Fachtagung an der Uni Bayreuth: Stroh – das Material der Zukunft?
Bauen mit Lehm um Stroh ist eine alter Methode und hat trotzdem Pioniercharakter. An der Universität Bayreuth findet neben einem ersten Pilotprojekt auch die erste Fachtagung in diesem Bereich statt: die StrohBallenBauTage vom 13. bis 15. September 2022.
Stroh, eigentlich ein Nebenprodukt in der Landwirtschaft, kann eine wichtige Ressource sein. Davon sind die Mitglieder des forum1.5 der Universität Bayreuth überzeugt. In Strohballenbauten werden Strohballen als Gefach in einem Holzständerwerk oder in der lasttragenden Bauweise wie Mauerziegeln für die Wände verwendet. Die Relevanz dieser Methode erklärt Elena Michel, Nachhaltigkeitsforscherin im forum1.5-Team: „Bei der Debatte um Klimaschutz wird der Bausektor oft vergessen. Dabei ist er für einen großen Anteil an CO2-Emissionen verantwortlich, weil für herkömmliche Baumaterialien, wie z.B. Zement, während des Produktionsprozesses durch chemische Reaktionen CO2 ausgestoßen wird. Dazu kommt, dass die Produktion sehr viel Energie braucht.“ Doch es gibt Alternativen. Diese bekannt zu machen, ist ein Ziel der Netzwerkarbeit von forum1.5. „Langfristig wollen wir in der Region Menschen in Kontakt bringen, die eine regionale Wertschöpfungskette ,Strohbau‘ knüpfen wollen. Deswegen etablieren wir Wissen rund um diese zukunftsfähigen Bautechniken“, fügt Jermaine Hermann, Student des Masterstudiengangs Stadt- und Regionalforschung und Teil des forum1.5-Teams hinzu.
Ein Pilotprojekt, das Ende Mai startete, soll das Praxiswissen zu Bauen mit Lehm und Stroh weiterverbreiten. Dabei wird ein Unterstand an einer Streuobstwiese in Obernsees zu einem Werkstattraum umgebaut. Das partizipative Lernprojekt läuft noch bis Mitte Oktober. Informationen zum aktuellen Stand und Möglichkeiten zum Mitmachen finden sich unter: https://solawi-bayreuth.org/strohraum-am-apfelbaum/. Durch ein Crowdfunding, das Anfang August endete, wurde das Projekt von rund 20 Unterstützer*innen getragen und mehr als 8.000 Euro gesammelt. „Wir danken allen sehr herzlich, die das Projekt finanziell und auch ideell unterstützt haben“, sagt Elena Michel, Initiatorin des Projekts, „denn nur durch diese Wertschätzung und Beiträge kann das Pilotprojekt ,Strohraum am Apfelbaum‘ entstehen.“
Und nach diesem Pilotprojekt geht es weiter. Für den Netzwerkausbau finden am 13. und 14. September 2022 in Bayreuth erstmalig die StrohBallenBauTage an der Universität Bayreuth statt. Die zweitägige Fachtagung widmet sich unter dem Motto „Das Material der Zukunft“ intensiv dem lasttragenden Strohballenbau und vertieft damit entscheidende Fragen rund um den Städtebau von morgen und den Beitrag regionaler Materialien. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden Rohstoffe des lasttragenden Strohballenbaus beleuchtet. Es werden Praxisbeispiele aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien vorgestellt und der Stand der Forschung zur lasttragenden Bauweise aufgezeigt. „Die Konferenz ist die erste ihrer Art in Deutschland, die sich so gezielt mit dem lasttragenden Strohballenbau auseinandersetzt. Ich freue mich auf die Vernetzungsmöglichkeiten und auf den fachlichen Austausch. Im lasttragenden Strohbau steckt viel Potential, das sich in den letzten Jahren immer stärker entfaltet“, sagt Florian Hoppe, Vorstand beim Fachverband Strohballenbau (FASBA e.V.) und selbst Strohbau-Architekt. Die Tagung richtet sich gezielt an Architekt*innen, Bauingenieur*innen, Handwerker*innen, Landwirt*innen, Bauherr*innen, sowie Studierende und an alle Interessierten.
Weitere Infos, Anmeldung und Programm unter: https://forum1punkt5.de/ballenbautage2022/
Über das forum1.5
Hinter dem forum1.5 steht ein Forschungsprojekt der Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Bayreuth. Das Forschungsprojekt analysiert die Erfolgsbedingungen des Aufbaus REGIONALER KLIMASCHUTZKOOPERATIONEN. Die Abteilung für Stadt- und Regionalentwicklung der Universität Bayreuth unterstützt und fördert in dem Forschungsprojekt TRANSFORMATIVE PRAKTIKEN (z. B. durch Reallabore). So sollen systemische Veränderungen in Bayreuth und Oberfranken erreicht werden.
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