Heimatkunde am Sonntag: Tüchersfeld
„Der Ort, bambergisch, katholisch, im Landgericht Pottenstein liegend, hat 200 Einwohner, eine Judenschule und ein gutes Wirthshaus. Seine Lage ist höchst romantisch und in dieser Hinsicht allen anderen Orten um Muggendorf vorzuziehen. Die Hälfte des Ortes ist zwischen den höchsten Felsen hineingebaut; auf zweyen derselben standen im 15. Jahrhundert ansehnliche Schlösser, von welchen aber nur noch wenige Spuren sichtbar sind. Herrliche Ansichten findet hier der Landschaftsmaler. Das Tüchersfelder Thal nach Pottenstein hin, ist das schönste und das engste, oft kaum 100 Schritte breit. Auf beiden Seiten sind die größten Felsenmassen in den wunderbarsten Formen aufgethürmt. Wer die Muggendorfer Gegend besucht und dieses Thal nicht durchwandert, hat nur die Hälfte gesehen“.
Diese Beschreibung von Tüchersfeld, 1829 von Joseph Heller in seinem berühmten Reiseführer verfasst, war der Anlass für den Besucheransturm, den der Ort anschließend erlebte. Zuerst kam Reichskanzler Bismarck, dann Maler und Zeichner.
Noch bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gehörte das Tüchersfelder Ortsbild mit dem heutigen Fränkische Schweiz- Museum (ehemals Judenhof) vor den hohen Felsentürmen zu den beliebtesten und daher am häufigsten fotografierten und gemalten Ansichten der Fränkischen Schweiz. Das romantische gleichwohl sehr enge Felsental war nicht nur Anziehungspunkt sondern gleichzeitig ein Hemmnis, weshalb Pottenstein, im Gegensatz zur Muggendorfer Umgebung, erst in den 1920er Jahren von Touristen entdeckt worden ist. Man konnte schlichtweg nicht mit der Kutsche durchs Tal nach Pottenstein fahren, weil der Weg zu eng war. Und ein Umweg über die Gößweinsteiner Höhe war damals ein Tagesausflug.
„Heimatkunde am Sonntag“ ist eine Artikelserie mit historischen Informationen zu Orten in der Fränkischen Schweiz, dankenswerterweise bereitgestellt von Reinhard Löwisch, einem langjährigen Mitarbeiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, bekannt durch seine Publikationen zur Waischenfelder Geschichte. Sein jüngstes Werk ist eine Schriftenreihe zur Waischenfelder Geschichte, deren erstes Heft bereits vorliegt: Band eins „Die kriegerische Zeit in Waischenfeld“ mit 44 Seiten und 20 Abbildungen gibt es beim Autor in Affalterthal, Telefon 09197–697740. Erhältlich zum Preis von zehn Euro, plus drei Euro Versandkosten. Selbstabholung gerne nach Ankündigung möglich. Alle Artikel zu „Heimatkunde am Sonntag„
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