Heft Nummer 5 der Waischenfelder Hefte beschäftigt sich mit dem Historiker Dr. Michel Hofmann

Der Waischenfelder Geschichtsforscher Dr. Michel Hofmann

Heft Nummer 5 der Waischenfelder Hefte beschäftigt sich mit dem Historiker Dr. Michel Hofmann Juli 2022

Für den Tourismus in der Fränkischen Schweiz, den Dr. Michel Hofmann als wichtigen wirtschaftlichen Erwerbszweig schätzte, konnte er nachweisen, dass es keine Region in Deutschland gibt, die länger den Tourismus betreibt wie Bamberg und die Fränkische Schweiz. Foto Titelseite: Reinhard Löwisch

Dass der Ort mit seinem 700 Jahre alten Stadtrecht zu den ältesten und bedeutendsten Orten in der nördlichen Fränkischen Schweiz zählt, ist spätestens seit der 700 Jahre-Stadtfeier im Jahr 2015 bekannt. Was aber viele nicht wissen ist die Tatsache, dass es ein Waischenfelder war, der die wissenschaftlichen Nachforschungen zur Geschichte der Stadt, ja sogar zur Fränkischen Schweiz auf ein überprüfbares hohes Niveau hob. Dass dieser Mann nicht für seine heimatkundlichen Forschungen, sondern durch ein Musikstück großen Bekanntheitsgrad errang zeigt, dass die Musik offenbar eher die Menschen des 20. Jahrhunderts begeistert als die Heimatkunde. Dem abzuhelfen, sind die Waischenfelder Hefte ins Leben gerufen worden.

Dr. Michel Hofmann hieß der Geschichtsforscher. Er war als Archivar lange Zeit am Staatsarchiv Bamberg tätig sowie als Feuilletonredakteur an der Bamberger Tageszeitung „Fränkischer Tag“, wo er die „Fränkischen Blätter für Geschichtsforschung und Heimatpflege“ begründete und über viele Jahre herausgab, bis er Leiter des Staatsarchivs in Würzburg wurde. Er saß als Historiker an der Quelle und konnte „aus dem Vollen schöpfen“, würde man heute sagen. „Seit es diese einzigartige Heimatbeilage einer Tageszeitung nicht mehr gibt, ist ganz Franken um eine Stimme ärmer, die im Chor aller ähnlichen Unternehmungen unbestritten den Ton angab. Niemals wird es je so etwas wieder geben“ – schrieb Wilhelm Müller, 1. Vorsitzender des Vereins Archiv für Geschichte von Oberfranken in seinem Nachruf auf Hofmann 1968. Er hatte Recht, den nach Hofmann kam nichts mehr Gleichwertiges – zumindest aus Waischenfelder Sicht. Die Waischenfelder Heimatkunde lebte weiter mit den Erkenntnissen seiner Forschungen zum Beispiel über die „Entstehung der Urpfarrei Nankendorf“, über „den letzten Schlüsselberger“ aber auch zum „Ferienidyll Doos“.

Bis heute maßgebend seine Betrachtungen zur „Entstehung des Landkreises Ebermannstadt“, oder seine „ältesten Nachrichten aus geschichtlicher Zeit“ über Waischenfelds Gründerzeit. Schon damals (1959) wusste er, dass es keine Urkunde mit dem Ortsnamen Waischenfeld gibt, die älter ist als 1122, was den Ausschlag gab zu den diesjährigen Feierlichkeiten der ersten Namensnennung vor 900 Jahren (wir berichteten). Alle Spekulationen über ältere Nennungen erwiesen sich als Luftnummer, da es an Beweisen, sprich einer noch älteren Urkunde fehlt. Ohne ihn gäbe es diese Erkenntnisse nicht und Waischenfeld hätte ohne ihn keine Geschichte. Denn alle Heimatkundler nach ihm profitierten von seiner Vorarbeit.

Für den Tourismus in der Fränkischen Schweiz, den er als wichtigen wirtschaftlichen Erwerbszweig schätzte, konnte er nachweisen, dass es keine Region in Deutschland gibt, die länger den Tourismus betreibt wie Bamberg und die Fränkische Schweiz. Seit 1602. Damals brachte ein Landmesser namens Petrus Zweidler einen (später sehr berühmt gewordenen) Stadtplan von Bamberg auf den Markt, den er mit einem ursprünglich lateinischen Text über die „Merkwürdigkeiten“ Bambergs und der Umgebung garnierte; faktisch also den ersten Reiseführer der Welt schuf. In ihm ist die „Gailnreuther Höhle“ beschrieben, die schon damals berühmt war ob ihrer zahlreichen Tierknochenfunde. Insgesamt sind mehr als 100 meist geschichtliche Veröffentlichungen aus seiner Feder bekannt, die wichtigsten davon in Bezug auf Waischenfeld finden sich in dem Heft.

Durch seine Frau Eugenie Haemmel lernte er in den 1930-er Jahren in München den Komponisten Carl Orff kennen, für den er die alten Texte mittelalterlicher lateinischen Handschrift mit den Namen „Carmina Burana“ (Lieder aus Benediktbeuren) bearbeitete und übersetzte und das 1937 uraufgeführt anschließend zum bekanntesten Chorwerk des 20. Jahrhundert avancierte. Aber das ist eine andere Geschichte, die könnte an anderer Stelle erzählt werden. Im zweiten Teil des Heftes gibt Frohmut Dangel-Hofmann, eine der beiden Töchter von Michel Hofmann Einblicke in die Familiengeschichte und in die Vita von „DrMH“ – so sein berühmtes Namenskürzel. Das Heft ist ein weiterer Baustein, in der Historie Waischenfelds, anlässlich der Feiern zum 900. Geburtstag. Auch dieses Heft ist beim „Spiel-Sponsel“ in der Waischenfelder Vorstadt zum Preis von zehn Euro erhältlich: Dort gibt es auch noch Restexemplare der ersten vier Hefte (Kriege, 900 Jahre, 19. Jahrhundert und über Lehrer Krems), die auch beim Herausgeber der Heftreihe Reinhard Löwisch (www.loewisch.com) bestellt werden können.