Umweltminister Thorsten Glauber zu Besuch im Fränkischen Kirschenland

Thorsten Glauber
Thorsten Glauber

„Kirschen sind mehr als hochwertiges Steinobst.“ Dies sagte Umweltminister Thorsten Glauber während eines Ortstermins mit der Fränkischen Kirchenkönigin Lena Mirschberger in einem Kirschgarten in der Nähe von Bärnfels mit einem 80 bis 90 Jahre alten Baumbestand. Es ging dabei vor allem um den Erhalt und den Ausbau von Streuobstwiesen die seit 2021 immaterielles Unesco-Kulturerbe sind.

Glauber war gekommen um mehr über den Kirschenanbau zu erfahren und welche aktuellen Herausforderungen es dafür im Zeichen des Klimawandels zu meistern gibt. Gemeinsam mit den Kirschenbauern im größten Süßkirschenanbaugebiet Europas gelte es den Kirschenanbau zu sichern und als Kulturerbe zu bewahren. Durch die Sicherung des Kirschenanbaus in der Fränkischen Schweiz bewahre man die kulturelle Identität und Lebensqualität der Heimat, stärke die biologische Vielfalt und die regionale Wirtschaftskraft. 2000 Kirschenbauern pflegen über 200 000 Kirchbäume auf einer Anbaufläche von 2 500 Hektar. Sage und schreibe 94 Prozent der bayerischen Süßkirschen kommen aus der Fränkischen Schweiz. Für die Kirschenbauern ein hartes Brot. Sie leisten aber weitaus mehr als nur die Produktion süßer Früchte. Alle Obstbauern erhalten mit ihrem Einsatz die noch intakte kleinteilige Kulturlandschaft und das typische Landschaftsbild, sichern die Artenvielfalt, bewahren das kulturelle und kulinarische Erbe, begeistern die Touristen und leisten einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wirtschaftskraft und zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Es gelte diese Kulturlandschaft viel besser in den Tourismus mit einzuweben.

„Viel zu bescheiden sind die Menschen in der Fränkischen Schweiz. Sie müssten viel öfter erzählen wie toll und schön es hier ist“, so Glauber. Allerdings ziehen auch Wolken auf am „Kirschenhimmel.“ Denn der Kirschenanbau in Franken wird zunehmend schwieriger und steht vor großen Herausforderungen. Wegen schwieriger werdender Marktbedingungen hören immer mehr Kirschenbauern auf. Vor 20 Jahren lieferten noch 280 Landwirte ihr Obst an die Obstgenossenschaft in Pretzfeld, heute sind es nur noch 115. Vor allem die Direktvermarktung steht unter starkem Konkurrenzdruck mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Gerade die fränkische Kirsche muss mit billig produzierter Ware aus Südeuropa konkurrieren.

Zu schaffen macht aber auch der Klimawandel. Krankheiten und Schädlinge setzten den Obstbäumen zu die wegen Hitze und Trockenstress ausfallen. Spätfrostereignisse führen ebenso zu Ernteausfällen wie Starkregen oder Hagelschlag. Gleichzeitig nehmen Krankheiten wie Monilia und Schädlinge wie die Kirsch-Essigfliege zu und teilweise müssen die Bauern ihre Kulturen unter hohem Kostenaufwand überdachen oder zur Vogelabwehr einnetzen. Glauber versprach aber, dass die Politik die Kirschbauern nicht allein lasse. So wurde der Streuobstpakt geschlossen und gemeinsam werden neue Ideen aus altem Wissen entwickelt. Spezialisten des modernen Kirschenanbaus arbeiten Hand in Hand mit Kennern alter Sortenbestände. Damit wolle man den Wissensschatz bergen der in alten Streuobstwiesen schlummert. Dazu wurden Förderprogramme durch die Staatsregierung aufgelegt für die im Landkreis Forchheim Claudia Munker als Projektmanagerin für Steinobst des Landschaftspflegeverbands zuständig ist. Zum Beispiel für den Obstbaumschnitt. Wer einen Antrag stellt bekommt 100 Prozent Zuschuss für den Sommerschnitt auf Streuobstwiesen. Experten dafür sind die Baumpfleger Robert Degart und Jeremias Aigner. „Im Herbst und Winter sollte man die Bäume nicht schneiden, weil man den Bäumen damit die Kräfte wegnimmt“, erklärt Degart. Von März bis spätestens August ist der beste Zeitpunkt dafür.

Was dem stellvertretendem Bauernverbandskreisobmann Reinhard Friedrich besonders unter den Nägeln brennt ist der Wassernotstand. Um dagegen zu halten Neuzüchtungen für die Zukunft die nicht so viel Wasser brauchen. Die gibt es in der Tat schon, bestätigt Elias Schmitt, Leiter der Obstbauversuchsanlage Hilpoldstein. Altbestände auf Streuobstwiesen müssen so lange wie möglich erhalten bleiben. In die Lücken der Kirschbäume bei Bärnfels kann man aber auch Apfelbäume einer alten Sorte nachpflanzen. Profi-Kirschbauern wie Vizelandrat Otto Siebenhaar ist davon überzeugt, dass es mehr als Kirschbäume gibt für eine Streuobstwiese. Munker ist da anderer Meinung. „Dies muss man klar differenzieren´“, sagt dazu Friedrich. „Wenn, dann muss man die Bäume auch pflegen“, betont Siebenhaar. Weitere Stationen von Glaubers „Kirschentour“ waren die Confiserie Pieger in Schlaifhausen und die Obstwiese der Familie Schmitt in Oberehrenbach.