Pontifikalamt mit Weihbischof Herwig Gössl zum Patrozinium der Basilika Gößweinstein zur Heiligsten Dreifaltigkeit
„Sei gelobt und hochgepriesen, heiligste Dreifaltigkeit!“ Aus ungezählten Kehlen erklang das Lob des dreifaltigen Gottes am Dreifaltigkeitssonntag in Gößweinstein. Mit diesem Hochfest wird gleichzeitig das Patrozinium der Basilika gefeiert, die der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist. Insgesamt 18 Wallfahrten pilgerten am Dreifaltigkeitswochenende zur Gnadenstätte nach Gößweinstein.
In die Schar der Pilger reihte sich auch der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl ein. Er war nach Gößweinstein gekommen, um mit den vielen Gläubigen das Pontifikalamt zu feiern. Schon in seinen Begrüßungsworten freute sich Gössl, dass es ein Geschenk sei, im Erzbistum das Heiligtum der Dreifaltigkeit zu haben. Dieses Gnadenbild mit Maria, der Mutter Jesu, die als Vorbild für die Menschen, die Gnadengabe in Empfang nimmt. So wie Maria voll Demut Gott lobt, so können sich auch die Menschen Gott nähern, um ihn zu erfahren. Auch die Gottesdienstgemeinde habe dies mit der zweiten Strophe des Liedes zum Ausdruck gebracht: „Voller Demut wir erscheinen, Vater, hier vor deinen Thron,“ so der Weihbischof.
In seiner Predigt führte Gössl aus, dass der Glaube an den einen Gott in drei Personen das große Unterscheidungsmerkmal des Christentums sei. Schon die Taufe werde „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ gespendet. Und auch in der Liturgie richteten sich die meisten Gebete an „den Vater durch den Sohn im Heiligen Geist“. Er habe allerdings den Eindruck, dass für viele Christen diese zentrale Glaubensgeheimnis eher bedeutungslos sei, da es wohl als zu abstrakt angesehen wird. So stellte er die Frage in den Raum, was die Lehre von der göttlichen Dreifaltigkeit, was dieses Gottesbild für unser Leben als Christen und als Kirche bedeute.
Zum einen verweise die Lehre vom einen Gott in drei Personen darauf, dass Gott für die Menschen immer ein Geheimnis bleiben werde. Gott bleibe dem Verstand der Menschen entzogen, nur ein Nähern sei möglich. Die einzige Weise, sich Gott zu nähern, sei daher die liebevolle Anbetung, genau so, wie es die Wallfahrerinnen und Wallfahrer durch den Gottesdienst und ihr Gebet praktizierten. Dennoch gebe es so vieles, was den Glauben verunsichere, wie die Erfahrung von Unrecht und Leid. Gerade in diesen Situationen könnten wir im Glauben vorankommen, wenn wir an Gott festhalten, die Hoffnung und die Liebe nicht verlieren. Dann könnten wir auch die Kraft spüren, die von Gott zufließe. Ein Mensch, der das Geheimnis Gottes respektiere, werde, trotz allem Bedrohlichen, das ihn umgibt, mit Hoffnung und Zuversicht beschenkt. Eine weitere wichtige Bedeutung für uns sei die Lehre von der göttlichen Dreifaltigkeit deshalb, weil sie besagt, dass Gott nicht einsam, sondern Beziehung, dass Gott Liebe ist. Einsamkeit sei für die Menschen ein Problem. Dies wüssten wir nicht erst seit in der Corona-Pandemie. Schon heute warnten manche davor, dass aufgrund der hohen Anzahl an Singles nicht nur die Frage der Pflege, sondern auch die Vereinsamung im Alter auf die Gesellschaft zukommen könnte. „Wir würden verkümmern ohne menschliche Bezüge, ohne die Erfahrung geliebt zu sein und andere zu lieben“, zeigte sich Gössl überzeugt. Dabei sei Beziehung zu anderen auch anstrengend. Sie erfordere Aufmerksamkeit und Frustrationstoleranz. Dies war auch schon bei den Jüngern Jesu so, als sie beispielsweise um die besten Plätze im Reich Gottes stritten oder ihn nach seiner Verhaftung im Stich ließen. „Deshalb halten wir auch heute daran fest, dass es eine Kirche als verbindliche Gemeinschaft der Glaubenden braucht, weil das vom Herrn der Kirche so gewollt ist und dass es unmöglich ist, Christ zu sein, ohne Kirche zu sein“, stellte der Weihbischof klar. Die Wallfahrerinnen und Wallfahrer gäben dafür ein Zeichen. Auch wenn Sie sich vielleicht nicht als besonders kirchlich bezeichneten oder regelmäßig sonntags den Gottesdienst mitfeierten. „Sie geben durch die Wallfahrt ein Zeichen dafür, was Kirche ist und ausmacht: Eine Gemeinschaft unterwegs, die miteinander betet, schweigt, redet und feiert. Wo man sich aufeinander freut, in der man aufeinander Rücksicht nimmt und sich gegenseitig ermutigt. Wo jede und jeder die eigenen Stärken und Fähigkeiten einbringen kann und mit den Schwächen und Fehlern akzeptiert wird. Wo man weiß: Wir werden erwartet, am Wallfahrtsort und zu Hause,“ dankte Weihbischof Herwig Gössl. Der Gott, den wir feiern, sei nicht am Ende mit seiner Geduld. Er begleite und stärke uns auf unserem Weg und er erwarte uns am Ziel, wo wir IHN einst schauen und immer tiefer erkennen dürften.
Auf dem Einzug vom Pfarrhaus Gößweinstein zur Basilika und wieder zurück begleitete der Musikverein Gößweinstein unter Leitung von Thomas Müller den festlichen Zug musikalisch. Das Tagesevangelium nach Johannes wurde von Pater Ludwig Mazur verkündet. Am Ende des Gottesdienstes dankte er auch den Vertreterinnen und Vertretern des Marktgemeinderats, des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltung, an deren Spitze 1. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann, Kathrin Heckel und Georg Lang teilnahmen. Die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes oblag sowohl an der Orgel wie auch als Kantor Georg Schäffner. Da das Pontifikalamt gleichzeitig auch als Wallfahrtsamt für die Wallfahrt aus Weilersbach, St. Anna, gefeiert wurde, trugen die Lesungen aus dem Buch der Sprichwörter und dem Römerbrief Bernhard Hack und die Fürbitten Wallfahrtsführer Norbert Seiler vor. Die Freude, den Pontifikalgottesdienst ohne Corona-Beschränkungen in einer gefüllten Basilika feiern zu können, war spürbar. Als das „Großer Gott, wir loben dich“ vor dem Auszug aus der Basilika erklang, stimmte die Gemeinde kräftig mit Weihbischof Gössl zum Klang der Orgel ein.
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