Sonntagsgedanken: Dreifaltigkeit

Symbolbild Religion

Der Vater war Schwarzafrikaner, die Mutter Französin, die Tochter der beiden ein Mischlingskind. Eines Tages fragte die Fünfjährige ihre Mutter: „Vater ist schwarz, du bist weiß. Welche Farbe hat Gott?“ Die Mutter antwortete nach kurzem Überlegen: „Gott hat die Farbe von Wasser. Wie du hineinsiehst, so schaut er heraus!“

(vgl.: James McBride: „Die Farbe von Wasser“.)

Liebe Freunde,

Welche Farbe hat Gott? Diese Frage des 5jährigen Kindes kommt nicht von ungefähr. Würden wir ihn auch nicht gerne einmal sehen, diesen unseren Gott? Und vor allem würden wir nicht auch gerne verstehen, wie das mit dem Gott in drei Personen gemeint ist? Ein Gott und doch 3 Personen, wie kann das sein? Ist Gott jetzt einer oder sind es 3 Götter? Vielleicht ist es so zu verstehen: Gott ist schon immer da gewesen, am ersten Weihnachtsfest hat er einen Sohn bekommen und an Pfingsten kam dann noch der Hl. Geist dazu.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Nein, genauso ist es gerade nicht zu verstehen. Gott ist nicht dreifach: Er ist ein und derselbe.

Gott hat die Farbe von Wasser: „Wie du hineinschaust, so schaut er heraus.“ Und deswegen schaut er uns auf dreifache Weise an:

Als Gott, der uns Vater und Mutter ist, als Sohn, der an unserer Seite ist wie ein Freund und Bruder und als Geist, der uns stärkt, ermutigt und aufrichtet.

Denn Gott als Vater und Mutter ist der Inbegriff der Liebe. Er ist ganz und gar Liebe, Liebe durch und durch. Und diese Liebe ist allumfassend. Sie ist so allumfassend, dass wir es gar nicht begreifen können. Deswegen hat diese Liebe Hand und Fuß bekommen. Hand und Fuß in einem Menschen: in Jesus Christus. In ihm ist den Menschen diese Liebe begegnet und die Menschen, die ihm begegnet sind, haben so diese Liebe Gottes durch ihn erfahren können. Aber damit diese Liebe heute immer noch weitergegeben und erfahrbar wird, erfüllte er die Herzen der Menschen mit seinem guten Geist.

Und so liegt es an uns, ob uns in Menschen, die uns anschauen, Gott entgegenblickt. Gott liebt jeden Menschen, egal wie er ist, wer oder was er ist. Und wir? Ich frage mich deswegen: Kann man Gott durch uns wirklich erkennen, solange Egoismus und Machtinteresse unser Leben prägen?

Kann man Gott erkennen, wenn uns der Mensch rechts und links neben uns gleichgültig ist?

Kann man Gott erkennen, wenn wir die Schöpfung nur zu unserem eigenen Nutzen ausbeuten und Raubbau mit ihr treiben?

Ich versuche seit langer Zeit so gut wie möglich auf mein Auto zu verzichten und fahre mit dem Fahrrad. Schon viele tausend Kilometer sind so zusammen gekommen. Mich fragte einer: „Warum tust du das eigentlich? Das Auto ist doch viele bequemer?“ Ja, ist es auch, aber kann ich im Auto die Schöpfung genauso gut bewundern, wie wenn ich durch sie mit dem Rad fahre? Kann ich im Auto Gott im Menschen genauso sehen, wie wenn ich vom Rad absteige, wenn ich jemanden unterwegs treffe und ich mich mit ihm unterhalte und mir für ihn Zeit nehme?

Mit dem Rad kann ich dies alles. Zusätzlich tue ich auch nicht nur etwas für die eigene Gesundheit, denn ich bin ebenso ein Geschöpf Gottes und soll auf mich achtgegeben.

Ich lade Sie gerade heute am Fest der Dreifaltigkeit ein, Gott zu entdecken. Schauen Sie doch ihrem Mitmenschen einmal wieder liebevoll in die Augen, damit er Sie anstrahlt und Sie so in ihm Gott entdecken können: als die Liebe eines Vaters und einer Mutter, als der Gott, der alles aus Liebe geschaffen hat, als die Liebe, die uns in Jesus und damit in unseren Schwestern und Brüdern wie in der Natur begegnet und als die Liebe, die im Geist in unsere Herzen eingegossen ist, damit auch wir anfangen, endlich einander beizustehen und und einander zu lieben. Denn Gott will sich durch mich und durch dich anderen Menschen schenken.

Ich wünsche Ihnen viele gute Begegnungen, Begegnungen mit sich selbst, mit anderen und dadurch mit Gott.

Haben Sie einen guten Sonntag!

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen