noch an das packende Konzert von Ludwig Orel an der Sandtner Orgel im November letzten Jahres in Verklärung Christi erinnern. Nun hat er sein Talent neuerlich unter Beweis gestellt.
“Kaum zu glauben was der junge Kerl alles aus dieser historischen Orgel herausholt, und still sitzen konnte keiner bei seinem Vortrag” – so der Kommentar vieler Zuhörer nach dem Preisträgerkonzert zu Ludwig Orels Jazz-Improvisation an der von Joseph Gabler zwischen 1728 und 1755 erbauten und überarbeiteten Orgel in der St. Georgskirche von Ochsenhausen.
Zwei Wochen lang trafen sich 36 ausgewählte junge Pianisten, Komponisten und Organisten aus aller Welt zur 16. internationalen Sommerakademie im Kloster Ochsenhausen (Baden-Württemberg). In allen drei Disziplinen wurden die Musiker täglich unterrichtet, aufgeteilt auf mehrere international renommierte Professoren. Jede Disziplin endete in einem eigenen Wettbewerb.
Die 12 Organisten aus 8 Nationen hatten am 3. August ihren Wertungsvortrag an der Gabler Orgel. Dieses historische Instrument – sein Erschaffer war gleichzeitig Orgelbauer und Schreiner – besticht nicht nur durch seine Größe mit vier Manualen (Tastenreihen), was für diese Zeit sehr ungewöhnlich ist, sondern auch durch seine herausragende Architektur. Der prunkvolle Orgelprospekt schmiegt sich oval angeordnet neben die Fenster des Ostchores. Ein weiterer Teil der Orgel, das Brustpostitiv, ziert die Empore. Für den Wettbewerb mussten die Teilnehmer aus bestimmten Werken frühbarocker Komponisten ein Pflichtstück spielen. Ludwig entschied sich dabei für die vertrackte Toccata septima aus Georg Muffats (1653-1704) Apparatus musico Organisticus, die er zu Beginn vortrug. Den Rest des 30-minütigen Vortrages durften die Musiker selber festlegen. So führte Ludwig in rasantem Tempo den dritten Satz der Triosonate in e-Moll, von Johann Sebastian Bach (1685-1750) auf um dann mit Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Adagio und Allegro in f–Moll “für eine Orgelwalze“ ein prächtig virtuoses Stück erklingen zu lassen. Das Finale seines Wettbewerbsbeitrag bildete eine facettenreiche Jazz Improvisation mit rhythmisch perkussiven Teilen, Swing mit rasanten Läufen in Händen und Füßen, und balladenähnlichen Strukturen aber auch Abschnitten mit teilweise ungewöhnlichen Klängen über den 1641 von Georg Neumark getexteten und vertonten Choral “ Wer nur den lieben Gott lässt walten”, der bereits Johann Sebastian Bach zu vielen Kompositionen darüber inspiriert hat.
Der gesamte Vortrag überzeugte die Juroren, die ihm dafür den zweiten Preis verliehen.
Doch auch die vergangenen beiden Jahre waren für Ludwig, der seit Oktober 2021 Konzertfach Orgel an der Musikhochschule Regensburg studiert, nicht ohne spannende Inhalte. Im Frühjahr 2021 nahm er ein drittes und letztes Mal in der Wertung Orgel-Solo beim coronabedingt digital stattfindenden Wettbewerb “Jugend musiziert” teil. Ein neuerlicher Bundespreis ermöglichte ihm die Teilnahme an WESPE (Wochenende der Sonderpreise), wo er im September 2021 wie bereits 2018 einen Sonderpreis im Fach Orgelimprovisation errang. Da Ludwig sich mittlerweile immer mehr mit der Improvisation, also dem Spiel ohne ausgeschriebene Komposition, beschäftigt, ist sie auch inzwischen kreativer Bestandteil seiner Konzerte, die unter der Überschrift von “Bach bis Jazz” viele Zuhörer anlocken. Dabei spielt er grundsätzlich einen der 18 von Johann Sebastian Bach komponierten Triosonatensätze, die zu den schwersten Werken der Orgelliteratur zählen. Je nach den Möglichkeiten der Orgel, an der das Konzert stattfindet, erklingen dann Werke seines weit gefächerten Repertoires von Barock bis Moderne. Aber stets ist die Improvisation in klassischer und in Jazzform ein Bestandteil seiner Konzerte, die ihn zuletzt im Juli nach Mannheim in die große Barocke Jesuitenkirche geführt haben.
Wer Ludwig Orel und seine Musik live erleben möchte, hat dazu am 10. Dezember in der Frauenkirche in Nürnberg um 12:15 Uhr bei seinem Konzert der “Adventsmusik zum Männleinlaufen“ die Möglichkeit.
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