LBV Coburg informiert: Hilfe für Fledermäuse

Verängstigte Fledermäuse können zwicken, daher sollte man beim Bergen der kleinen Flattermänner Handschuhe oder einen Lappen als Schutz verwenden. Foto: Petra Altrichter/LBV Coburg
Verängstigte Fledermäuse können zwicken, daher sollte man beim Bergen der kleinen Flattermänner Handschuhe oder einen Lappen als Schutz verwenden. Foto: Petra Altrichter/LBV Coburg

Damit unsere Urlaubszeit nicht zur Leidenszeit für Fledermäuse wird

Alljährlich verirren sich im Hochsommer Fledermaus-Schwärme in Wohnungen und sterben dort dann, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt werden. Es sind fast immer kleine Zwergfledermäuse. Meist fliegen erst einzelne unerfahrene Fledermaus-Jungtiere durch ein gekipptes Fenster in Wohnungen hinein und finden auf diesem Wege dann nicht wieder hinaus. Die verirrten Tiere stoßen daraufhin Hilferufe aus und locken dadurch aber weitere Artgenossen in die Falle, die auf dem gleichen Weg in die Wohnung fliegen und dort dann oft qualvoll verenden, weil sie nicht mehr in die Freiheit zurückfinden.

„Daher sollte man vor Urlaubsreisen im August und September seine Wohnungsfenster schließen, wenn niemand die Wohnung während der Abwesenheit betreut“, so rät der Naturschutzberater des LBV Coburg, Gerhard Hübner. „Denn sonst kann es durchaus vorkommen, dass Urlaubsrückkehrer in ihrer Wohnung von einer Menge Kadavern verdursteter Fledermäuse überrascht werden.“ Alternativ eignen sich auch Fliegennetze an geöffneten Fenstern, die vom Ultraschall-Echolot der nächtlichen Insektenjäger als Barriere erkannt werden.

Bemerkt man einen solchen Einflug zeitnah, dann kann sehr einfach Abhilfe geschaffen werden: „Man muss nur durch Öffnen von Fenstern und Gardinen über Nacht einen freien Ausflug für die Tiere ermöglichen, damit sie wieder hinaus in die Freiheit finden“, erklärt Gerhard Hübner. „Bis zum vollständigen Ausflug aller tierischen Besucher ist es ratsam, gefährliche Zimmerpflanzen wie Kakteen oder andere scharfkantige Einrichtungsgegenstände, an denen sich die Fledermäuse verletzen können, aus dem Raum zu entfernen. Dabei muss man aber darauf achten, dass die Tiere nicht aus dem Einflugzimmer heraus und weiter ins Haus hinein flüchten und sich in unzugängliche Verstecke verkriechen. Daher die Türen im Einflugzimmer geschlossen halten!“

Verängstigte Fledermäuse können zwicken, daher sollte man beim Bergen der kleinen Flattermänner Handschuhe oder einen Lappen als Schutz verwenden. Foto: Petra Altrichter/LBV Coburg

Verängstigte Fledermäuse können zwicken, daher sollte man beim Bergen der kleinen Flattermänner Handschuhe oder einen Lappen als Schutz verwenden. Foto: Petra Altrichter /LBV Coburg

Sind Tiere schon länger eingeschlossen, werden sie recht schnell lethargisch und müssen beispielsweise aus den Gardinen abgesammelt (Handschuhe anziehen!) und am besten in einen Stoffbeutel oder einen Karton, in den man noch ein feuchtes Tuch gibt, gelegt werden. An einem kühleren, dunklen und ruhigen Ort lässt man die kleinen Gesellen bis zum Einbruch der Dämmerung schlafen und entlässt sie dann in den Nachthimmel.

