Hof: Güter zurück auf die Schiene! Oberfränkische Logistiker diskutieren Möglichkeiten
Die Autobahnen sind überfüllt, Berufskraftfahrer werden zur Mangelware und immer mehr Unternehmen wollen ihren CO2-Ausstoß reduzieren. Fazit: Der Gütertransport per Bahn wird immer interessanter. Die Möglichkeiten des nachhaltigen Transports standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung im IHK-Bildungszentrum Hof.
In einer gemeinsamen Veranstaltung der IHK für Oberfranken Bayreuth, der Logistik Agentur Oberfranken und der DB Cargo gingen verschiedene Referierende und Talkteilnehmer der Frage nach, unter welchen Voraussetzungen verstärkt Güter von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. Der Anteil der Schiene – so die Zielvorgaben aus der Politik – soll bis 2030 von 18,5 auf 25 Prozent steigen. „Angesichts der Leistungsfähigkeit des Netzes und der notwendigen Sanierungen wird dies eine Mammutaufgabe“, so Stephan Jarmer, Verkehrsreferent der IHK für Oberfranken Bayreuth, in seiner Begrüßung. Auch dem Hofer Landrat Dr. Oliver Bär gehen Ausbau und Modernisierung der Bahn zu langsam. Bär: „Ich werde nicht müde, bei jeder Gelegenheit für den Ausbau, die Modernisierung und die Elektrifizierung der Bahn in Oberfranken zu werben.“
Wie kommen Güter auf die Schiene?
Vor wenigen Jahren standen bei Kundenanfragen noch die Transportkosten im Mittelpunkt, so Dennis Bressel von der DB Cargo. Längst hat die Frage nach der Höhe der CO2-Einsparung einen ähnlich hohen Stellenwert gewonnen. Bressel: „Ein Zug kann immerhin 52 Lkw ersetzen.“ Vielen Kunden ist nicht klar, dass der Transport von Gütern per Schiene bereits ab der Beauftragung eines Einzelwagens erfolgen kann und sie keinen eigenen Gleisanschluss benötigen. Die durchschnittliche Transportweite betrug im vergangenen Jahr 374 Kilometer, das bedeutet, dass auch mittellange Strecken für den Transport per Schiene attraktiv sein können.
Klaus Hohberger von Bayernhafen Bamberg, Armin Götz von der IGE in Hersbruck und Andreas Ritter von Contargo Combitrac in Hof stellten sich den Fragen von Andreas Weinrich, dem Geschäftsführer der Logistik Agentur Oberfranken e.V. Für alle drei ist der Transport von Gütern Tagesgeschäft. Alle drei verzeichnen in den vergangenen Wochen eine steigende Nachfrage, merken aber auch, dass die Infrastruktur längst an ihre Grenzen gestoßen ist. Götz: „Ich bin seit über 40 Jahren Eisenbahner mit Herz und Seele. Was momentan auf der Schiene abgeht, ist eine Katastrophe!“ Für ihn sei absolut nicht nachvollziehbar, wie vor diesem Hintergrund der Anteil der Schiene gesteigert werden soll.
Baustellenabstimmung als Schwachstelle Er kritisiert dabei in erster Linie, dass die Abstimmung innerhalb der DB Netz bei Baustellen fehle. Erst wird eine Strecke gesperrt, weil der Schotter ausgetauscht werden muss, Wochen später die Bahnstromleitung, wieder zu einem anderen Zeitpunkt die Weichen oder die Gleise. „Das führt jedes Mal zu einer Sperrung ein und derselben Strecke und führt zu erheblichen Verspätungen. So etwas muss gleichzeitig abgearbeitet werden.“ Hier sei auch der Bundesverkehrsminister gefragt.
Als hätte er es geahnt, hat Bundesverkehrsminister Wissing bereits wenige Stunden nach Beendigung der Veranstaltung in Hof einen Sanierungsplan vorgestellt, der diese Kernforderung aufgreift: Eine Bündelung bei Bau- und Erneuerungsmaßnahmen im Streckennetz der Schiene soll zum Standard werden.
Planungsaufwand ist erheblich
Auch Hohberger und Ritter kritisieren die fehlende Pünktlichkeit etwa wegen der Umleitungen. Ritter: „Diese Verspätungen kann ich im Terminal noch auffangen, aber nur mit hohem Planungsaufwand und flexiblen Mitarbeitern.“ Die im Hafen Bamberg angesiedelten Unternehmen helfen untereinander aus, ergänzen sich bei den Leistungen. Hohberger: „Wir sind eine echte Hafenfamilie.“
Maximilian Weiß und Annette Wilms-Langer gehen abschließend darauf ein, wie Unternehmen ihre Güter konkret auf die Schiene bringen können. In Nordbayern gibt es etwa in Hof oder Wiesau Terminals für den kombinierten Verkehr, der Hafen Bamberg ist für den trimodalen Verkehr eingerichtet, so Weiß. Hinzu kommen noch Ladestellen der DB Netz AG in Bayreuth, Kronach und Neuenmarkt-Wirsberg sowie Freiladegleise von DB Cargo in Lichtenfels oder Marktredwitz. Wie ein Unternehmen zu einem geförderten Gleisanschluss kommt, skizziert Wilms-Langer. Aktuell befassen sich mehrere Unternehmen in der Region mit dieser Option. Wilms-Langer: „Teilweise geht es um die Reaktivierung bereits bestehender, teilweise um die Einrichtung neuer Gleisanschlüsse.“
Die anwesenden Logistiker und Kommunen waren sich einig, dass sowohl der Transport über die Schiene als auch entsprechende Verlademöglichkeiten wichtige Standortkriterien darstellen. Es bestand aber auch große Einigkeit darüber, dass es extrem schwierig wird, den Transportanteil der Schiene spürbar zu erhöhen.
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