Igel sind gestresst von Trockenheit und Hitze

Igel. Foto: Pixabay/Alexas

LBV gibt Tipps, wie man Wildtiere jetzt unterstützen kann – Naturnahe Gärten bieten Schatten und Nahrung

Die Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 38 Grad bringt Bayern in diesen Tagen stark ins Schwitzen. Menschen flüchten in kühle Wohnungen oder schattige Biergärten. Doch wie kommen Tiere mit den hohen Temperaturen und der damit einhergehenden Trockenheit zurecht? „Die Hitze und extreme Dürre in Bayern macht vielen Wildtieren zu schaffen. Sie finden weniger Nahrung und brauchen einen Unterschlupf, um der Hitze des Tages zu entkommen“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Selbst der nachtaktive Igel kämpft um Nahrung und kühles Nass. Der bayerische Naturschutzverband LBV gibt Tipps, wie man dem stacheligen Gartenbewohner und anderen Wildtieren jetzt und langfristig helfen kann.

Viele Tiere versuchen den hohen Tagestemperaturen in kühlen Verstecken zu entkommen. So verschlafen Igel in einem schattigen Unterschlupf, unter einer Hecke, in trockenen Hohlräumen unter Holzstapeln oder in einem kühlen Reisighaufen die Hitze des Tages. Doch immer mehr Flächen in den bayerischen Gärten sind versiegelt und bieten weniger schattige Plätze für Tiere. Noch dazu heizen sich Asphalt und Steine in der Sonne auf und speichern die Wärme noch lange bis in die Nacht. „Immer öfter werden dem LBV Igel gemeldet, die tagsüber im Garten nach Nahrung suchen, weil sie nachts nicht genug finden. Unterernährte Igel erkennt man an einer deutlichen Hungerfalte hinter dem Kopf sowie eingefallenen Flanken“, berichtet Angelika Nelson.

Nahrung des Igels entflieht der Hitze

Der Igel leidet bereits unter dem Rückgang der Insekten in Bayern. Nun lässt die Hitze und Trockenheit feuchtigkeitsliebende Regenwürmer in tiefe Bodenschichten verschwinden. Auch Schmetterlingsraupen und Ohrwürmer entfliehen der Hitze. Somit sind sie außer Reichweite für den Fleischfresser. „Besonders die Laufkäfer, die Lieblingsnahrung des Igels, brauchen für ihre Entwicklung ausreichend feuchte Böden, damit sich Larven aus den Eiern entwickeln können“, so die Biologin. Auch die Hochsaison der Schnecken ist vorbei, die dem Igel zur Not als Nahrung dienen.

Besonders Igeldamen und Jungtieren macht der Nahrungsmangel zu schaffen. „Einige Igel kommen im August zur Welt und werden sechs Wochen lang von der Mutter gesäugt. Wenn das Muttertier jedoch nicht genug Futter findet, produziert es zu wenig Milch, um den Nachwuchs ausreichend zu versorgen“, sagt Angelika Nelson. Dies hat langanhaltende Auswirkungen auf die Entwicklung der Jungigel bis in den Herbst hinein, wenn sie eigentlich mehr Gewicht zum Überwintern zulegen sollten.

Was ein Igel wirklich braucht

Kurzfristig hilft es dem Igel, wenn Gartenbesitzer*innen Wasserschalen zum Trinken anbieten, die auch von anderen Tieren dankbar angenommen wird. Auch eine Schale mit Katzenfutter kann für kurze Zeit im Garten bereitgestellt werden. „Die Futtergabe sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, wenn über mehrere Tage hinweg tagaktive, unterernährte Igel beobachtet werden. Der Rückgang an natürlicher Nahrung kann nicht durch dauerhafte Zufütterung der Igel ausgeglichen werden“, sagt die LBV-Igelexpertin.

Langfristig helfen dem kleinen Stachelritter nur bessere Lebensräume wie naturnahe Gärten und Parks. Als Kulturfolger lebt der Igel oft eng mit den Menschen im Siedlungsraum zusammen. Mit der Gestaltung der Grünanlagen können Privatpersonen und Kommunen entscheiden, ob das Umfeld für Igel lebenswert ist. „Wenn wir statt Unkrautvernichter oder Pestiziden Lebensraum für Insekten, Amphibien und Vögel bieten, dann stellt sich das ökologische Gleichgewicht ein, in dem auch der Igel seinen Platz findet“, so Angelika Nelson. Naturnahe Gärten bieten dem Igel Unterschlupf und ausreichend Nahrung. Durchschlüpfe zu anderen Gärten ermöglichen ihm, auf der Nahrungssuche große Gebiete zu durchstreifen.

Igel gefunden – Was tun?

Wer ein verletztes Tier findet, sollte dieses zu einem Tierarzt, der sich mit Wildtieren auskennt oder zu einer Auffangstation für Wildtiere bringen. Die regionalen Natur- oder Tierschutzvereine können hierbei helfen. Der LBV möchte noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und ruft deshalb alle Naturfreund*innen dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen dem LBV-Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“ zu melden. Mitmachen ist ganz einfach: jeden lebendigen oder toten Igel über die App „Igel in Bayern“ melden oder unter www.igel-in-bayern.de.

LBV-Igeltelefon: Kompetente Beratung zu Fragen rund um den Igel

Informationen und Tipps zum Schutz von Igeln, der richtigen Fütterung und der Gestaltung eines igelfreundlichen Gartens bietet der bayerische Naturschutzverband kostenlos am LBV-Igeltelefon an. Sie erreichen das LBV-Igeltelefon Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5001.