Genauso verfährt man mit Tieren, die sich andere Verstecke ausgesucht haben wie zum Beispiel Vasen, Wandteppiche, Töpfe und Eimer. Sehr beliebt sind auch Spalten zwischen Bildern oder Schränken und der Wand, oder hinter Heizkörpern: Man zieht sich Handschuhe an, fängt sie vorsichtig ein und legt sie in einen dunklen Karton, den man vorher mit einem feuchten Tuch ausgestattet hat. Schwachen oder verletzten Tieren sollte man als Erstmaßnahme zusätzlich behutsam Wasser verabreichen (mit einer Pipette, einem Löffel oder einem wassergetränkten sauberen Pinsel) und den LBV Coburg unter 09561/407970 benachrichtigen. Totfunde sollten ebenfalls geborgen und nach telefonischer Kontaktaufnahme zum gemeinnützigen Naturschutzverein gebracht werden.

Wird ein solcher Einflug von Fledermäusen erst sehr spät entdeckt, kann bei der Bergung auf einem Schlag eine große Menge an Fledermäusen anfallen, die gepflegt werden müssen. Der LBV Coburg sucht daher noch ehrenamtlicher Betreuer, die geschwächte oder verletzte Fledermäuse zeitweise aufnehmen und so weit aufpäppeln, bis sie wieder in die Freiheit entlassen werden können. Eine vorherige Schulung wird von uns organisiert. Interessenten melden sich bitte unter coburg@lbv.de.


Zum LBV Coburg

Im Coburger Land hat der gemeinnützige Naturschutzverband LBV aktuell über 3500 Mitglieder, davon mehr als 100 Mitglieder im aktiven Ehrenamt, die sich nicht nur um die Belange von Vögeln kümmern, sondern um alle bedrohten Tiere und Pflanzen im Landkreis. Die Kreisgruppe Coburg betreut über 250 Fledermauskeller, über 400 Eulennistkästen und rund ein Dutzend Storchenhorste. Außerdem betreibt sie eine Greifvogelauffangstation und eine Fledermausanlaufstelle. Um Menschen für die Natur zu begeistern, ist die Kreisgruppe sehr aktiv in der Umweltbildung und bietet jährlich mehr als 50 Naturveranstaltungen an. Durch eine Vielzahl an Spezialisten ist es der Kreisgruppe Coburg möglich, die Tier- und Pflanzenwelt im Coburger Land zu erforschen und zu fördern. Die Kreisgruppe setzt für ein „Grünes Band“ an der ehemaligen Grenze zur DDR, für mehr Wald-Naturschutz und für Änderungen in der Landwirtschaft ein. In den mehr als 20 Arbeitsgruppen, unter anderem Ornithologie, Eulenschutz, Storchenschutz, Fledermäuse, Herpetologie, Biotoppflege, Insekten und Botanik, führt die Gruppe regelmäßig Wanderungen, Kartierungen, Zählungen und Ähnliches durch. Weiterhin werden Nisthilfen gebaut, Vögel gesund gepflegt, Fledermausquartiere inspiziert, Biotope artgerecht gestaltet, „Insektenhotels“ errichtet, mit Schulen zusammengearbeitet und es wird Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Arbeitsgruppe Naturfotografie bringt jährlich in einem Wettbewerb einen Fotokalender mit den schönsten Naturaufnahmen des Coburger Landes heraus, der zum guten Zweck verkauft wird. Außerdem betreut die Arbeitsgruppe eine Wanderfalken-Webcam. Auch politisch Interessierte kommen in der Arbeitsgruppe Naturschutzdemonstrationen auf ihre Kosten. Besondere Aufmerksamkeit legt die Gruppe auf die Nachwuchsarbeit. In vier Kindergruppen erforschen auch schon die Kleinen vom Vereinshäuschen aus fleißig die Natur. In einer Hochschulgruppe engagieren sich Studenten für mehr Naturschutz. 1909 gegründet ist der LBV der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 110.000 Unterstützer, 265 lokale Gruppen und 17 Umweltbildungseinrichtungen. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein.

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