Bildungsrundfahrt der Hauswirtschaftsschule Bamberg

Auf den Feldern der Abtei Maria Frieden lernen die Studierenden, wie Biolandwirtschaft im Gemüsebau funktionieren kann. © AELF Bamberg
Auf den Feldern der Abtei Maria Frieden lernen die Studierenden, wie Biolandwirtschaft im Gemüsebau funktionieren kann. © AELF Bamberg

„Nachts!“, sagt Franziska Löhrlein. „Es gibt tatsächlich Kunden, die nachts kommen und sich Bratwurst holen.“ Das hatte die junge Frau auch schon von anderen Betreibern gehört, bevor der am Ortsrand von Wotzendorf (Gemeinde Stadelhofen) gelegene Löhrleinshof sich ein weiteres Standbein mit dem Bau seines „Milchhäusla“ geschaffen hat.

Unter ihrer Regie läuft die Vermarktung von Milch der eigenen Kühe via Milchtankstelle und der Verkauf von Milchprodukten, Fleisch- und Wurstwaren und weiteren in landwirtschaftlichen Betrieben hergestellten Lebensmitteln. Zwei moderne Kühlautomaten stehen im von der Familie in Eigenleistung errichteten Verkaufshaus. Seit Frühjahr 2022 gibt es einen „Ableger“: Ein kleineres Gebäude, in dem es Eis gibt.

All dies erfuhren die Studierenden des einsemestrigen Studiengangs an der Hauswirtschaftsschule Bamberg im Rahmen einer Exkursion im Fach „Landwirtschaft und Erwerbskombination“. Die neun Frauen und ein Mann werden im Frühjahr 2023 den Abschluss zur „Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung“ erwerben und im Sommer die Hauswirtschafter-Prüfung ablegen. Bei dieser Lehrfahrt standen Beispiele, wie Landwirte sich zusätzliche Einkommensquellen erschlossen haben, im Blickpunkt.

Dass auch vor der Aufstellung eines Warenverkaufsautomaten Markt- und Standortanalysen gemacht werden müssen, überraschte die Studierenden nicht – hatten sie sich doch im Unterricht schon mit einigen betriebswirtschaftlichen Grundlagen beschäftigt. Überrascht war die Gruppe allerdings von der Höhe der Investitionen und dem Zeitaufwand für den Betrieb der Automaten. Zwar stammen (außer der Milch vom eigenen Hof) alle Waren aus der näheren Umgebung, aber auch die müssen immer wieder frisch geholt und einsortiert werden.

„Wer glaubt, dass wir in Wotzendorf mit unserem Milchhäusla weit ab vom Schuss sind, der täuscht sich“, ließ Franziska Löhrlein die Studierenden und ihre Lehrkraft wissen. „Wir haben das Glück, recht nah an der Autobahnanschlussstelle zu liegen. Außerdem ist die Ortsdurchgangsstraße eine Einfallsroute ins Urlaubsgebiet Fränkische Schweiz.“ Zwei Schwestern von Franziska haben sich zu Erlebnisbäuerinnen ausbilden lassen. Somit könnte der Löhrleinshof seine Angebote irgendwann nochmals erweitern. Schon jetzt ist der Hof ein kleiner Anziehungspunkt für Kinder, die mit ihren Eltern zum Milchholen kommen. Sie können Kaninchen und Ziegen anschauen, mit kleinen Tret- und Rutschtraktoren umherfahren und von außen einen Blick in den Kuhstall werfen.

Einen ganz anderen Weg ist die Familie Gemmel aus Kirchrüsselbach (Markt Igensdorf) gegangen. Sie verarbeitet Milch ihrer Kühe seit einiger Zeit zu Käse, Joghurt und Quark und vertreibt die Produkte in Einkaufsmärkten und kleineren Läden, liefert aber auch zu Kunden nach Hause. Kopf der „Milchmannschaft“ ist Andreas Gemmel. Er hat, zusammen mit der Familie und Angestellten (unter anderem ein Käse-Profi aus der Schweiz) die Projektidee „Käserei“ in die Tat umgesetzt. Noch besteht die Produktionsstätte aus zwei für diesen Zweck ausgerüsteten Containern. Die Pläne für den Bau einer größeren Käserei haben längst alle Hürden genommen. Baumaterial-Lieferprobleme und andere Widrigkeiten im Zusammenhang mit Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie allerdings verzögern alles.

Ein Mann mit zwei Passionen und zwei Meisterbriefen ist Markus Huberth aus Eggolsheim. Und auch seine Arbeitszeit unter der Woche ist zweigeteilt. Schwerpunktmäßig am Wochenende hantiert er zusammen mit seiner Frau mit Pfannen, Töpfen, Kombidämpfern.

Mit seinem eigenen Catering hat sich der Küchenmeister einen Traum erfüllt. Im ehemaligen Stall- und Scheunenkomplex neben seinem Elternhaus hat er im Erdgeschoss seine Küche eingerichtet und im ersten Stock einen Veranstaltungsraum mit Kochschule.

Der Schweinezuchtbetrieb ist vor einigen Jahren nach Bammersdorf ausgesiedelt. Dort verbringt der Landwirtschaftsmeister den anderen Teil seiner Arbeitszeit – und kann dort das Aufwachsen jedes Spanferkels, das auf den Tellern seiner Catering-Kunden landet, beobachten.

Ökolandbau war das Thema einer weiteren Lehrfahrt der Studierenden. In der Landwirtschaft der Abtei Kirchschletten (Markt Zapfendorf), auf dem Naturlandhof Weiß in Laibarös (Gemeinde Königsfeld) und beim Biolandhof Mohl in Abtsdorf (Gemeinde Frensdorf), ging es um die Grundsätze naturnaher Landwirtschaft und deren Umsetzung in den Betrieben mit ganz unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten.

Bei der Exkursion im Fach „Garten und Natur“ schließlich wurden zwei Studierende selbst zu Referenten. Josef Erlacher führte seine Kolleginnen durch den Bamberger „Hopfengarten“, in dem die Gärtnerfamilie Emmerling den Hopfenanbau nach Bamberg zurückgebracht hat und mit der eigenen Ernte Craft-Biere braut. Petra Gräf-Schmitt ließ die Gruppe an ihrer Leidenschaft fürs Destillieren von Pflanzenextrakten teilhaben und zeigte, wie ein Lavendel-Hydrolat entsteht. Ein Besuch der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau mit ihrem Versuchsgartenbau war eine weitere Station.